laut.de-Kritik
Das jamaikanische Äquivalent zu India Arie?
Review von Dani FrommAndere benötigen Jahre, um sich im Reggae-Geschäft einen Namen zu machen. Etana verzeichnet bereits vor der Veröffentlichung ihres Debütalbums mehrere Nummer-1-Hits. Zudem behauptet sie sich auf einem von Männern dominierten Feld, ganz ohne sich - wie etliche ihrer Kolleginnen - der scheinbar ehernen Regel "sex sells" zu unterwerfen.
Irgendetwas muss also anders sein an der jungen Lady, die nicht ohne Grund als das jamaikanische Äquivalent zu India Arie abgefeiert wird. Am auffallendsten hebt sich Etana durch ihre Stimme ab. Bei aller filigranen Zartheit ihres Gesangs klingen darin doch Ruhe, Stärke und Unbeugsamkeit mit, wie sie nur Menschen eigen ist, die geerdet in unerschütterlichem Vertrauen auf die eigenen Wurzeln leben.
Ob mit mädchenhafter Unbeschwertheit wie in "Nothing But Love" oder mittels nahezu mystischer, dunkler Schwere in "Jah Chariot": Stets verleiht Etana ihrer Stimme eine soulige Note. Sie versichert sich ungeteilter Aufmerksamkeit, ohne sich in den Vordergrund spielen zu müssen. Der Daseinszweck sämtlicher Details, Melodien wie Instrumente, scheint einzig in der Rahmung einer Sängerstimme zu bestehen, die dem Plattentitel mehr als gerecht wird.
Dabei bedürfte sie dieser Hilfe kaum, wie Tunes wie "Overcome" oder ihre erste Single "Wrong Address" beweisen. Eine Akustikgitarre, angedeutete Percussion und nur in Spuren eingestreute Streicher genügen völlig, um dem Gesang das passende Bett aufzuschütteln.
Mit mächtigerer Instrumentierung oder in Gospel-Tradition auftrumpfenden Background-Chören bekommt Etana aber ebenfalls keine Probleme. Sie überstrahlt gleichermaßen den geraden, von Claps vorgezeichneten Rhythmus von "Calteribea System" wie den groovenden Bass aus "Closer". In "Wasting My Time" wagt sie sich gar in scheppernde Dancehall-Gefilde vor.
Zudem hat Etana so einiges zu erzählen. Obgleich gefühlvolle Love-Songs überwiegen und diese zuweilen Erinnerungen an Wayne Wonder oder Terry Linen wach rufen, scheut sie die Auseinandersetzung mit den kleinen wie großen täglichen Überlebenskämpfen keineswegs. Etana verschreibt sich Durchhalteparolen, berührenden Alltagsschilderungen der "everyday people" und die Rückbesinnung auf Roots & Culture.
Angesichts des seichten Albumeinstiegs sei allen Fans der jamaikanischen Volksmusik dringend angeraten, mindestens bis zu "Jah Chariot" durchzuhalten. Das wirkt in seiner traditionelleren Herangehensweise nämlich eher wie ein Spiritual denn wie Singer/Songwriter-Reggae-Pop. "I Am Not Afraid" ertönt es wenig später - mit Recht! Wer so singt, dem steht Furchtlosigkeit bestens zu Gesicht.
4 Kommentare
der nächste unwichtige act. bald brenne ich alle aktuellen cds und schicke sie an dich dani!
ah.
neulich traf ich einen mann mit definitionsmacht.
das interessiert hier absolut keinen.
@freddy (« ah.
neulich traf ich einen mann mit definitionsmacht. »):
das kann sein, aber dessen macht sollte vorerst noch einmal überdacht werden
weißt doch, ich mache nur spaß