laut.de-Kritik
Von psychedelischem Hirnfick zu abgespacktem Nashville-Country.
Review von Alexander CordasEmil Amos dürfte - wenn überhaupt - den meisten als Schlagwerker an der Seite von Al Cisneros bei den Meditations-Rockern von Om ein Begriff sein.
Allerdings hat der Gute schon vor seinem Einstieg bei Om Musik gemacht, so zum Beispiel in der Formation Grails. Seit 1992 musiziert der aus Portland stammende Musiker auch schon unter dem Banner der heiligen Söhne.
Stilistisch lässt sich Amos in keine der bereitgestellten Schubladen packen. Das einzige, womit man den umtriebigen Multiinstrumentalisten fassen könnte, wäre die eher nichtssagende Umschreibung 'Homerecording'.
Im Kämmerlein zu Hause begibt sich Amos auf die Suche nach Sounds und Strukturen, die er in seinen Songs auftürmt. Dabei gehen Drone und Wohlklang oft Hand in Hand. Im Vordergrund klimpert ein Klavier, während dahinter düstere Klangwolken auf und nieder schweben. Mal triphoppig, mal ausufernd kitschig ("All Too Free"), dann wieder introvertiert und auf der Suche nach dem roten Faden, mäandern seine Skizzen zwischen den Welten hin und her.
Vordergründig mag das oft wie entspannte Rentnermucke klingen. Riskiert man aber mehr als nur flüchtige Aufmerksamkeit, entdeckt man die viele Schichten, die Amos wie Bauklötze aufeinander stapelt.
Die transportierten Stimmungen ändern sich mitunter im Minutentakt. Von relaxter Lagerfeuer-Romantik wie in "Life Could Be A Dream" bis zu nebelverhangenen Depressionen ("Back Down To The Tombs") ist es meist nur ein kleiner Schritt. Amos umschmeichelt den Hörer mal mit sanftem Gesäusel sowie sattem, klarem Gesang, aber auch mit scheinbar improvisiertem Gesprechsinge. So phrasiert er im Titeltrack über Demütigungen mitten auf dem Highway und das Kiffen, während er in Gedanken den Bullen eine lange Nase zeigt. Dazu klimpert er fast beiläufig auf der Akustischen herum.
So hat man fast das Gefühl, bei Amos im Wohnzimmer zu sitzen und ihm bei der Ausgestaltung seines ureigenen Trips zuzuhören. Sympathisch klingen die Holy Sons dabei allemal. Emil Amos gibt seinem Baby reichlich Raum, um in diversen Sphären zu wildern. Vom psychedelischen Hirnfick bis zum abgespackten Nashville-Country hat er so einiges auf der Pfanne, das sich zu erkunden lohnt.
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