1. Juni 2018

"Ghost werden an ein Limit stoßen"

Interview geführt von

Ende 2017 legte Ghost-Mastermind Tobias Forge offiziell die Maske ab. Damit endete nicht nur die Ära der Anonymität, sondern auch die Emeritus-Dynastie. Cardinal Copia übernimmt das Zepter auf "Prequelle" und führt Ghost in eine glorreiche, poppige Zukunft. Denn wie Forge im Interview erklärt: "Wir sind mehr Queen als ZZ Top."

"Ich komme ursprünglich aus Linköping, bin aber jetzt zum zweiten Mal nach Stockholm gezogen. Das erste mal mit 16 mit meiner Mum, das war ein Familienumzug. Meine Frau kommt aus Stockholm, deshalb lebe ich inzwischen wieder dort. Das Leben dort ist einfacher, Linköping ist nur eine Kleinstadt. Die Möglichkeiten in Stockholm sind einfach besser – für mich, für meine Frau, für unsere Kinder. Es passiert einfach mehr."

Ein solcher Einstieg in ein Ghost-Interview wäre noch vor einem Jahr höchst unpassend gewesen. Doch Tobias Forge, der live unter der Maske Papa Emeritus' bzw. seit Neuestem der des Cardinal Copia auftritt und den Großteil der Musik der Okkultrock-Phänomens komponiert, outete sich Ende 2017 in einer schwedischen Radioshow und gab so auch ein Stück seiner Privatperson der Öffentlichkeit preis. Und er fühlt sich sichtlich wohl, nun auch auf offizieller Ebene frei sprechen zu können. Folgerichtig absolviert er die Interviews zum neuen Album "Prequelle" in zivil und begegnet uns mit Patch-bestückter Lederkutte und hochgegelten Haaren.

Die Theatralik seines Kunstprojekts Ghost büßt bei alldem freilich nicht an Theatralik ein. Im Gegenteil: Die Shows wachsen stetig, inzwischen verwandelt die Band Livebühnen in Kathedralen, mit eigener Altartreppe. Neben Forge selbst stehen seit Kurzem acht Mitmusiker, verkleidet als Nameless Ghouls, darauf – darunter drei Frauen. Mit dem vierten Album "Prequelle" will der Schwede Ghost zweifellos auf ein neues Popularitätslevel heben.

Einher mit der bisher poppigsten Ausrichtung seit Bandgründung geht auch ein signifikanter Wechsel seiner Stagepersona: Während bisher nur die Nummern des Papstes wechselten (Papa Emeritus I., II. und III.), verjüngt er die Fronterscheinung nun erheblich in Form des beweglichen Cardinal Copia. Dessen Geschichte beginnt gerade erst und Forge plant anscheinend, sie auf einem weiteren Album weiterzuerzählen. Doch er könnte der letzte Anführer Ghosts sein. Denn auch über ein mögliches Ende der Band in nicht allzu ferner Zukunft spricht Forge im Interview sehr offen...

Da du deine Familie schon erwähnt hast: Ich schätze, seit du dich Ende letzten Jahres demaskiert hast, wirst du in Interviews häufiger nach privaten Dingen gefragt oder?

Tobias Forge: Zu einem gewissen Grad schon, ja. Ich habe zwar schon vorher Interviews ohne Maske gegeben, um es etwas interessanter zu gestalten. Nun kann ich aber etwas nahtloser über mein Privatleben in Verbindung zu Ghost sprechen, das stimmt.

Hat sich für die Band viel geändert seit deinem Coming Out in der Radioshow?

Weiß ich gar nicht, ehrlich gesagt.

Ich meine vor allem in Bezug auf den Prozess hinter den Kulissen.

Naja, seit der Radioshow habe ich kaum gespielt. Und es gab ja auch mehrere Stadien der Enthüllung. Schon als wir 2017 tourten, gab es schließlich einigen Tumult. Die Radioshow machte es dann offiziell. Die Handvoll Shows seitdem liefen sehr gut. Ich spürte keinen Rückschlag. Aber jetzt kommt das Album und wir touren damit. Dann merkt man wahrscheinlich den Unterschied. Wobei ich mich auf Tour noch nie sonderlich anonym gefühlt habe.

Klar, hinter den Kulissen kannten dich alle. Und Gerüchte in der Öffentlichkeit kursieren schon seit Jahren.

Ja und vor den Venues standen auch öfter Leute rum. Ich war nie völlig unbekannt.

Und für die Bühnenpersona ändert sich nichts. Du willst das Theatralische eher noch intensivieren, nicht wahr?

Genau, der Modus Operandi ändert sich nur insofern, dass er voranschreitet. Die Pläne haben sich kaum verändert. Wir realisieren aktuell Dinge, die ich schon lange vor dem Coming Out und lange vor all dem Tumult mit mir herumgeschleppt habe.

Die Demaskierung hast du nicht unvorbereitet als Antwort auf eine Frage vollzogen, sondern in Form eines langen, durchstrukturierten Monologs. Was bewog dich dazu, es jetzt durchzuziehen?

Ein Grund, es jetzt zu tun, war schlicht, dass sie mich gebeten haben, eine Show zu machen. Ich weiß nicht, ob ich es in Erwägung gezogen hätte, wäre ich nicht gefragt worden. Aber ich wurde vorher schon einmal danach gefragt, weshalb ich zumindest darüber nachgedacht hatte. Ich war mir jedoch nicht sicher, ob die Zeit schon reif war. Mit allem, was dann 2017 passierte, stand dieser große Elefant im Raum...

Du meinst, dass all die Ex-Mitglieder sich zu erkennen gaben?

Unter anderem. Die Anonymität hatte sich auserzählt. Ich fragte mich, was passieren würde, wenn ich trotzdem daran festhalten würde. Schon in der Vergangenheit mokierten Key-Medien: "Warum spielen wir dasselbe Spiel jetzt schon wieder?" Ich möchte natürlich auch kein unnötiges Hindernis sein. Schließlich muss ich die Story weitererzählen können. Und guck dir andere Künstler an: Privates diktiert zu einem gewissen Grad die Karriere. Warum sollte es bei mir anders sein? Ich bin nicht anders als sie. Warum sollte ich also meine Geschichte nicht erzählen können und dürfen? Okay, ich machs! Es muss wert sein, alles dafür zu riskieren. Stell dir vor, du stehst vor einem Bahntunnel und der Zug kommt auf dich zu. Du musst etwas tun – springen oder rennen. Wenn du stillstehst, wirst du überfahren. Ich ging ein gewisses Risiko ein und ... wenigstens hat man jetzt etwas zum Nachdenken. (lacht)

Es gibt ja trotzdem bei jeder Band noch einen Unterschied zwischen öffentlicher und privater Person. Eine gewisse Distanz besteht ja immer.

Richtig. Auch unanonym, mit ein wenig Background-Info bei Wikipedia, ist man in der Lage, sich Privatsphäre zu bewahren. Ich kenne eine Menge Künstler, die ich jetzt genauso enigmatisch finde wie früher.

"Viele Menschen haben das Ende der Welt gesehen"

Sprechen wir übers Album. Wozu ist "Prequelle" ein Prequel? Zum Story-Arc von Ghost, zu unserer Gesellschaft?

Ein bisschen von beidem. Natürlich spielen wir mit dem chronologischen Twist. Doch es steht auch für die Idee von Zirkulation und Kreislauf der Dinge. Viele Menschen haben im Lauf der Zeit das Ende der Welt gesehen.

Zum Beispiel in Zeiten des Pest?

Ich bin sicher, viele Menschen damals dachten, die Welt würde untergehen. Und viele Menschen in Syrien dachten wohl das gleiche. Sie haben ihre Gründe.

Wenn Bomben fallen, wirkt es wohl tatsächlich, als würde der Himmel auf die Erde stürzen.

Du sagst es. Vor 73, 74 Jahren passierte das hier, wo wir gerade sitzen. Das muss apokalyptisch gewesen sein.

Du startest das Album mit den Worten: "In times of turmoil / In times like these" Konzeptuell ist "Prequelle" zwar im Pest-Zeitalter angesiedelt, mit der Zeile "in times like these" schlägst du aber ganz bewusst auch die Brücke zum Heute oder?

Ich ziehe definitiv Parallelen zwischen alter Zeit und gegenwärtigem Gedankengut, ja. Es ging nie darum, medizinisch korrekt die Beulenpest zu beschreiben. Das ist eher Stoff für Carcass. Mir geht es eher um die Illustration von menschlichem Trauma und wie man es durchsteht. Die Bedrohung von Tod und Auslöschen zieht sich durch das gesamte Album, doch es geht um Überleben – "das Reiten durch den Sturm".

Auch im Hinblick auf Erlösung?

Irgendwie schon. Es gibt ja verschiedene Wege, in turbulenten Zeiten standfest zu bleiben. Manche tun es wohl mit Glauben...

Oder dem Gegenteil davon?

Ich finde, Glaube ist sehr wichtig. Man muss nicht unbedingt an eine höhere Macht glauben. Man kann auch daran glauben, dass man selbst recht hat oder die anderen unrecht haben. Man kann an viele Dinge glauben.

Auch an Medizin.

Absolut.

Wann hast du dich für die Pest als Thema entschieden?

Oh, schon vor Jahren. Das hatte ich schon vor "Meliora" im Sinn. In meinem ersten richtigen Meeting mit Klas Åhlund, dem "Meliora"-Produzenten, äußerte ich die Idee, zwei Alben gleichzeitig umzusetzen – obwohl das vielleicht etwas ambitioniert und normalerweise keine so gute Idee ist.

Das heißt, du hattest mal den Plan, statt "Meliora" ein Doppelalbum zu veröffentlichen?

Diesen Zeitpunkt gab es, ja. Im Hinblick darauf, im Nachhinein dafür mehr Zeit auf Tour zu verbringen und so den Wandel in einem Wupps zu vollziehen. Letztlich wäre das aber wohl etwas zu hochgegriffen gewesen. Natürlich kannst du so viele Alben aufnehmen, wie du möchtest. Aber mehr als 45 Minuten Musik hat die Tendenz, schlechter zu werden. Es ist schwierig, 90 Minuten spannendes Material zu komponieren.

Und noch schwieriger, das Publikum bei gleichbleibender Aufmerksamkeit zum Hören dessen zu bringen.

Generell ist es einfach keine gute Idee. Ein sechsstündiger Film wäre vergleichbar. Es ist ja schon schwierig genug, ein Album zu basteln. Also entschied ich mich, ein futuristisches Album über die Absenz Gottes zu machen und das Seuchenalbum über die Rückkehr Gottes – die eine Platte superurban und erhaben, die andere erdiger, fleischlicher.

Aber Musik für "Prequelle" hattest du damals noch keine geschrieben oder?

Doch, ein bisschen schon. "Helvetesfönster", das zweite Instrumental, existierte bereits.

Apropos: Beide Instrumentals sind sehr lang, so etwas gab es bisher auch noch nicht bei Ghost. Wie kam es dazu?

Ich wusste, dass ich "Helvetesfonster" draufpacken werde. Und dann kam mir noch eine Songidee, die sich einfach nicht anfühlte, als würden Vocals gut dazupassen. Der Titel – "Miasma" – stand bereits und ich hatte eine ungefähre Vorstellung, in welche lyrische Richtung es gehen sollte. Doch das Riff stand im Weg – es ist ein wenig zu melodisch.

Generell fliegen einem die Melodien im Stück ziemlich um die Ohren.

Eben. Und dazu noch eine Gesangsmelodie? Klar, man könnte es wie Iron Maiden machen und einfach die Melodien nachsingen. Auch cool. Aber ich entschied mich dann, es zum Instrumental aufzubauen. Klas und ich sprachen bereits bei "Meliora" darüber, ein paar ambitioniertere musikalische Passagen einzubauen. Dazu kam es letztlich aber nicht, es wurden kurze Token-Prog-Nummern. Eine davon basiert auf einer Melodie des Seuchenalbums – von "Rats", das es zum Zeitpunkt schon gab. Wir liehen sie uns und nannten die Neubearbeitung "Spöksonat". Auch das zweite Instrumental des Albums, "Devil Church" ist eigentlich nur ein Snippet. Deswegen wollte ich auf dem "Meliora"-Nachfolger das Ganze etwas ausbauen.

Zeitsprung – jetzt sind wir mitten im Prozess zu "Prequelle". Es zeichnet sich ab, dass wir zwei lange Instrumentals haben werden und damit quasi 12 Minuten Masturbation. (lacht) Nicht jeder mag das. Also brauchte ich dazu einen richtigen Banger. So kam "Dance Macabre" ins Spiel, das geschah relativ spät, obwohl Riff und Chorus schon seit geraumer Zeit in der Schublade lagen. Bei mir diktiert eine Sache die andere, weißt du? Wenn wir hier einen soften Part spielen, brauchen wir dort einen schnellen, und so weiter.

Gut, dass du das ansprichst. Auf "Prequelle" gibt es Flöten, Saxophon, viel Klavier, sehr Leichtes, Positives wie eben "Dance Macabre" und auf der anderen Seite stehen die teils sehr gitarrengetriebenen Instrumentals. Spielt dieser eben erwähnte Abwechslungsgedanke also nicht nur bei der Grundausrichtung – zart bedingt hart und umgekehrt –, sondern auch bei der Instrumentenwahl eine Rolle?

Ich komponiere gerne auf unterschiedlichen Instrumenten. Diese Herangehensweise zieht sich durch unsere gesamte Diskographie. "From The Pinnacle To The Pit" entstand am Bass. Das Hauptriff hätte ich niemals auf der Gitarre geschrieben. "Deus In Absentia" entstand am Klavier. Auf der Gitarre hätte ich die Akkordfolge wohl als ziemlich langweilig empfunden, doch am Klavier funktionierte es. Sowas bringt Variabilität. Ich bilde mir gern ein, dass Ghost mehr Queen als ZZ Top sind. Und ich versuche gewissermaßen zu simulieren, dass hier vier verschiedene Songschreiber am Werk sind.

Aber mittlerweile stammt sämtliche Musik von dir oder?

Bis zu einem gewissen Grad kollaboriere ich gern! Das macht Spaß! Einen Song jemanden zu zeigen, hilft mir ungemein beim Fokussieren. Aber die Idee, das Fundament bringe ich immer mit. Ich brauche diese ... hm, sei es eine Vocalmelodie oder...

Etwas als Inspirationsfunken?

Ja genau. Etwas richtig starkes, das zündet und den Prozess anschiebt. Ich wähle selbst aus, mit wem ich kollaboriere, um einen bestimmten Zweck vor Augen zu haben. Wenn du einmal angefangen hast, kommen ganz schnell zehn andere Ideen nach. Ich kollaboriere nicht unbedingt mit anderen, damit sie dann selbst Ideen einbringen.

Du gibst ihnen etwas und guckst, was zurückkommt?

Irgendwie ähnelt es einem Publikum. Auf der Bühne zu stehen inspiriert mich zum Beispiel ungemein. Du hast jemand, für den du spielst. Und wenn du mit jemandem kollaborierst, ist dieser jemand für diesen einen Tag deine Crowd. Er muss nicht einmal selbst viel beitragen, es reicht schon, wenn du ihn beeindrucken möchtest. Du probierst aus. "Wie gefällt dir das?" – "Mmh..." – "Und das? Besser, nicht wahr?" – "Ja, super!" Rein formal gesehen hab wohl ich das Stück dann geschrieben, ...

... aber die Inspiration kam zum Teil durch jemand anderen.

Richtig. Ich steh inzwischen drauf. Bei "Meliora“ konzentrierte ich darauf, das ganze Album in Zusammenarbeit mit Klas zu realisieren. Das war super, ist aber natürlich auch eine große Verpflichtung und braucht viel Zeit. Wenn du mit mehreren Leuten hie und da mal kollaborierst, dauert das immer nur einen Tag.

Der Prozess veränderte sich also grundlegend im Vergleich zu "Meliora".

Der Prozess vor der eigentlichen Produktion, ja. Später waren es dann wieder nur ich und Tom (Dalgety, Produzent; Anm. d. Red.). Auf Tour zum Beispiel traf ich mich ab und zu mit Leuten, zeigte ihnen einen Song und kam manchmal mit wesentlich mehr raus als vorher. Ich bin gerne der Zeit ein bisschen voraus, wenn du verstehst, was ich meine. Wenn mir Leute – wie gerade eben zum Beispiel – Textnachrichten schicken, bedeutet das, dass ich bei irgendwas spät dran bin. Das wird natürlich immer so sein, aber ich bin gern vorbereitet.

"Ghost ist mein claim to fame"

Wie weit in die Zukunft reichen deine Vorbereitungen derzeit?

Das hängt alles ein bisschen davon ab, wie letztlich alles läuft, aber mit ziemlicher Sicherheit kann ich sagen, dass ab Tourbeginn im Mai erst einmal ungefähr 18 Monate Touring anstehen, rund 200 Shows. Bis Ende 2019 werden wir dreimal um die Welt gereist sein. Bis dahin sollte ich einigermaßen bereit sein, im Studio Album Nummer 5 in Angriff zu nehmen. Klappt das so, wie ich hoffe, habe ich noch ein Projekt im Kopf, das ich mit Ghost gerne umsetzen würde. Das wäre wohl um 2022 herum. So weit sehe ich momentan. Und danach könnte es das vielleicht gewesen sein, wer weiß... Wie gesagt: Mal sehen, wie es läuft. Aber gerade wegen der Instensität und des guten Durchplanens Ghosts, stößt man wohl irgendwann an ein Limit.

Du meinst, die Story ist irgendwann auserzählt?

Es wird definitiv der Punkt kommen, an dem es alt wird. Wenn es anfängt, sich zu wiederholen, langweilig wird, will ich hier nicht mehr weitermachen. Langweilig wäre zum Beispiel gewesen, jetzt Papa IV. vorzustellen. Jetzt gibt es den Kardinal! Und spielt der seine Karten richtig, wird er vielleicht mal zum Papa.
Schau, die nächsten vier, fünf Jahre meines Lebens sind jetzt geplant. Aber hoffentlich dauert mein Leben noch länger. Also muss ich akzeptieren, dass dieses Kapitel vielleicht eines Tages endet, und offen dafür sein, etwas anderes zu machen.

Wie du so über Ghost sprichst, erinnert mich etwas an TV-Serien. Einige produzieren bei Erfolg immer weiter, zehn, elf, zwölf Staffeln und bleiben dabei oft ein Stück weit hängen. Andere – vermutlich die besten – setzen trotz guter Quoten nach sechs, sieben Staffeln den Schlusspunkt. Ist das deine Herangehensweise?

Wenn du es schaffst, alles so zu orchestrieren und aufzuhören, bevor es alt wird – perfekt! Ghost ist wahrscheinlich mein 'claim to fame'; definitiv jetzt im Moment und wahrscheinlich wird es auch am Ende meines Lebens meine größte Errungenschaft sein.

Naja, du weißt nie was danach kommt.

Haha, George Lucas dachte das gleiche wohl nach "Star Wars". Was soll denn noch kommen? Und dann kam "Indiana Jones". Man kann also durchaus danach noch weitermachen. Das stimmt mich optimistisch. Sollte Ghost sich einmal auserwählt haben und mir keine guten Ideen dafür mehr einfallen, wird es vielleicht Zeit sein, den Stecker zu ziehen, Ghost Ghost sein zu lassen und etwas anderes zu starten.

Gene Simmons und Paul Stanley könnten sich gut vorstellen, Kiss einmal ohne Original-Mitglieder laufen zu lassen. Würde Ghost ohne dich funktionieren oder ist es zu persönlich?

Kiss haben unrecht, finde ich. Ich weiß auch nicht, ob sie nur eine Scharade abziehen oder das tatsächlich ernst meinen. Jedenfalls glaube ich nicht, das Kiss ohne sie funktionieren würden. Ich würde auch Alice Cooper nicht gern mit jemand anderem sehen wollen. Aber um auf die Frage zu antworten: Ich weiß es ehrlich nicht. Es gibt sicher Dinge, die du mit deiner Marke – mir fällt kein besseres Wort ein – anstellen kannst. ABBA handhabten das sehr clever. Sie kompilierten ihre Karriere in "Mamma Mia". So wurden sie unsterblich. Sie brauchten keine Reunion. Queen – obwohl sie jetzt eben touren – hätten das genauso mit ihrem Musical machen können. Für so etwas hätten wahrscheinlich auch Kiss das Potenzial. Sie könnten eine "Kiss-Show" oder etwas in der Art starten. Die "Kiss Experience" mit anderen Musikern. Aber ich würde mir niemals etwas angucken, das vorgibt, die Originalband zu sein.

Ich bin mir relativ sicher, einige der Dinge, die ich im Kopf habe, könnte man ebenfalls von anderen weiterführen lassen. Doch so sehr man nach Unsterblichkeit strebt und der Welt seinen Stempel aufdrücken möchte – ich möchte die Welt nicht auf diese Weise behelligen. Man verursacht schon genug Stunk. Auch Platten oder Filme reichen zum Verewigen. Man braucht es wirklich nicht überall. Ich wäre schon vollends zufrieden, wenn ich die Dinge noch umsetzen kann, die ich momentan im Kopf habe. Das wäre Luxus. Und fantastisch.

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