laut.de-Kritik

Beats so deep, du denkst du fliegst auf Weed.

Review von

Bislang war der vom Qualitätslabel Melting Pot Music ins Leben gerufene "Hi-Hat Club" ausschließlich ein Schaufenster für Produzenten aus dem deutschsprachigen Raum. Der fünfte Teil richtet den Scheinwerfer nun Richtung Westen nach Amsterdam. Genauer gesagt zu den beiden Produzenten Full Crate und FS Green, die sich für "Eggs and Pancakes" zusammengetan haben.

Man solle die Amsterdam-Klischees über Hookers und Stoners vergessen, mahnt der Pressetext, was mir nicht schwer fällt, denn Full Crate hat mich eigentlich schon mit seinem ersten Beitrag "Pick A Star" in der Tasche. Zu einem schönen Vocalsample und satt pumpenden Drums gesellen sich eingängige Synthieklänge, die plötzlich von einer zarten Pianomelodie abgelöst werden.

Dass der ausgebildete Pianist ein gutes Ohr für Melodien hat, beweisen auch seine restlichen Beiträge. Zwischen zirpenden, röhrenden oder flirrenden Synthies, erdigen Rhodesklängen, Vinylknistern, sphärischen Sounds und den stramm marschierenden oder herrlich rumpelnden Drums schält sich immer wieder eine schöne Melodie heraus.

Noch eine Spur zurückgelehnter geht FS Green zu Werke. Melancholische Vocalsamples verschmelzen gekonnt mit entspannten Synthieklängen, kurze Gitarren-, Saxophon- oder Streicherschnipsel gesellen sich dazu, während die Drums unaufgeregt daherholpern. Schön warm eingepackt in diese Klangwelt wird man von "Crack" richtiggehend aus der Lethargie gerissen; ein wahres Brett, das schon kraftvoll beginnt, mit dem Einsatz eines schlichten Pianos aber noch mehr an Fahrt gewinnt. "Crack" ist auch nicht der erste Beat, bei dem man nichts dagegen hätte, würde ein talentierter Rapper einige Bars drüberlegen.

Kein Zweifel, die beiden Niederländer verstehen ihr Handwerk und erschaffen gekonnte Soundcollagen, die immer wieder die Konturen zwischen Samples und selber Eingespieltem verwischen. Weder feiern sie eine Retro-Sause, noch versuchen sie krampfhaft, das Rad neu zu erfinden. Aufmerksames Zuhören belohnen sie mit immer neuen Details, gleichzeitig sind die 14 Beats nicht gesucht sperrig und taugen somit auch als Hintergrundberieselung für das entspannte Sonntagsfrühstück.

Dass "Eggs and Pancakes", wie im Pressetext verkündet, Hip Hop ohne Genregrenzen praktiziert, kann man bedenkenlos abnicken. Einzig wirklicher Knackpunkt ist die Länge der Beats, die zumeist irgendwo zwischen drei und fünf Minuten angesiedelt ist. Zwar ist dies das Spektrum, in dem sich die meisten Lieder dieser Erde befinden, doch gerade bei instrumentalem Hip Hop vermisst man schnell die unabdingbare Abwechslung.

Klar, hätte man die Tracks allesamt verkürzt, wären unweigerlich Vergleiche mit Dillas "Donuts" gezogen worden. Doch um einen Beat über mehrere Minuten spannend zu halten, braucht es mehr Überraschendes oder gar komplette Stilbrüche, wie es etwa RJD2 zu seinen besten Zeiten großartig vorgemacht hat. Dass der Spannungsbogen nicht über die komplette Spielzeit hält, wäre bei dem zweifellos großen Potential der Beiden sicherlich vermeidbar gewesen.

Trackliste

  1. 1. Pick A Star
  2. 2. Troopercat
  3. 3. Monoshow
  4. 4. Tycoon Thug
  5. 5. Awesome
  6. 6. 1 Up
  7. 7. Eggs and Pancakes
  8. 8. Thursday
  9. 9. Never Never
  10. 10. Bobby & Melinda
  11. 11. Falling Flutes
  12. 12. Crack
  13. 13. Inspirations
  14. 14. To the Floor

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