laut.de-Kritik

Solider Gitarrenrock mit einprägsamer Stimme.

Review von

Die Band aus Schweden ist endgültig zurück. Zwei neue Alben in drei Jahren, dazu Welttouren und Auftritte bei fast jedem namhaften Hard & Heavy-Festival – offenbar haben Joey Tempest und Konsorten ihre Identität wieder gefunden, die ihnen 1986 nach dem Riesenerfolg von "The Final Countdown" abhanden gekommen war.

"Secret Society" knüpft an den Vorgänger "Start From The Dark" (2004) an, der wiederum eher an Europes Anfangsjahre erinnerte, also an soliden Gitarrenrock mit einprägsamer Stimme. So bietet der Titeltrack gleich zu Beginn einen guten Riff, Beatles-eske Elemente sowie abwechselnd schnelle und langsame Passagen. Das Keyboardsolo hört sich an wie eine Gitarre, was beweist, dass die Band nicht auf die 80er Jahre, sondern auf klassischen, härteren Rock setzt.

"Always The Pretenders" und "Love Is Not The Enemy" reihen sich nahtlos in die vorgegebene Richtung ein. "Wish I Could Believe" ist die unverzichtbare Ballade, die aber nicht zu schnulzig ausfällt - im Gegenteil zu "A Mother's Son", bei dem Klavier und orchestrale Elemente dann doch zu dick aufgetragen sind. Dazwischen geben "Human After All" und "The Getaway Plan" wieder Gas.

Aus dem Rahmen fällt lediglich das abschließende "Devil Sings The Blues", das entfernt an Deep Purples ersten großen Track, "April", erinnert. Nach dem Anfang mit Akustikgitarre und Keyboardstreichern setzt ein wuchtiges Schlagzeug ein. Überhaupt bietet das Stück Progrockanleihen, zumal sich Norum austoben darf. Schade nur, dass sein zweites Solo dem Fader zum Opfer fällt.

Europes bekanntestes Stück hat sich vom Devisenbringer endgültig in Ballast verwandelt - ein Stigma, das der Band anhaftet, obwohl sie sich hörbar weiterentwickelt hat. Auf Konzerten ist das alte Material nach wie vor unverzichtbar, aber das eine oder andere Stück aus diesem Album darf sich zu Recht einschleichen.

Trackliste

  1. 1. Secret Society
  2. 2. Always The Pretenders
  3. 3. The Getaway Plan
  4. 4. Wish I Could Believe
  5. 5. Let The Children Play
  6. 6. Human After All
  7. 7. Love Is Not The Enemy
  8. 8. A Mother's Son
  9. 9. Forever Travelling
  10. 10. Brave And Beautiful Soul
  11. 11. Devil Sings The Blues

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1 Kommentar

  • Vor 11 Jahren

    Wenn man sich manche Kommentare (von Nutzern, aber auch die von den "laut.de"-Leuten) zu den anderen Alben (Start from the Dark, Last Look at Eden, Bag of Bones) hier durchliest, merkt man sofort, daß eine extreme Geschmacksverschiebung bzw. -individualisierung in den letzten Jahren stattgefunden hat und man fragt sich folglich, ob es hier wirklich noch um Musik geht oder nur noch darum, alles, was mit Musik zu tun hat pauschal und meist auch noch ohne konkretes Hintergrundwissen in den Dreck ziehen zu wollen!

    Durchschnittliche Gruppen (vor allem aus dem Indie- und Punkrock-Bereich) werden seit Jahren von Musikmagazinen in den Himmel hochgelobt und verkannte Top Acts geraten wegen einer biligen, klischeebehafteten, in den 80er-Jahren stigmatisierten Denkweise zu unrecht ins Abseits ... bestes Beispiel dafür: "Europe".
    Seit deren Gründung treffen aber vielseitige Songstrukturen auf ausgeklügelte Produktionen, perfekte Melodieführungen und auf viel musikalische Abwechslung ("Ja, lieber Konsument, es gibt tatsächlich auch Hard-/Heavyrock-Musik mit Melodien - für diejenigen, die das noch wußten und denken, daß Hard 'n Heavy immer automatisch 'keyboardbefreit' bedeuten muß, um authentisch zu wirken!").
    Von "Wings of Tomorrow" (2. Album) bis Anfang der 90er "Prisoners in Paradise" und ab 2004 "Start from the Dark" usw. ging hier ordentlich die Post ab - aber scheinbar gab es bis dato noch keinerlei objektive Betrachtung dieser Tatsachen.

    Wenn man vor allem bedenkt, wie sich z.B. Gruppen wie "Bon Jovi" (besitze ein oder zwei CDs...) in den letzten 20 Jahren trotz wiederholter absoluter Durchschnittsware ihre Fanbase erhalten konnten, dann ist das im Vergleich gesehen schon lachhaft und man fragt sich, warum eine Band wie "Europe" diesen Status nicht erreichen konnte - an der Qualität der Songs kann's auf jeden Fall nicht gelegen haben ... vielleicht eher an der Herkunft...