laut.de-Kritik
Ein zahnloses Produkt für Freunde des ZDF-Fernsehgartens.
Review von Kai ButterweckItaliens Vorzeige-Rock-Pop-Amazone Gianna Nannini war bei ihrer Außendarstellung schon immer ein Garant für kontroverse Stammtischdiskussionen. Ob das Umfunktionieren von Lady Liberty in eine Dildo-Halterin ("California"), Oben-Ohne-Einschübe auf der Bühne oder mit gewöhnungsbedürftigen Coverfotografien ("Io E Te", "Inno"): Zwischen Mailand und Palermo gehen jedes Mal die Hände gen Himmel, wenn die eigenwillige Kratzbürste aus Siena zum nächsten Schlag ausholt.
Auch dieser Tage überrascht die Sängerin mit dem unverkennbaren Reibeisen-Timbre wieder mit Unkonventionellem. Posierte sie vor zwei Jahren auf dem Cover ihres letzten Albums "Io E Te" noch mit kugelrundem Babybauch, präsentiert sie sich anno 2013 im etwas weltfremden Look à la "Der Name Der Rose". Schade nur, dass im Gegenzug die Inhalte der effektvollen Verpackungen in punkto Überraschungsfaktor immer mehr gen Null tendieren.
Bereits auf dem Vorgänger war nicht mehr viel übrig von der einst so toughen rock-orientierten Gianni Nannini der Vergangenheit, und auch ihr neuestes Schaffen bringt weder die Grajischen Alpen zum Zittern, noch sizilianischen Mozzarella zum Schmelzen. Stattdessen präsentiert sich ihr mittlerweile achtzehntes Studioalbum als zahnloses Airplay-Produkt für Freunde des ZDF-Fernsehgartens.
Ganze zweimal ("Scegli Me", "Dimmelo Chi Sei") beauftragt die Sängerin ihren Produzenten Wil Malone (Spice Girls, The Verve, Massive Attack) mit der Verwendung von modernen Rhythmen, kratzigen Gitarren und gehaltvollen Dynamik-Einwürfen. Der Rest des Materials offenbart hingegen die Frische einer Tiefkühlpizza aus dem Discounter um die Ecke.
Stoisch und blutleer dümpeln 0815-Schlager-Backgrounds ("Nostrastoria", "Danny", "In The Rain", "Inno") vor sich hin. Weder akzentuierte Gitarren noch Gianna Nanninis immer noch vibrierendes Organ kommen gegen die Opulenz von Roland Kaiser-Drums und süffigen String-Arrangements an.
Am erschreckendsten ist aber die Tatsache, dass am Ende nicht eine einzige Melodielinie im Ohr bleibt – weder bei dem schunkelnden Fundament des Albums, noch bei den standartmäßigen Schlafzimmer-Ergüssen ("Ninna Nein", "La Fine Del Mondo"). Das einzige was unterm Strich auch Stunden später noch im Kopf bleibt, ist das Bild einer zufrieden lächelnden Mittfünfzigerin in Mönchskutte. So erging es vielen aber auch schon beim letzten Album – da war es halt der Babybauch.
27 Kommentare
Ich mag ihre Stimme abartig, aber ihre Rockmusik ist furchtbar und leider immer unter Durchschnitt. In regelmäßigen Abständen veröffentlicht sie Alben, die meist nur aus Füllmaterial bestehen.
Gianna widmet unserem liebsten InNomann ein ganzes Album? Damn, da fühlt er sich geehrt!
Wenn sie mal ein Album mit lauter Titeln wie "Per Sempre Butterfly" raus brächte, wäre ich sofort unter den Käufern.
Schon ok, muss man ja nicht kennen und ja: bei dem Italo-MischMasch Deiner Mom waren defintiv einige Lieder von Gianna dabei.
Die Stimme selbst finde ich sogar ganz gut muss ich sagen.
naja, gut, sie hat lange Pause gemacht, aber ein paar ihrer alten Songs dürften dir sicher bekannt vorkommen, die hatte wirklich einige Hits.
Lahmes Dahingeplätscher, Song für Song. Einen Pluspunkt gibts für die Stimme.