laut.de-Kritik
Downpilot? Nie gehört. Aber dafür jetzt umso mehr.
Review von Alexander CordasHolla die Waldfee! Völlig unverdächtig, ein ausgemachter Balladenheini zu sein, zieht es mir beim Opener "Mars And The Moon" doch gleich mal dezent die geringelte Emo-Socke aus. Was sonst lediglich einem Trent Reznor gelingt, nämlich mit sparsamster Instrumentierung ein auf die Tränendrüsen drückendes Stücklein Musik zu erschaffen, scheint Paul Hiraga ebenso wenig Probleme zu bereiten.
Das sitzt. Aber statt auf dieser Schiene weiterhin die herbstliche Depression zu kultivieren, nimmt er kurz darauf lieber die Elektrifizierte zur Hand und schüttelt sich dezent aber bestimmt einen wunderhübschen Gitarrenpop aus dem Ärmel. Downpilot? Nie gehört. Aber dafür jetzt umso mehr. Hiraga komponierte hier einige Tracks, die einen herrlich sentimental in das Exil des gerechten Selbstmitleids eintauchen lassen. Und das Beste: Man kommt sich dabei nicht einmal doof vor.
Wer von den dezenten Molltönen eines "Tiny California" nicht begeistert ist, den will ich nicht einmal kennen. Hübsch weinerliches Violinengejammer erhebt sich über Flötenklänge ins gefühlte Lummerland. So schön darf sentimental Trauriges gerne sein. Her damit. Zwischen den ganzen Emo-Kram passen rumpelige Alternative-Songs wie "Jumpstart" ganz formidabel. Stilistisch murmelt das - vom gehauchten Gesang einmal abgesehen - etwas in die Firewater-Richtung.
"Cataracts" wagt dann doch noch den nicht für möglich gehaltenen Ausflug in fast fröhliche Gefilde. Sixties-Melodiegeplänkel, legere Saitenanschläge und immer dreckig klingende Snare-Sounds sorgen für ein schön unperfekt klingendes Gesamtbild. Der einzige Wehrmutstropfen, der in das ansonsten mit angenehm und rundum gelungenen Kompositionen gefüllte Glas gelangt, ist die mit 35 Minuten doch eher spartanisch ausgefallene Gesamtspielzeit. Da hätte man sich doch gerne noch etwas länger den musikalischen Eskapaden des Herrn H. hingegeben.
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