laut.de-Kritik
All Filler, No Killer.
Review von Manuel BergerDass Frei.Wild ihre Fans gerne mit neuen Songs überhäufen zeigten die letzten beiden Alben eindrucksvoll. "Gegengift" kam in der Jubiläumsedition mit satten 26 Tracks daher, "Feinde Deiner Feinde" immerhin mit 21. Und zumindest bei diesen beiden Scheiben ging Quantität nicht zulasten der Qualität. "Opposition" verkehrt dagegen leider ein altes Sprichwort ins Gegenteil: All Filler, No Killer.
Der überwiegende Teil der über zwei Dutzend "Oppositions"-Gesänge klingt schlicht nach B-Ware. Dass das einfach gehaltene, mitsing- und partykompatible Rezept aus Südtiroler Hause durchaus frisch klingen kann, bewies der Vorgänger. Nur ist von der "Feinde Deiner Feinde"-Hitdichte leider rein gar nichts geblieben. "Opposition" wirkt keinesfalls angriffslustig oder motiviert, wie man das angesichts des Titels vielleicht vermuten könnte. Selbst Philipp Burger scheint bisweilen vom eigenen Schaffen wenig überzeugt, so gelangweilt rezitiert er "Allein, Ohne Dich, Bei Dir".
Bisweilen entpuppen sich darüber hinaus die Vocallines als derart abgedroschen, dass man sich schon im Musikantenstadl wähnt ("Wenn Die Erinnerung Erwacht"). Das in "Hör Was Dein Herz Dir Sagt" gebotene Gedudel geht auch direkt als Bewerbung für dieses öffentlich-rechtliche Unterhaltungsprogramm durch. Ähnlich auch der schlimme Beginn von "Ich Will Dich Irgendwann Verlieren". Allerdings rettet dessen weiterer Verlauf das Stück noch zur gut hörbaren Feuerzeugballade.
Ja, solide Balladenkunst. Vielleicht sollten Frei.Wild sich in Zukunft lieber darauf konzentrieren. Denn in punkto Rock oder Auf-Die-Fresse hat das Quartett auf "Opposition" irgendwie kaum mehr was zu melden. Ausgenommen die okaye zukünftigen Livehymne "Unvergessen, Unvergänglich, Lebenslänglich" und den beiden in Richtung der "Wer Weniger Schläft, Ist Länger Wach"/"Weil Du Mich Nur Verarscht Hast"-Kategorie schielenden "Lass Dich Gehen" und "Akzeptierter Faschist", hat man nämlich alles schon (besser) auf früheren Alben gehört. Kompositorisch sind das oft eher zwei Schritte zurück als auch nur einer nach vorne.
Den Südtirolern scheint einfach nichts mehr einzufallen. Anders lässt es sich kaum erklären, warum mit "Feste Fallen Wie Sie Fallen, Aber Landen Tun Sie Hart" tatsächlich ein Track über eine durchzechte Nacht enthalten ist. "Hey, mein Freund / Sag, was geht mit dir? / Mein Glas, es war doch gerade leer / Schon wieder steht ein volles hier." "Voll" vom 2004er-Album "Mensch Oder Gott" war auf seine spezielle Art wenigstens charmant. Aber das hier – über zehn Jahre später? Muss nich ...
Immerhin hält "Nichts Kommt Schlimmer Als Erwartet" sein Versprechen und zum Ende hin steht mit "Ich Bin Neu, Ich Fange An" endlich ein richtig gutes Stück Musik an. Im Standard-Refrain geht zwar ein wenig Atmosphäre flöten, aber zum besten Song des Albums reicht's trotzdem. "Die Band, Die Wahrheit Bringt" schließt mit Kitschhöhepunkt dann endgültig ab. Schön, dass die Band hier textlich ohne Anschuldigungen auskommt. Schon zuvor präsentierte sich Burger in "Akzeptierter Faschist" angenehm unbeleidigt. Es geht eben auch ohne "Wichser united" oder "Lügen, Lügen, Lügen, Lügen" ("Wir Brechen Eure Seelen").
Angriffsfläche für Kritiker und Medien bietet "Opposition" im Grunde eh keine mehr. Ob das nun gut oder schlecht für die Band ist wird sich zeigen. Wenn das musikalisch auf Dauer so weiter geht wie hier, gibt's nämlich auch in dieser Hinsicht kaum Gesprächsbedarf mehr. Wer nichts dagegen hat, dass Frei.Wild in Prä-"Hart Am Wind"-Zeiten zurückfallen (mit zugegebenermaßen besserem Sound), kann sich die Scheibe gerne zulegen und die zweifelllos vorhandenen Trademarks abfeiern. Aber wundert euch nicht, wenn auf Dauer dann wohl doch wieder "Gegengift" und "Feinde Deiner Feinde" auf dem Plattenteller landen. Naja, Fischfilets gibt's in Südtirol auch zu Oppositionszeiten noch zum Frühstück.
32 Kommentare mit 250 Antworten
Musik für den lautuser, wenn er wieder zur nächsten Pegidademo fährt.
Gibts denn noch welche?
Sati blubbert doch eh nur Grütze. Der ist nur sauer, weil die düster-lockeren Damen damals auf mich abgefahren sind und nicht auf ihn. Das waren zwei nette und hübsche! Was wohl aus ihnen geworden ist mittlerweile..
Oh Gott wie langweilig ihr beiden doch seid.
Als ob du verkifftes Drogenwrack noch eine klare Erinnerung hättest. Du wärst doch einer der ersten, die sofort wieder im Stechschritt marschieren würden.
Aberr natürrrlich! Auf Marrsch Marrsch!
Yo whut, Musik für mich für den nächsten Weg zur Pegidademo! Golf III 75 PS, tiefer, breiter, böser! Alle Pans rollen mit!
Als ob sie dich bei einer solch hehren Veranstaltungen dulden würden.
Dieser Kommentar wurde vor 9 Jahren durch den Autor entfernt.
Frei.Wil ist sch
Ne, ich lass das jetzt mal. Die Band schafft sich mit diesem Album selbst ab. Da muss man keine Beschimpfungen mehr aussprechen.
Ich hatte mich auf die neue Scheibe echt gefreut. Aber leider ist diese sehr enttäuchend. Die meisten Titel klingen als wären Sie nur so in ein paar Minuten runtergechrieben - ohne wirkliche Botschaft oder Seele. Einfach nur Plattitüden für vorwiegend jugendliches Publikum.
Wo ist die Kraft der vergangenen Alben geblieben. Das mag sich gut verkaufen, ist aber leider völlig austauschbar. Da kann man auch jede andere Deutschrock/ -Popband hören. Besinnt Euch bitte auf die alte Dynamik zurück. Im Zweifel lieber ein paar Lieder und eine Taschenlampe weniger.
Das Album Opposition (Sonderedition mit 26 Titeln) ist super!!! Ich weiß nicht, warum ihr das hier so schlecht schreibt, wahrscheinlich bisher gar nicht gehört oder eh Frei-Wild-Gegner. Bin kein Frei.Wild-Fan, der alles von der Band kennt, aber ich muss sagen, die Platte hat Lieder mit Tiefgang und Melodien wie keine vorher! Wenn man von zwei (Ein Sauflied, ein Zeitgeistlied -von 26!) absieht, eine sehr gelungene Platte!!! Würde ich wieder kaufen!!! - @erste Kommentare: Pegida... oh Mann, was für eine Argumentation! Und wenn? Sind das dann Untermenschen, unter euch??!
Im Grunde sind FW clever sie haben erkannt das sich mit der Dummheit der Leute am einfachsten Geld verdienen läßt.