laut.de-Biographie
Gilbert O'Sullivan
"Warum muss ich trotz unseres Altersunterschieds jedes Mal heulen? Jedes Mal wenn wir uns verabschieden, habe ich das Gefühl, zu sterben. Nichts bedeutet mir mehr, als dich sagen zu hören: 'Ich werde dich heiraten. Willst du mich heiraten? Hurrah!'" singt Gilbert O'Sullivan 1972 in einem seiner bekanntesten Stücke, "Clair". Aus dem Munde Humbert Humberts, dem Kinderschänder aus Vladimir Nabokovs "Lolita", hätten solche Worte für Entrüstung gesorgt. Den Wuschelkopf mit kurzer Hose und breiter Kappe führt das Lied über die dreijährige Tochter seines Managers allerdings an die Spitze der englischen Charts.
Es ist ein Erfolg, an dem O'Sullivan lange gearbeitet hat. 1946 mit dem Vornamen Raymond im irischen Waterford auf die Welt gekommen, zieht er im Alter von elf Jahren mit seiner Familie ins englische Swindon. Dort beginnt er, Klavier zu spielen, eine Tätigkeit, die er auch während seines Studiums an einer Kunsthochschule fortsetzt.
1967 arbeitet er in einem Warenhaus, wo ihm ein Kollege zu einem Plattenvertrag mit dem Major CBS verhilft. In den folgenden zwei Jahren nimmt O'Sullivan eine Reihe an Singles auf; zwar kommt kein Publikumserfolg auf, aber sie lassen immerhin den DJ John Peel aufhorchen, der ihn zu seiner populären BBC-Radioshow einlädt.
Auf der Suche nach einem Manager trifft O'Sullivan auf Gordon Mills, der schon Tom Jones und Engelbert Humperdincks aufgebaut hat. Außer zu dem eigenwilligen Look kommt es auch zu einer Namensänderung: Raymond fällt zugunsten von Gilbert weg, eine Geste, die als Hommage an die englischen Operettenkomponisten Gilbert & Sullivan gilt. Plötzlich ist auch der Erfolg da: Die Single "Nothing Rhymed" erreicht 1970 die englische Top Ten, auch das 71er Debütalbum "Himself" verkauft sich gut. "The only genuinely interesting and original 'new' single talent", schreibt die Zeitschrift Melody Maker hoffnungsvoll über ihn.
Eine Einschätzung, die sich zunächst bestätigt. Als Nachfolger Paul McCartneys gehandelt, erreicht O'Sullivan 1971 mit "Alone Again (Naturally)" die Nummer Eins in den USA, weitere Hits gelingen ihm mit "Get Down" und "Clair". Eine Zeit lang gilt er als erfolgreichster englischer Musikexport nach Elton John, dann sinkt sein Stern jedoch rasch. Einerseits hinterlassen das ständige Touren und der Druck, jedes Jahr ein neues Album einspielen zu müssen, Mitte der Siebzigerjahre ihre Spuren. Andererseits steht er mit seinem Hippie-Image trotz eines Look-Wechsels zugunsten eines Collegepullis mit der Aufschrift "G" in der Zeit der Discos auf verlorenem Posten. Als er 1977 gegen Manager Mills vor Gericht zieht, ist er auch noch seinen Plattenvertrag los.
1980 ist er wieder bei CBS und hat mit "What's In A Kiss" einen kleineren Hit, für den Rest des Jahrzehnts ist er aber hauptsächlich mit Gerichtsverhandlungen um seinen ehemaligen Manager beschäftigt. "Frobisher Drive" erscheint 1987 nur in Deutschland und hat ebenso wenig Erfolg wie "In The Key Of G" zwei Jahre später. Der Rettungsanker kommt Anfang der 90er Jahre aus Japan: Dort steht seine alte Single "Alone Again (Naturally)" hoch im Kurs, nachdem sie in einer erfolgreichen Fernsehserie zu hören war. O'Sullivan verlegt seine musikalischen Aktivitäten vorerst in den fernen Osten.
Mit regelmäßigen neuen Alben findet aber auch in Europa ein Aufschwung statt, zudem tauchen seine Lieder immer wieder in Soundtracks auf ("Finally Alone" zum Beispiel im Zeichentrickfilm "Stuart Little 2"). Seine letzte Veröffentlichung erscheint im Oktober 2003 und trägt den Titel "Pianoforeplay".
1 Kommentar mit einer Antwort
Leider ist diese Biographie seit 22 Jahren nicht mehr aktualisiert worden ... 8 Alben hat der Sänger seitdem veröffentlicht.
Ich fand The HMS Pinafore immer toll ♥