laut.de-Biographie
Esperanza Spalding
Justin Bieber, so scheint es, hat den Grammy für den besten neuen Künstler im Jahr 2011 sicher in der Tasche. Esperanza Spalding hat zu diesem Zeitpunkt kaum jemand auf dem Schirm. Trotzdem hat die wuschelköpfige Musikerin am Ende die Nase vorn - als erste Jazz-Musikerin aller Zeiten.
Esperanza Spalding wächst in Portland in Oregon auf. Mit fünf Jahren beginnt sie mit der Violine und spielt sich im lokalen Orchester bis zur Konzertmeisterin hoch. Inzwischen gerade einmal fünfzehn beginnt sie, sich für den Kontrabass zu interessieren. Bald stellt sie fest, dass es ihr leicht fällt, ihr Bassspiel mit gesungenen Melodien zu begleiten.
Die klassische Musik lässt sie hinter sich und beschäftigt sich zunehmend mit anderen Genres: Funk, Blues, Hip Hop, Latin, Pop. Der Jazz führt sie an die Boston Jazz Society. Aufgrund ihrer überdurchschnittlichen Begabung bekommt sie dort die Chance, mit Jazz-Legenden wie Pat Metheny zusammenzuarbeiten. Danach geht sie mit der R'n'B-Sängerin Patti Smith auf Tour.
Mit 20 Jahren wird sie die jüngste Professorin am Bostoner Berklee College of Music aller Zeiten. Aus den Eindrücken dieser Zeit geht das 2006 veröffentlichte Album "Junjo" hervor, auf dem Spalding neben Pianist Aruan Ortiz und Drummer Francisco Mela als Teil eines festen Trios auftritt. Der große Erfolg bleibt zunächst aus.
2008 erscheint auf dem Label Heads Up International "Esperanza", ein Album, das in der Jazz-Szene auf große Begeisterung stößt. Für Esperanza Spalding ist es die erste Veröffentlichung, auf der sie allein die Regie führt und zum ersten Mal wirklich zeigen kann, wer sie ist, als Bassistin, Komponistin und nun verstärkt auch als Sängerin:
"'Esperanza', das bin wirklich ich, wie ich versuche, meinen Sound einzufangen, als Künstlerin und Anführerin. Ich betrachte 'Esperanza' als ein Porträt meiner selbst und meiner Herangehensweise." Kein Newcomer-Album im Bereich Jazz geht 2008 weltweit öfter über den Ladentisch.
Esperanza Spaldings sanfte Stimme umspielt die tiefen Bass-Lines, dazu wippt ihr wildes Haar im Takt. Die internationale Musikpresse reagiert begeistert und vergleicht Spalding mit Ella Fitzgerald oder Erykah Badu.
Die New York Times schwärmt: "'Esperanza' hat eine Menge zu bieten: ausgefeilte Jazz-Improvisationen, Funk, Scat-Gesang, ur-brasilianische Rhythmen und Vocals auf Englisch, Portugiesisch und Spanisch. Im Mittelpunkt steht eine Bassistin, Sängerin und Bandleaderin, deren Talent außer Frage steht."
Spätestens hier zeigt sich, dass in Esperanza Spaldings Adern Blut aus den verschiedensten Kulturen fließt: Ihre Mutter hat walisische, spanische und amerikanische Vorfahren, ihr Vater ist Afroamerikaner.
2009 spielt Esperanza anlässlich der Verleihung des Gershwin Prize an Stevie Wonder bei einer Gala im Weißen Haus. Das Video ihres Auftritts verbreitet sich wie ein Lauffeuer im Internet. Im gleichen Jahr wählt sie US-Präsident Obama persönlich aus, um bei der Verleihung des Friedensnobelpreises aufzutreten. Auftritte mit Prince, Patti LaBelle und Alicia Keys folgen.
Jede Late-Night-Show möchte das junge Talent nun einmal zu Gast haben. Doch statt den Boden unter den Füßen zu verlieren, konzentriert sich Esperanza Spalding ausschließlich auf ihre Musik und bleibt gelassen. 2010 veröffentlicht sie ihr drittes Album "Chamber Music Society", ein Konzeptalbum, das mit der klassischen Besetzung für Kammermusik spielt und weniger poppig als die beiden Vorgänger ausfällt.
Schon im Frühjahr 2011 erscheint "Radio Music Society" und orientiert sich wieder vermehrt an Funk, Hip Hop und sogar Rock.
Trotzdem wird es in den Folgejahren etwas ruhiger um die singende Bassistin. Sie taucht zwar immer wieder als Gast auf den Alben der unterschiedlichsten Kollegen auf. So hört man sie zum Beispiel auf Bruno Mars' "Unorthodox Jukebox" oder Janelle Monáes "The Electric Lady".
Eigenes von Esperanza Spalding erscheint jedoch erst wieder im Frühjahr 2016: Mit "Emily's D+Evolution" wagt sie einen Schritt in Richtung Musiktheater.
Der Grammy, den Esperanza 2011 Justin Bieber wegschnappte, markierte also kaum mehr als einen Anfang: Spaldings Zeit hat erst begonnen.
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