laut.de-Kritik
Das schwedische Trio zelebriert den sanften Pop.
Review von Martin LeuteEs ist bezeichnend, dass das inzwischen vierte Album der schwedischen Band Eskobar gleichnamig betitelt ist. Daniel Bellqvist, Frederik Zell und Robert Birming haben zu sich gefunden, so scheint es.
Sechs Jahre nach dem Debüt "Til' You're Dead", nach weiteren zwei Alben, die durchdrungen waren von pompösem Elektro-Arrangements ("There's Only Now", "Thousand Last Chances") und der Hit-Single mit Heather Nova ("Someone New") kehren sie nun zu ihren Wurzeln zurück. Weg von der überbordenden Produktion der Vorgänger, hin zur Schlichtheit und Gelassenheit des Erstlings. Weg vom Bombast, hin zum Bekenntnis zur Akustikgitarre. Und diese Rückbesinnung steht ihnen gut. Die melancholische Süße wohnt auch diesen zehn Songs inne, nur ist sie weit weniger aufdringlich inszeniert.
Der Einstieg mit "The Art Of Letting Go" ist gut gelungen und weist den Weg des Albums. "Well it's the art of letting go/I don't really think I know/but I have to find a place to rest right now" singt Daniel ohne jegliche Instrumentierung, ehe sich eine sanft gezupfte Gitarre, das enorm verhaltene Schlagzeug und der Bass dazu gesellen.
Der Rhytmus der Mid-Temponummer "By Your Side" wird von einem Piano bestimmt, in "Persona Gone Missing" prägen Streicher das Geschehen. Und immer dieser Hang zu angenehmen, sich ins Ohr schleichenden Melodien, der Eskobar schon seit jeher auszeichnen.
Das anschließende, ruhige "Some Of Us Got Paid" entfaltet sich in aller Ruhe, der Gesang wird nur begleitet von der Akustikgitarre, die sachte von einer Slide-Gitarre umschmeichelt wird. Sehr schön. Ein guter Song kommt auch ohne die großen Gesten aus. Im weiteren Verlauf wird es etwas flotter, aber immer steht die Stimme im Vordergrund, der sich die Instrumente jederzeit unterordnen. Daniel hebt und senkt sie in gewohnter Manier, klingt dabei aber weitaus unprätentiöser als auf den Vorgängeralben.
Auffallend ist das äußerst dezente Schlagzeugspiel in jedem der Tracks, richtig gerockt wird nie. Im Gegenteil, Pop der leisen Sorte wird zelebriert und stimmig bereichert durch Zutaten wie eine weibliche Background-Stimme (Heads Of The Ghost") oder eine Mundharmonika ("Immortality"). Das Trio hat die zehn Songs diesmal live im Studio eingespielt, was man dem Album auch anhört; die reduzierten Arrangements offenbaren die große Substanz der Songs.
Die Texte versprechen nicht mehr die ewig währende Zweisamkeit, sie erzählen von Erlebtem, das verändert hat, von Selbstzweifeln ("Devil Keeps Me Moving", "Champagne") und der Hoffnung auf einen Neuanfang ("When You're Gone").
Irgendwo zwischen Travis, I Am Kloot und Keane haben Eskobar ihre Vergangenheit aufgearbeitet und zu sich gefunden. Mit ihrem vierten Werk hat das Trio sein bislang nachdenklichstes, aber auch sein reifstes und schönstes Album veröffentlicht.
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