laut.de-Kritik
Metallischer Punkrock mit Haltung.
Review von Kai ButterweckIm Spätherbst 2014 verneigten sich zahlreiche große und kleinere Band-Kaliber der gesamten Republik vor dem Vierteljahrhundert-Schaffen der Herren Schröder und Co. ("25 Jahre - 25 Bands"). Bands wie In Extremo, Heaven Shall Burn und die Killerpilze sagten artig "Danke!" und verewigten sich mit unterschiedlichsten Tribute-Sounds auf einem pickepackevollen Album, das den Dritte Wahl-Verantwortlichen Freudentränen in die Augen trieb.
Drei Jahre später drehen die Rostocker nun den Spieß um. Wie jetzt? Dritte Wahl covern die Killerpilze? Nein, natürlich nicht. Das zehnte Studiowerk der Alt-Punks aus dem hohen Norden beinhaltet weder Coversongs noch sonst irgendwelche offensichtlichen Dankesgrüße in Richtung München, Saalfeld oder Berlin. Verbindend ist das Inspirationsfundament, denn auch "10" verweist auf zahlreiche Einflüsse außerhalb der eigenen musikalischen Komfortzone.
Zwar treffen dreckige Vocals nach wie vor auf Punkrock-Vibes, die zum Pogen einladen. Unter der Oberfläche jedoch pumpt das Rostocker Reminiszenz-Herz stärker denn je. Gleich zu Beginn heften sich Dritte Wahl an die Fersen von Mike Ness ("Scotty"). Zehn Minuten später spendet auch der Rest der Social Distortion-Belegschaft Beifall. Mit wummerndem Bass und treibenden Drums berauschen sich Dritte Wahl an satten "Don't Drag Me Down"-Vibes. Dazwischen hüpft man wahlweise im Überschall- oder Midtempo über den Tellerrand. "Feind Des Guten" saust im Speed-Metal-goes-Ufta-Punkrock-Modus durch die Boxen. "Der Himmel Über Uns" erinnert nicht nur zu Beginn an Bryan Adams' "Summer Of 69".
Im 31. Bandjahr stöbern Dritte Wahl im Platten-Archiv der eigenen Jugend. Neben sattem Punk der alten Schule haben die Herren in den Achtzigern scheinbar auch diverse Arena-Rock- und Metal-Platten abgefeiert ("Wenn Ihr Wüsstet", "Zum Licht Empor"). Zwischen den Hosen und Accept pendelnd schießt die Band aus allen Rohren. Und auch inhaltlich stellen sich Dritte Wahl in die erste Reihe, wenn es darum geht, den Finger in offene Wunden zu legen. Korrupte Schlipsträger, Weltzerstörer und sich in die Hosen machende Gesellschaftslemminge: Sie alle kriegen auf "10" ordentlich was vor den Latz geknallt.
3 Kommentare
Ist ne gute Platte geworden, kommt aber nicht ganz an den Vorgänger ran. Da war einfach noch mehr Variantenreichtum drauf.
Super Album. Die Qualität vom Vorgänger "Geblitzdingst" konnte spielend gehalten werden. Damit gehören "Dritte Wahl" endgültig auf die großen Bühnen des Landes.
Ganz ehrlich. Ich finde die Scheibe grauenvoll!