laut.de-Kritik

Schubladen sind nur etwas für alte Möbel.

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Um das Projekt Egoexpress der beiden Herren Mense Reents und Jimi Siebels war es in letzter Zeit recht still. Die letzte Veröffentlichung datiert aus dem Jahr 2001. Aber nun - nach längerer Schaffenspause - melden sich die zwei Hamburger mit "Hot Wire My Heart" zurück. Kein Paukenschlag für den Massengeschmack, aber eine sehr solide Standortbestimmung. Und im Technobereich sicher ein Kandidat für den Titel "Album des Jahres".

Von den Elektropunkklängen aus Anfangszeiten blieb über die Jahre allenfalls noch der Rocker "Links Eine Hand" übrig. Der Rest des Albums bewegt sich inzwischen stilsicher in House- und Techno-Sphären. Großartige Neuerungen bleiben aus, dennoch reicht es allemal für die gute Unterhaltung. Der Sound kommt sogar ganz ohne Samples aus, ohne dabei an Frische oder Spannung zu verlieren.

Zwischen den zehn Stücken ist für jeden etwas dabei. Sei es das programmatische "Knartz IV", das sich bis in höhere Frequenzen ins Ohr festhartzt oder "Aranda", ein Hit, der mit ein paar zusätzlichen Bässen locker zu einem Clubhit mutieren sollte. Leichte Beute also für ambitionierte Remixer. Für die Freunde der gebrochenen Beats haben Egoexpress "Drehwinkel" in der Hand und gratis dazu gibt es ein kleines Interlude um den umtriebigen Mense.

"Oh my god, it's techno music!", in "Knartz IV" mehrfach wiederholt, ist von Anfang bis Ende des Albums Programm. Ohrwürmer inbegriffen. Und wer Ohrwurm sagt, muss natürlich auch "I'm In The Army Now" erwähnen, ein eher düster gehaltenes Stück mit kompromisslosem Bass. Oder alternativ: "Dumkraft". Auch letzteres lässt weder den Hörapparat, noch den Körper in Ruhe. Der Rhythmus fängt ein und zieht auf die Tanzfläche.

Der Titeltrack "Hot Wire My Heart" besticht durch treibende Rohheit und sphärische, beinahe trancige Flächen, die mühelos Hände in die Luft zu reißen vermögen. Und wem das alles noch nicht genug ist, der bekommt sogar einen unbetitelten Hidden Track geboten. Eine entspannte Melange aus Ambient und House. Spätestens hier sollte jedem klar sein, dass Schubladen nur etwas für alte Möbel sind.

Egoexpress haben mit "Hot Wire My Heart" ein Album zusammen geschnürt, das - wie auch schon bei den Alben zuvor - sicher den ein oder anderen skeptischen Indierocker sanft in Technogefilde hinein begleitet.

Trackliste

  1. 1. Aranda
  2. 2. I'm In The Army Now
  3. 3. Knartz IV
  4. 4. Pay The Beat
  5. 5. Hot Wire My Heart
  6. 6. Everybody
  7. 7. Drehwinkel
  8. 8. Braune Brücke
  9. 9. Dumkraft
  10. 10. Links Eine Hand

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