laut.de-Kritik

Die weichen, schönen Töne zwingen den Hörer in die Knie.

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Haven versetzt mich in die gute alte Zeit, als ich Britpop noch auf der Stirn tätowiert hatte und "Adidas regiert die Welt" durch sämtliche Megaphone schrie. Mittlerweile zeigt der Punkrock seine Spuren, dennoch zwingen mich diese weichen, schönen Töne immer noch in die Knie. "All For A Reason" sind eingängige Popstücke, die auch mal etwas rumpeliger daher stiefeln. Die Tour durch Amerika hat den Jungs nach ihrem erfolgreichen Debüt hörbar gut getan.

An diesem Triumph hängt mit Sicherheit auch der geniale Manchester Pop-Gott Johnny Marr, der bei der aktuellen Platte wieder eine große Rolle spielt. Diesmal nicht nur als Produzent, sondern auch als Text-Schmied. Bei "Have No Fear" und "The First Time" schmilzt das Eis im Sektglas, und man merkt, dass die Zeiten von The Smiths unvergänglich sind.

Wie so oft gehören zu einer reibungslosen Erfolgsphase unangenehme Störungen, die auch Haven am eigenen Leib zu spüren bekamen. Auf ihrer Heimatinsel angekommen, sollte es sofort mit den Aufnahmen zu "All For A Reason" beginnen. Gitarrist Nat Watson erkrankte jedoch an einer seltenen Krankheit. Die sogenannte Bells Lähmung, die durch Stress verursacht wird, irritierte das Opfer und die gesamte Band. Er konnte sein Gesicht nicht mehr bewegen, und das rechte Auge blieb offen. In diesem Zustand kann von Arbeit nicht die Rede sein, und so legte das Quartett die Instrumente bei Seite und die Produktion wurde verschoben.

Im Herbst 2003 ging es dann langsam wieder los, und die Zwangspause, so schlimm der Grund auch war, hat die Band noch mehr zusammen geschweißt. "Change Direction" eröffnet triumphal die Gitarren-Hymne zu einem intensiven Hit-Potpourri. Allen Verliebte oder solchen, die es werden wollen, sei "What Love Is" ans Herz gelegt. Der nächste Sommerhit ist gekürt, und um es mit den Worten von Mr. Briggs zu sagen: "Wenn du verliebt bist, it kicks the fuck out of you"! Wer das nicht versteht, ist dumm wie ein Stück Brot.

Um endlich wieder pathetisch zu werden. Das Schiff ist im Hafen der Liebe angekommen. Sommer wo bleibst du? We need a boy meets girl thing. Und zum Schluss darf ich den Frontmann noch mal zitieren: "Wir können die ganze verdammte Welt erobern." Verdammt noch mal, ich bitte darum!

Trackliste

  1. 1. Change Direction
  2. 2. Have No Fear
  3. 3. All For A Reason
  4. 4. The First Time
  5. 5. Something Moved Me
  6. 6. Wouldn't Change A Thing
  7. 7. What Love Is
  8. 8. Together's Better
  9. 9. Don't Say A Word
  10. 10. Getaway

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LAUT.DE-PORTRÄT Haven

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