10. Mai 2010
"Manowar sind nur noch lächerlich"
Interview geführt von Michael EdeleEisbrecher-Sänger Alexx Wesselsky spricht u.a. über Schlagertendenzen bei Unheilig und die "Geboren Um Zu Leben"-Kampagne.Als ich den Backstageraum betrete, ist Alex gerade mit einer akustischen Gitarre bewaffnet und probt mit Gitarrist Jürgen ein Medley aus "Tränen Lügen Nicht" und Unheiligs "Geboren Um Zu Leben". Nach ein paar Minuten ist die Sache abgeschlossen und der Sänger widmet sich nach kurzem Zigarettensuchen dem Interview.
Jetzt wird's Ernst. Für welches Magazin bist du hier?
laut.de. Noch nie gehört?
Doch, klar, aber ich verwechsel das immer mit last.fm. Aber das ist ja so ein Web 2.0 Portal, oder? So eine Art Facebook nur mit Musik, oder?
Wir betreiben auch laut.fm, wofür du mir nachher noch eine schöne Station ID geben darfst ...
Ah, verstehe, laut.de, laut.de, das waren doch die, die meine Sachen schon bei Megaherz verrissen haben und die ersten Eisbrecher-Alben.
Das kann ich so nicht bestätigen. "Kopfschuss" und "Himmelfahrt" wurden zerrissen, dann hab ich mich der Sache angenommen. Die "Herzwerk II" ist bei mir gelandet, und die find ich nach wie vor gut.
Stimmt, aber davor dachte ich echt immer – bamm – hat das der Wolf-Rüdiger Mühlmann vom Rock Hard geschrieben, oder was? Da habt ihr ja echt richtig rein gehauen. Aber die Review jetzt zu "Eiszeit" fand ich richtig gut. Warst du das?
Jüp.
Das ist eine, die kann man sich durchaus auch ins Portfolio nehmen. Die hat Aussagekraft und man merkt, dass du dich mit der Scheibe beschäftigt hast. Ob die dann nur positiv oder auch kritisch ist, spielt dabei gar keine so große Rolle. Es ist ja nicht die Kritik, die einen nervt, es ist die Art und Weise. Zillo oder Sonic Seducer Soundcheck … die müssen ja nicht schreiben, dass die Platte super ist, wenn sie die nicht mögen. Die müssen auch nicht schreiben, dass die Texte nicht die schlauesten sind. Das find ich selber ja gar nicht. Ich will ja nicht Friedrich Schiller oder Franz Kafka vertonen. Das ist sicherlich nicht intellektuell, aber es ist eben auch nicht blöd!
Die Frage ist doch immer: was wollen wir eigentlich? Wir wollen tanzbare Clubmucke machen, auf Konzerten rocken und dazu brauchen wir auch Texte. Und die ordnen sich dem ganzen System eben in gewisser Weise unter. Ich kann auch Dichterlesungen machen, dann denkt jeder: 'Boah, ist der Typ hochintelligent!' Aber dann würde halt keiner tanzen. Und das ist nicht das Ziel. Mich regen einfach Kritiken auf, die nur sagen: 'Oomph! sind scheiße, Rammstein sind scheiße und Eisbrecher sind am beschissensten.' Lasst es doch einfach sein, wenn ihr die Musik gar nicht mögt. Von mir könnte man auch nichts Anständiges erwarten, wenn ich über eine neue Manowar was schreiben sollte. Ich fand die Band früher nicht schlecht, aber mittlerweile nur noch lächerlich. Also schreib ich da nix drüber, weil ich den Fans nichts Relevantes zu der Musik mitteilen könnte. Es sei denn, ich kann das Ganze objektiv halten und sagen: 'Geile Produktion, definitiv was für die Tanzfläche, aber halt nicht mein Fall.' Aber wenn man von vorne herein mit irgendwas nichts anfangen kann, dann lasst es doch einfach sein. Man muss sich nicht zu allem äußern. Was interessiert mich denn, wenn einer behauptet, dass wir nicht innovativ wären? Ja und? Scheiß doch auf Innovation. Soll ich mich so lange neu erfinden, bis alle Fans weg sind? Ach, da könnt ich mich grad in Rage reden …
Tu dir keinen Zwang an. Ich hab genügen Batterien dabei.
Das ist genauso, wie wenn ich hier meine Späße über Unheilig mache. Das ist ja nicht so, dass ich sagen würde, dass der Graf ein Arschloch ist. Ganz und gar nicht. Es geht einfach darum zu sagen, dass ich – der auch alle Unheilig-Scheiben im Schrank stehen hat – die momentane Entwicklung schwierig finde. Mir gefällt das nicht mehr sonderlich. Gerade diese Schlagertendenzen. Wir bei Eisbrecher arbeiten ja durchaus auch mit Schlagerelementen, aber es wird halt doch kein Schlager. Und bei Unheilig isses nun doch einer geworden. Aber das ist eben nur meine, persönliche Meinung.
Was mich viel eher stört, ist die Tatsache, dass man mit der Nummer "Geboren Um Zu Leben" einen auf Betroffenheit macht, um Spendengelder für Haiti zu sammeln. Das ist meiner Meinung nach zynisch und menschenverachtend. Das ist RTL-Marketing auf der untersten Schiene. Ich versteh auch nicht, wie man allen Ernstes zu Big Brother gehen kann. Damit disqualifiziert sich meines Erachtens nach jeder. Egal ob Künstler, Politiker oder was auch immer. Man muss doch nicht jeden Dreck mit machen, nur um Platten zu verkaufen. Die ganze Vermarktungskampagne, die da gerade mit Unheilig läuft, finde ich echt scheiße und peinlich. So was regt mich wirklich auf. Das hat aber nichts mit der Musik zu tun. Dass die mir auch zu schlagerlastig geworden ist, steht auf einem ganz anderen Blatt. Unzähligen anderen gefällts, also muss irgendwas dran sein. Ich schau auch nicht den Florian Silberrücken und seine Gorillabande, aber Tausende Leute tun das. Für jeden gibt's ja Gott sei Dank die richtige Mucke. So, jetzt kannst du mal ne Frage stellen (lacht).
"Irgendwann macht es Bumm, und du bist weg."
Du hast vorhin gesagt, dass sich die Texte der Musik weitgehend unterordnen. "Supermodel" erinnert musikalisch ja sehr an die Neue Deutsche Welle. Da gab es ja den Hit "Das Model". Ist da eine bewusste Verbindung von dir gewesen oder ging es dir lediglich drum, mal den ganzen Model-Scheiß im Fernsehen zu kommentieren?Naja, die 80er Jahre Versatzstücke sind bei uns ja schon immer wieder aufgetaucht. Das ist ja spätestens seit "This Is Deutsch" bekannt. Das ist einfach die Zeit, die uns mit Sicherheit am nachhaltigsten geprägt hat. Damals war ja noch wirklich alles möglich. Man durfte Iron Maiden UND New Wave hören, ohne dass man schief angeschaut wurde. Aber, wart mal kurz (ruft in den Nebenraum) Pixx, warum klingt "Supermodel" so n bisschen nach NDW?
Pixx: Findest du? Find ich gar nicht.
Find ich schon.
Pixx: Ne, ich nicht.
Alex: Wir machen hier grad Interview, falls du auch was sagen möchtest:
Pixx: Ja, find ich nicht!
Schön, dass wir das geklärt haben.
Tja, er findet's wohl nicht. Ich sag: es klingt, wie es klingt. Das ist vielleicht die Phrasierung, die ein wenig stakkatohaft ist. Aber das hat sich eben so angeboten. Den Song durften wir nicht zu kompliziert machen, er heißt ja schließlich "Supermodel" (lacht). Da heißt immer: Ja, diese 'Reim dich oder ich fress dich'-Sachen. Hallo? Das Supermodel soll ihn doch auch verstehen! Da kann der Text nur einfach und schmerzhaft sein.
Wär das vielleicht mal was als Titelmelodie für die nächste Klum-Staffel?
Klar, aber die sollen einfach aufhören ständig Neue zu suchen, das wär viel besser. Aber es ist halt ein Text, bei dem wir uns den Spaß gemacht haben, das Ganze mal zu kommentieren. Wir geben uns mit unseren Texten durchaus Mühe, aber hinterher heißt es dann immer irgendwo: 'Ach, ich vermisse die Spitzfindigkeit, blablabla.' Seit ich denken kann, heißt es immer: 'Die Texte sind im Vergleich zu Rammstein nicht provokativ genug, für Intellektuelle nicht intellektuell genug und für Dumme nicht dumm genug …' Da kannste auch drauf scheißen. Auf "Herzwerk II" haben wir uns zu sozialkritischen Themen geäußert und alle Register gezogen - dankts dir einer? Quatsch! Es ist echt scheißegal. Am Ende des Tages solltest du machen, worauf du Bock hast.
Der Song muss einfach rocken, alles andere ist dabei eigentlich nebensächlich. Wenn du eine Message brauchst oder was lernen willst, geh in die Schule, die Uni, die Bibliothek. Ich halte niemanden davon ab. Aber warum wird von mir als Künstler immer eine besondere Message erwartet? Unser Ziel ist es, die Leute zum Tanzen zu bringen und gut is. Wir machen das so – wir könnten auch anders, aber warum? Ich möchte, dass das was ich mit Eisbrecher mache, ins Herz geht – je schneller, desto besser. Dazu brauch ich keine komplizierte oder tiefsinnige Message. Wir sind keine Geschichtenerzähler, wir schreiben Songs. Wenn man von einem Konzert von uns nach Hause geht soll man sagen: Ich hab geschwitzt, ich hab getanzt, ich hab gelacht und jetzt gehts mir einfach gut. Wenn das der Fall ist, haben wir alles richtig gemacht und unser Ziel erreicht.
Die Scheibe hast du deinem Dad gewidmet. Was mich ein wenig wundert, ist dass du das nicht auch in einem Song verarbeitet hast.
Er hat sich während der Produktion von "Eiszeit" verabschiedet. Das war eine schwere Zeit. Man kann wirklich sagen, dass es Eisbrecher nur wegen meinem Vater überhaupt gibt. Weil er mich auch in ganz brutalen Zeiten immer unterstützt und an mich geglaubt hat. Dabei machen wir ganz bestimmt nicht seine Art Musik, und trotzdem ist er mal auf ein Konzert mitgekommen. Er hat uns immer dermaßen unterstützt, dass eigentlich unser ganzes Schaffen meinem Vater gewidmet ist. Das letzte Album nun eben ganz besonders. Und wenn wir dieses Mal tatsächlich den Top 10 Charteinstieg bekommen, dann hab ich das einzig und allein ihm zu verdanken. Ich weiß, wie er jetzt empfinden würde und das ist mir sehr wichtig. Wir hatten im Studio einen Song, den wir teilweise ausgearbeitet hatten, der vom Gefühl her ganz gut war. Das war relativ kurz nach dem Tod meines Vaters. Darin ging es dann auch um den Abschied von ihm, aber letztendlich wurde die Nummer nicht fertig ausgearbeitet. Deswegen ist halt kein Song auf der Scheibe, der das Thema behandelt. Letztendlich ist es ja auch eine sehr private Angelegenheit. Es war nicht der richtige Zeitpunkt oder das richtige Gefühl und auf Biegen und Brechen wollte ich da nichts machen. Da gibt es genügend andere Songs, die meine Gefühle da sehr gut beschreiben.
Mir kommt da direkt "An Deinem Grab" von der "Herzwerk II" in den Sinn. Find ich immer noch einen bärenstarken Song.
Das ist ein toller Song, aber in dem Fall eher unpassend, denn die Frage, wer an seinem Grab stehen wird, muss sich mein Vater nicht stellen! Das ist eine Frage, die sich eher jemand wie ich stellen muss (lacht bitter). Einer, der da oben auf der Bühne steht und sich von Fremden Leuten Zuspruch und Zustimmung erhofft. Warum macht man das? Warum muss man sich vor all diesen Leuten präsentieren und produzieren? All die Zeit, die wir unseren ganzen Fans zur Verfügung stellen, klaut man im Endeffekt der Familie, der Frau, den Eltern oder dem Nachwuchs. Und irgendwann macht es Bumm, und du bist weg. Dieser Text ist eher für Leute, die ständig etwas hinterher rennen und sich schließlich fragen: war's das wert? Die Frage muss sich mein Vater nicht stellen! Mein Vater war eigentlich genau das Gegenteil von mir. Der war sich selbst immer genug und hat in sich geruht. Mit wenig zufrieden, hilfsbereit, immer für andere da. Definitiv ein Geber und kein Nehmer. Da muss ich echt noch an mir feilen, hab aber zumindest ein großartiges Vorbild.
Du hast gesagt, dass du dich weder als Geschichtenerzähler noch als Vorbild siehst. Als Sänger ist man aber automatisch immer das Sprachrohr der Band.
Schon klar, aber ich hab einfach nicht das Bedürfnis, irgendwelche politischen Botschaften in meine Songs zu packen. Das kann ich auch zwischen den Songs tun. Und da sind wir auf der Bühne auch immer recht tagesaktuell. Der Standardspruch ist dann immer: 'Alex halts Maul und spiel lieber noch nen Song.' Aber wenn dir was auf der Seele brennt muss es raus. Da macht man sich zwar angreifbar, aber auf der Bühne stehen, heißt für mich auch ein bisschen, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen. Deswegen muss ich aber nicht im Studio einen auf BAP machen.
Das habt ihr auf dem Castle Rock letztes Jahr ja ganz gut umgesetzt, als vor euch die Frau Bürgermeisterin auf die Bühne kam. Dein Spruch: 'Ich würde sie wählen', war echt der Brüller!
Ja, die Frau Bürgermeisterin (lacht). Wenn es mit der Rock'n'Roll-Karriere nichts wird, lass ich mich auch mal aufstellen. Aber es hat gewirkt, wir sind dieses Jahr wieder auf dem Castle Rock. Da hat die Frau ein gutes Wort für uns eingelegt. Wie schauts mit euch aus? Ihr spielt da nicht, oder?
Nein. Wir würden sie auch nicht wählen (alle lachen).
Hätteste dich vielleicht mit der Bürgermeisterin ein bisschen besser stellen müssen.
Na wer weiß … Aber zurück zu euch. An der neuen Scheibe ist mir gleich aufgefallen, dass der Gesang nicht mehr so oft verzerrt oder verfremdet ist. Habt ihr das bewusst so gemacht, weil in der Richtung Kritik kam?
Nö, eigentlich nicht. Ich finde, die letzte Scheibe war per se einfach elektronischer und vor allem auch sehr – ich sag mal – düster. Dadurch haben sich die verzerrten Sachen beim Gesang einfach angeboten und es hat für unseren Geschmack auch gepasst. Das haben wir dieses Mal eben weitgehend wieder weggelassen. Das ist aber an sich nichts, worüber wir uns eingehend Gedanken machen. Wenn es passt, passt's eben. "Eiszeit" ist aber auch deutlich mehr ein Songalbum als "Sünde". Die Songstrukturen sind ausgeprägter als auf dem Vorgänger, der ja doch deutlich experimenteller war. "Eiszeit" ist die Scheibe, auf der ich bislang am meisten mit echtem Gesang arbeite. Puh, war auch ganz schön anstrengend. Vor allem der arme Pix hat da ganz schön leiden müssen (lacht). Auch die Tina (Gastsängerin) hat immer wieder Tipps gegeben. 'Versuchs doch mal mit Atemübungen usw'. Aber am Ende haben wirs irgendwie hingekriegt, jetzt muss es nur noch live funktionieren …
"Das ist unsere Sexbombe"
Ihr habt ja wieder bei ein paar Songs mit weiblichem Gesang gearbeitet. Gerade bei "Bombe" ist das sehr markant und sehr sexy geworden.Das find ich auch! Das ist jetzt so was wie unsere Sexbombe. Was auch immer mit der "Bombe" gemeint ist, was sie in die Luft jagen soll. Gerade durch den Einsatz des weiblichen Gesangs bekommt der Song eine komplett andere Wendung. Vor allem wie dominant Tina da auftritt, das find ich schon richtig geil! Auch bei den anderen Songs harmonieren die weiblichen Vocals einfach nur noch geil mit dem Rest, also warum sollten wir so was nicht verwenden?
Nö, hast ja recht. Solche Ideen kommen dann aber erst im Studio auf, wenn der Song schon weitgehend fertig ist, oder?
Ja, da ist der Pixx dann absolut federführend im Studio, und der hat ein super Gespür für so was. Dann probieren wir ein paar Sachen aus und schauen was passt. Wir haben ja von der ersten Scheibe an schon mit Ladies gearbeitet. Diese Mal fällt es den Leuten seltsamerweise mehr auf. Ich hoffe ja immer noch, dass Tina irgendwann mal mit uns gemeinsam auf der Bühne stehen wird.
War "Gothkiller" auch so eine spontane Entscheidung im Studio?
Ja, mehr oder weniger. Aber wenn du gerade damit anfängst: In den USA und Kanada teilt der Song die Meinungen wie Moses seinerzeit das Rote Meer. Die einen sagen: 'Um Gottes willen, hoffentlich bleibt es bei dem einen Song. Wieso singen die auf einmal englisch?' Die anderen sagen: 'Geiler Scheiß, der Song rockt dir die Socken weg.' Der Pixx hatte die Idee für den Song schon ewig liegen und hat das dann mit Rob von Lacrimas Profundere aufgenommen. Den hat er mir dann mal vorgespielt, und ich habe sofort gesagt, dass der auf die Scheibe muss. Dann haben wir halt ein Duett draus gemacht. Ob der jetzt englisch oder deutsch ist, ist uns doch scheißegal. Einmal mehr: Hauptsache es rockt! Message? Haben wir nicht. Grammatikalische Fehler drin? Auf jeden Fall! Die hab sogar ich entdeckt, aber selbst da haben wir druff geschissen. Das Ding klingt geil, klingt nach Sisters nach Billy Idol, was auch immer. Gashahn auf, Weiber, Sex, Rock'n'Roll. Wenn man einen Manowar-Text ins Deutsche übersetzt, werden dir auch die Ohren abfallen. Was solls? Vielleicht machen wir auch mal einen auf Französisch? Das ist doch cool. Wenn man den Song nach Sisters in der Disse spielt, weiß keiner, wer das ist, aber alle bleiben auf der Tanzfläche. Ziel erreicht.
Ich hab aus guter Quelle mal gehört, dass du es – vor allem auf Tour – nur sehr ungern hörst, wenn du auf deine Tätigkeit als "Der Checker" angesprochen wirst.
Ja mei, ich bin dann ja nicht als DMAX-Fritze unterwegs, sondern eben als Alex von Eisbrecher und was wir uns mit Eisbrecher aufgebaut haben, hat mit "Der Checker" ja herzlich wenig zu tun. Klar, es kommen auch viele Leute über "Der Checker" überhaupt erst auf Eisbrecher, aber ich steh da echt nicht sonderlich drauf. Ich finde das natürlich super, dass ich da in ner Sendung bin, die super läuft und die mittlerweile das Quotenzugpferd auf DMAX ist. Das ehrt und freut mich gleichermaßen. Aber es ist doch so: nach drei Jahren Checker kennen mich im Fernsehen 20-30.000 Leute und wenn ich mit Eisbrecher nach 20 Jahren Arbeit auf Tour gehe, ist man froh, wenn man vor 800 Leuten spielt. Ich möchte das einfach getrennt haben, denn Eisbrecher ist wirklich mein Baby, die harte Arbeit meines Lebens, und das andere Ding ist auch richtig Spaß, aber das ein hat mit dem anderen kaum was zu tun. Aber vergesst den Checker, wir haben uns dazu entschlossen, uns selber zu adeln. Nachdem der Adel in Deutschland gerade wieder so hoch im Kurs steht. Es gibt da ja den Herrn von und zu Gutenberg und den Grafen. Ich bin ab jetzt der König. Und der Pixx ist der Prinz. Der Pripi, sozusagen.
Und ich dachte schon, die Prinzessin … Aber kommen wir abschließend noch mal zu einen ernsteren Thema, das ihr in "Amok" aufgegriffen habt.
Das ist ein Thema, mit dem die Medien wie immer reißerisch und vollkommen beschissen umgehen. Der Vater, der sein Gewehr nicht weggeschlossen hat, der Sohn, der losläuft und in der Schule ein Blutbad anrichtet. Das sind alles Symptome. Natürlich ist das furchtbar, aber der Killer steckt doch in uns allen, es ist nur die Frage, welchen Knopf du drückst. Man muss an die Gesellschaft ran, immerhin schaffen wir hier alle die Voraussetzungen, dass so was möglich wird. So was ist aber immer nur interessant und ein Thema, bis ne Aschewolke aus Island rüber rutscht oder was anderes kommt. Es ist pervers, krass und krank, dass so was möglich ist, dass uns unsere Kids entgleiten und einen derartigen Lebensfrust aufbauen. Eine totale Verachtung der eigenen Existenz und der anderer Leute, das ist bestimmt nicht auf Ballerspiele oder Heavy Metal zurück zu führen. Wer schafft denn Sozialstationen und Kitas und andere Einrichtungen ab? Wer schafft denn Bildung, Kultur, Moral und Ethik ab? Da dürfen wir uns alle selber an die Nase greifen. Man muss an die Ursachen ran und nicht an die Symptome. Wo ist der Auslöser? Ich weiß es nicht. Ich hab die Antwort darauf auch nicht – ich stelle nur fest. Und was ich dabei sehe, frustriert mich immer mehr.
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