laut.de-Kritik
Textlich und musikalisch sehr variabel.
Review von Nkechi UzomaDiese CD ist in der Tat ein akustisches Bilderbuch, eine Reise durch spezielle Momente von Florian Asts Leben - nicht nur wegen des schönen Booklets. Da gibt eine Ode an die Stadt Paris ("Paris"), eine an die Long-Distance-Beziehung ("Telefonschatz"), märchenartige fiktive Lieder ("Der Chli Prinz"), über schöne Orte ("S' Land") und vieles mehr. Meistens mit viel Emotion und mit seiner hohen Stimme preisgegeben und insgesamt sehr unterhaltend.
Der Überraschungseffekt auf dem Album ist jedoch die musikalische Seite. Bereits beim ersten Lied bekommt man große erstaunte Augen: Unerwartet die schnellen, spacigen, elektronischen Beats, die etwas von Wilder Westen meets Elektronik haben. Es folgt eher schneller Rock'n'Roll, bevor Ast den Stil wieder verändert. Er tendiert hin zu instrumenteller, melodischerer Musik, von einfachem, dramatischem und emotionalem Pop ("S'Läbe Is Schön"), langsameren Liedern, afrikanischen Sounds mit Percussions und einem Hauch von Tribalgesang bis hin zu Pop-Rock und richtig rockigen Klängen.
Die Vielfalt der Instrumente ist groß, für "Paris" wird sogar das obligatorische "Montmartre-Akkordeon" ausgepackt. Was allerdings auch schon das beste an diesem ansonsten eher mit Klischees beladenen, schnulzigen Lied ist. Dabei hat Ast die Fähigkeit, seine Stimme der passenden Stimmung und dem Liedrythmus anzupassen. Ein richtig rockiger Track ist "Verpisse Mi" mit coolen Riffs, E-Gitarre und wildem Schlagzeugspiel. Am Ende werden sogar die Drumsticks durch die Gegend geschmissen, wie bei richtigen Rockstars eben. Track 10, eigentlich ein Märchen, steht dem in nichts nach. Hier schwankt Ast allerdings zwischen schnellen, lauten und melodiösen Klängen. Er spielt auch ein leichtes Verwirrspiel mit dem Hörer. Das abschließende Liebeslied ("Mis Lied Für Hei") muss wohl sein, ist aber deutlich zu ausgedehnt und zu dramatisch.
"Bilderbuch" ist textlich und musikalisch sehr variabel, was den Unerhaltungswert eindeutig steigert. Ast hat in alle Richtungen experimentiert, manchmal eine Spur zu viel. Nicht jeder Musikstil muss unbedingt auf ein Album gepackt werden. Viele Verweise auf deutsche Pop/ Pop-Rock Bands wären möglich, aber Ehre wem Ehre gebührt. Schließlich ist er für Texte und Musik fast allein zuständig.
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