laut.de-Kritik
Melodieverliebtheit beherrscht das folkige Szenario.
Review von Martin LeuteDass die Fleet Foxes oft als Referenzgröße herangezogen werden, wenn es um die musikalische Einordnung dieses englischen Sextetts um die Songschreiber James Dale und John Herbert geht, stößt den Bandmitgliedern auf. Das dient aber durchaus dem Zweck, dieser Band die entsprechende Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Schließlich gebührt ihr diese völlig zu Recht!
Raumgreifende, bis zu fünfstimmige Harmoniegesänge stehen im Zentrum der herzerwärmenden Kompositionen, die sich im weitläufigen Folkpop-Kosmos bewegen. Die pastoralen Inszenierungen und die nostalgische Instrumentierung der Fleet Foxes, der Grand Archives und auch der Mannen um Midlake klingen durchaus an. Dennoch, die ländliche Ursprünglichkeit war gestern, man hat sich größtenteils behaglich eingerichtet, schwelgt mit einem dezenten Maß an Melancholie in einer komfortablen Zufriedenheit und schließt damit die Lücke zwischen besagten Ensembles.
Während die gesangliche Harmonieseligkeit sich aus Beach Boys- und The Byrds-Anleihen zu speisen scheint, offenbart die Band daneben ihre Vorliebe für einen melodischen Wohlklang, der einst auch die Beatles ausgezeichnet hat. Daneben mögen auch die Landsmänner von Turin Brakes und I Am Kloot Einfluss auf die Londoner ausgeübt haben. Mit einer gelungenen Synthese aus dem Sonnenschein-Pop der Sechziger, Folk- und dezenten Country-Anleihen präsentiert die Kombo auf "Wolves And Thieves" jedenfalls ihre Vorstellung von geschmeidigem Indiepop.
Auf dieser Basis entfacht das Ensemble mit instrumentalen und stilistischen Variationen und spannungsreichen Brüchen immer wieder seine Spielfreude. Da stolziert der famose Opener "King Of Rome" mit repetitiven Gitarrenmustern im Rock-Rhythmus. Da ergeht sich "Anvil" zu Glockenspiel und Gitarre ebenso in der feinsinnigen Beschaulichkeit wie "Last Decade", das mit Americana-Elementen verzierte "So Long St. Christopher" oder das zur gezupften Akustischen intonierte "Engraver's Daughter".
Gerne kontrastiert die Band die sich häufig zu wunderbaren Refrains empor steigenden Melodien mit unaufdringlichen psychedelischen Momenten. Hinzu gesellen sich experimentelle bis lärmende Intermezzi, die aber die Harmonie der Songs und die Kohärenz des Albums nicht beeinträchtigen.
Mal generieren holprige Takte und trübe Keyboardklänge eine sanfte Unruhe ("Jesus Wheel"). Dann bahnen sich nostalgisch anmutenden Synthie- und Spieluhr-Rhythmen ("Interlude") zur trüben E-Gitarrenlinie ihren Weg. Diese werden von zynischem Gelächter durchbrochen ("Reminder") oder es übernehmen lang gezogene Akkordeontöne das instrumentale Kommando ("Boulevards"). Dennoch beherrscht stets die einnehmende Melodieverliebtheit das ganze Szenario.
Mit "Wolves And Thieves" ist Goldheart Assembly ein großartiges wie reifes Debüt-Album mit hohem Wohlfühl-Faktor geglückt. Während die Fleet Foxes in Wald und Wiesen den Naturbezug zelebrieren, klingt dieses feinsinnige Ensemble so, als sei es in der Abenddämmerung bereits in die überschaubar besiedelte und asphaltierte Vorstadt eingebogen.
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