laut.de-Kritik
Ritchie Blackmores Musen mischen alte Texte mit eigener Musik.
Review von Alexander Cordas"Im Maien, im Maien, hört man die Hähne schreien". Die Hähne, die hier schreien, hören auf den Namen Geyers. Das musikalische Terrain, dass diese vierköpfige Band bearbeitet, stammt aus längst vergangenen Tagen; sie zelebrieren "ein lustvolles Spiel mit mittelalterlicher Musik auf historischen Instrumenten", wie sie ihren Sound auf der Homepage treffend beschreiben.
Ritchie Blackmores vier Musen, die ihn schon des öfteren inspirierten, präsentieren auf ihrem neuesten Album einen schönen Reigen an Melodien, den sie gekonnt arrangieren und mit den unterschiedlichsten Instrumenten umsetzen. Dabei verbraten sie entweder alte Melodien und kümmern sich selbst um die Texte, oder sie setzen alte Worte mit Eigenkompositionen ins rechte Licht. Egal wie die Musik der Geyers entsteht, das Ergebnis zeigt ganz deutlich, wieso sie eine der beliebtesten Bands sind, die sich mit historischer Musik befassen.
Alles neu macht der Mai und in hiesigem Falle der Opener des Albums. Sehr beschwingt erzählt Sänger Thomas Roth, was ein Hahn so alles vor hat, wenn er das Huhn seines Vertrauens an seiner Seite, oder unter sich hat. "Ficken" wäre das ordinäre Wort, aber das Plumpe ist die Sache der Geyers nicht. Das zeigt auch der Titeltrack, der als schönes Liebeslied äußerst sanft vertont und mit den rechten Worten ausgestattet daher kommt.
Nicht nur textlich haben die vier es drauf, ohne Verwendung von abgelutschten Reimen zu gefallen. Die Instrumentals stechen genauso hervor. Vor allem das schlicht "Bretonisch" betitelte Stück beschreibt eine unbeschwerte Leichtigkeit, die das Zuhören leicht macht. Etwas schwereres Liedgut präsentieren die Geyers, fast um zu zeigen, dass sie nicht nur locker flockige Mucke drauf haben, mit "Freies Wort". Die Vertonung eines alten Textes von Georg Herwegh, besitzt dank US-Amerikanischer Zensurbestrebungen in Kunst und Politik fast tragische Aktualität.
"Pastime With Good Company" müsste eigentlich jedem Blackmore's Night-Begeisterten ein Begriff sein. Wie auch Ritchie und Candice nehmen sich die Geyers dieses Liedes von Heinrich VIII. an, wenn auch etwas konzertanter und ruhiger. Dem Gitarristen widmen sie denn auch gleich noch "Sheperd's Walk" "in freundschaftlicher Verbundenheit". Wohl dem, der so wohlklingende Freunde sein eigen nennen kann.
Wer sich mit Folkmusik beschäftigt, oder seinem Ohr auch mal jenseits von Rock oder sonst wie elektrifiziertem Krach eine tonale Spülung verpasst, sollte hier unbedingt mal reinhören, Spaß macht es auf jeden Fall wenn die Geyers aufspielen.
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