laut.de-Biographie
Gozpel
Trotz einer interessanten Mischung aus Sympathie, Härte und Intelligenz in seinen Texten, ist der Hintergrund zu seinem Künstlernamen eher langweilig: Aus Tupacs "Ghetto Gospel", dem er noch das obligatorische Hip Hop-Z anheftet, bastelt Gozpel seinen Bühnennamen.
Musikalisch wächst der 89er-Jahrgang zwischen der Trompete seiner Mutter, Meat Loaf, Grönemeyer, den Backstreet Boys seiner Schwester, AC/DC seines Vaters und Bloodhound Gang-Maxi-CDs heran.
Die ersten Begegnungen mit Rap erlebt er mit zwölf auf dem Schulhof, wo Savas und Sektenmusik gepumpt werden. Von da an begleitet ihn Rapmusik in Form von K.I.Z., Tupac und allem, das sonst noch so angesagt ist.
In dem Alter versucht man es irgendwann auch selbst. So sammelt Gozpel seine ersten Live-Erfahrungen in der achten oder neunten Klasse, auf einer Schulveranstaltung mit Beatbox-Begleitung. Sein bis dahin bodenständiges Leben gestattet jedoch keine Gedanken an Schulabbruch und Musikerkarriere. Er schließt die Schule ab und beginnt ein Biochemie-Studium.
Als Hobby erhält sich Gozpel jedoch das Rappen. 2011 stößt er zur Crew Tenthclassic. Im Moment seines ersten Auftritts bei Rap am Mittwoch hat er immerhin knapp zehn Jahre Erfahrung vorzuweisen.
Anfang November 2013 betritt ein junger Mann aus Berlin Steglitz die Bühne und zeigt sein Können erstmalig öffentlich in der größten und bekanntesten Hip Hop-Cypher Deutschlands. Zwei Wochen später tritt er an gleicher Stelle zum Rapbattle an und schafft es auf Anhieb bis in die Endrunde. 366 Tage später erscheint sein erstes Album "Sympathoz".
In der Zwischenzeit bringt er eigene Videos mit seiner Crew und mit Rapkollegen wie Tighty heraus. Den Startschuss für das Album feuern die Hijackers ab, die zuvor auch schon für Silla, Fler und Yvonne Catterfeld produziert haben. Gozpel darf sich auf Trapbeats und Boom-Bap austoben.
Als streitbarer Charakter, der oft fälschlicherweise mit Karate Andi verglichen wird, denkt Gozpel nicht nur über seine Generation nach, sondern auch über die vorhergegangenen und nachfolgenden. Gerade in Berlin lassen sowohl althergebrachte als auch alternative Lebensmodelle viel Platz, um einem Menschen ein größtmögliches Spektrum an Möglichkeiten zu bieten.
Gozpels Befund lautet dabei oftmals und interessanterweise: langweilig! Er macht in seiner Musik deutlich, dass nichts so einfach ist, wie es wirkt, und enttarnt dabei so manches hippes Lebensmodell als apolitisch und eher unaufregend. Er lässt sich weder als Studenten- noch als Battlerapper abstempeln. Er ist mindestens beides. Harte Selbstkritik, Ironie und Unbeschwertheit weisen ihm einen Platz irgendwo im weiten Feld zwischen Cro und Prinz Pi zu. Genau das macht ihn so spannend.
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