laut.de-Kritik
Schunkelsongs zwischen Zirkus und Karneval.
Review von Amelie KöpplWie eine einstimmende Ankündigung klingt das 37-sekündige "Morgenlands", der Titeltrack des nun schon dritten Albums der jungen Formation aus Schweden. Es folgen Rythmen, die ein Pferd vor dem inneren Auge vorbeitraben lassen und im Sturm sämtliche Sinne erobern.
Mit zackigem Geigenspiel eingeleitet und von dudelnder Orgel begleitet, dient das vom Tango-Rhythmus geprägte "Women And Children First" schließlich im Dreiviertel-Takt als ideale Überleitung zu den nachfolgenden Tracks. Denn "Salome" beginnt im gleichen Takt mit zirkusreifem Drehorgelspiel. Wenn man sich hier denkt, man steckt schon mitten im skandinavischem Karneval, legen die Jungs und das Mädel von Forest & Crispian erst richtig los.
"We got sorrow and we got slaughter / Where does it end?" deckt die eigentlich gar nicht so lustige Grundstimmung von "Morgenlands" auf. Doch auch, wenn "This Ain't A Song For People To Have Fun" eigentlich genau dagegen spricht, kann man gar nicht anders, als kräftig mit dem Fuß zu wippen. Daran ändert auch die Dramatik in der Hinterhand nichts.
"Margit Viola Hanssons Resa" ist das kleine instrumentale Zwischenspiel, das mit seiner Melodie an eine traurige Theatervorstellung erinnert, wohingegen bei "The Rider" schon der Titel Bände spricht. Bunte Intermezzi wie der Rythmus des Batman-Soundtracks und sich langsam nähernde Frauenstimmen führen von dem Gedanken weg, das Album sei lediglich leichte Kost.
Als nächster Track steht uns dann auch der bereits einfallsreich verfilmte Track "Let The Best Band Win" bevor. "Honestly, does anyone like songs of charity? / Have they ever made a change at all?/ Give a hell and listen to a caring band!" Von Chanson bis Dritte-Welt-Benefizsong decken Forest & Crispian hier alles ab, denn diese gesäuselte Hasspredigt artet schnell in eine ironische Selbstdarstellung aus: "I Play the bass for the hopeless cases."
"Who Killed Young Robin?" vollzieht mit seinen gekonnten Basslines eine Symbiose von Geschichten, denen man gerne lauscht, und einem flotten Beat. Im nächsten Track "I Don't Want To Be Laughed At" widmen sich die Jungs wieder den tiefgründigen Grübeleien über das wahre Leben, anstatt dem Hörer einen Bären aufbinden zu wollen. Auch hier treibt sich eine gewisse Form der Ironie herum: Lieber ein geiles Auto als Lebensziel als Frau und Kind?
"The Star" stellt als vierter Teil der Zwischenspielchen den Übergang zu einem eher elektronisch verzerrtem Song dar. "Oh Copenhagen" ist eine fast schon romantische Liebeserklärung an die dänische Stadt, die auch mal locker ins Radioprogramm eines Country- bzw. Folkradiosenders passt.
So wie der erste Track als Einleitung fungiert, rundet "Outro" das knallbunte Irgendwas gemütlich ab. Zum Glück, denn nach dem Genuss dieses Albums weiß man gar nicht, ob einem jetzt der Sinn eher nach Tanzabend oder Zirkusvorstellung stehen sollte.
Noch keine Kommentare