laut.de-Kritik
"This world is not for me / I'll make a new one"
Review von Artur SchulzSchwarz, schwärzer, Burdon. Was der Animals-Altmeister auf "'Til Your River Runs Dry" zelebriert, hat mit zeitgeistgeglätteter Blues-Retrospektive nichts gemein. Burdon präsentiert kein gefälliges Spiel mit altbekannten Versatzstücken, sondern legt 2013 ein sehr persönliches, intimes und vor allem gefühlsechtes Album vor.
In reiferen Jahren steht anstelle jugendlichen Himmelssturms oft bittere Rückschau aufs Gestern. Doch für Burdon gilt: kämpfen, nicht resignieren. So trägt er auch gleich im tough rumpelnden "Water" sein Credo vor: "This world is not for me / I'll make a new one / wait and see". Diese Aussage zieht sich als Kernmotiv durch sämtliche Tracks.
Der "Memorial Day" ist durchdrungen von einer gefährlich knurrenden E-Gitarre. Das nötige Alter besitzt Burdon, und so macht es ihm auch nichts aus, in den Clinch mit "Devil And Jesus" zu gehen. Beinahe amüsiert interpretiert er das Ringen der beiden Erzfeinde um seine Seele: "The Devil and Jesus / controlling my soul / they fight with each other / but I pay the toll". Punktgenau auftauchende Gospelchöre unterstützen Eric bei seiner Entscheidungsfindung.
Danach scheint er den dunklen Schatten ade zu sagen, denn "Wait" sonnt sich musikalisch relaxt mit dezentem Akustik-Zupfen am Latin-Strand. "Old Habits Die Hard" springt danach wieder fulminant krachend zurück ins E-Gitarren-Schlachtfeld. Der goldene Bluesrock der Sixties und frühen Seventies schwingt immer natürlich immer mit. Doch nicht als erstarrtes Fossil, sondern quicklebendige, hungrige Beutelratte.
Ein Riesenspaß: Das "Bo Diddley Special" reißt mit als augenzwinkernde, respektvolle Hommage an einen der ganz Großen des Genres. Da sind sie, diese hart pulsierenden Rhythmen, der zum Markenzeichen gewordene Bo Diddley-Beat. Welche Wertschätzung Diddley für Burdon besitzt, belegt später "Before You Accuse Me", ein Cover des Rythm And Blues-Pioniers.
Überhaupt sucht sich Burdon seine Cover-Songs mit sicherer Hand. Marc Cohns "Medicine Man" fühlt sich hörbar wohl in der schwülen New Orleans-Restaurationswerkstatt des Ex-Animals. Burdons Stimme mag an Volumen verloren haben, aber nicht an Vitalität."Before You Accuse Me" entlässt den Hörer mit einem dampfigen Mix aus Blues, Honkytonk und Rock'n'Roll.
"'Til Your River Runs Dry" ist ein willkommenes Lebenszeichen Burdons, der hier mit der Abgeklärtheit und Reife des Alters trefflich übers Leben philosophiert. Nie theoretisch und von oben herab, sondern immer mitten an den Docks Of The Bay sitzend. Zwar erhält er schon mal eine "Invitation To The White House", doch die stellt sich dann nur als Traum heraus. Leben meistern und Leben leben, das geht nur in der Realität. Und wie hilfreich ist dabei immer wieder die tröstliche Unterstützung des alten Gevatter Blues.
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