laut.de-Biographie
Guaia Guaia
Eine Band-Dokumentation krönt häufig eine langjährige Karriere, erzählt die Geschichte der größten Tour, des erfolgreichsten Albums, und so weiter. Etwas anders sieht das bei Guaia Guaia aus: Ohne "Unplugged: Leben Guaia Guaia" wäre die deutsche Musiklandschaft vermutlich gar nicht oder erst viel später auf das Duo aufmerksam geworden.
Der Film erzählt von Elias Gottstein und Carl Zielke, zwei modernen Hippies, Obdachlosen, Lebenskünstlern, man nenne sie, wie man wolle. Mit 17 schmeißen die Freunde die Schule, um Straßenmusiker zu werden.
Sie reisen auf selbst zusammengebauten Fahrrädern quer durch Deutschland, Hunderte von Kilometern. Spontan spielen sie Konzerte, ebenso spontan übernachten sie bei Freunden, Zufallsbekanntschaften oder in verlassenen Häusern. Als der Filmemacher Sobo Swobodnik davon Wind bekommt, folgt er den Musikern ein Jahr lang.
Mit dem gemeinen Straßenmusiker haben Guaia Guaia nicht viel am Hut. Unterstützt von Laptop-Beats, E-Gitarre und Posaune rappen und singen sie von ihren Leben und Idealen, Gesellschaftskritik inklusive.
Ein bisschen gleichen sie Deichkind: sicher nicht so krawallig (auch wenn oft die Polizei ihre Straßen-Auftritte beendet), ähnlich kritisch, aber immer mit einer gewissen kindlichen Verspieltheit, was allein eine Songtitel-Wahl wie "Alle Autos Fliegen Hoch" zeigt.
Nach Veröffentlichung der Doku entsteht ein vermeintlicher Konflikt: Auf einmal ist Geld da und ein Major-Label bietet dem Duo einen Plattenvertrag an, den es auch unterschreibt. Widerspricht das nicht dem besitzlosen Leben, das Guaia Guaia seit Jahren predigen und verwirklichen?
Die Webseite der Band beantwortet diese Frage: "Doch wer sagt das? Wo steht das geschrieben und wenn ja, ist das ein Gesetz? Und wenn es ein Gesetz ist, muss man es befolgen?"
"Eine Revolution Ist Viel Zu Wenig" lautet der Titel des Major-Debüts von Guaia Guaia. Allerdings wäre es ein Fehler zu glauben, dass die beiden die Gesellschaft komplett umkrempeln wollen.
Dass nicht jeder ein Leben ohne fließendes Wasser, mit angezapftem Strom und Kleidung aus dem Müll umsetzen kann und will, wissen sie: "Es ist uns schon klar, dass wir privilegiert sind und nicht jeder so leben kann, wie wir, aber heißt das, dass man es nicht probieren sollte?"
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