laut.de-Kritik
Wie ein Kindergeburtstag, bei dem einer in die Bowle fällt.
Review von David HilzendegenVorsicht! Wie sonst könnte die angemessene Reaktion auf ein Album namens "Morgan Freeman's Psychedelic Semen" ausfallen, das mit der flehenden Aufforderung "Give me milkshake" beginnt? Besonders dann, wenn sich der Interpret noch dazu wie ein betrunkener Geisteskranker anhört.
"Nun gebt ihm seinen verdammten Milchshake" würde man am liebsten zurück schreien, wenn das, was danach kommt, nicht so ungeheuer interessant wäre. Schreie, Gequieke, Geröchel, Raps und Gesang – immer und unbedingt an der Grenze zur Debilität.
Immerhin an einer Stelle lenkt Infinite Livez ein: "This record is to be in the Hip Hop-section. It's not Jazz, it's Hip Hop" Damit wäre zumindest die Genrezuordnung geklärt – trotz der unmittelbar folgenden Louis Armstrong-Persiflage ("Swaggamuffin"). Angesichts der staubtrockenen, weitgehend einfach gehaltenen Beats wäre das allerdings das kleinste Missverständnis gewesen.
Es ist offensichtlich das gleiche Symptom, das seinerzeit Declaime bei seiner Metamorphose zu Dudley Perkins ritt, nur deutlich proletarischer, infantiler, noch weniger massentauglich und definitiv viel dadaistischer. Dazu ein Schuss Kool Keith und ein wenig Flavor Flav-Verspieltheit, allerdings ohne seine weichgespülte Effekthascherei.
Ob das jetzt innovativ, neuartig oder gar avantgardistisch ist, vermag ich nicht zu sagen. Es klingt wie ein Kindergeburtstag, bei dem das dümmste Kind in die Bowle für die Erwachsenen fällt und sich fortan für ungeheuer lustig und, wie in diesem Fall, mitunter für ein Körperdouble Saddam Husseins hält. Zunächst irritiert, aber doch interessiert schämt man sich zwar ein bisschen für sein Vergnügen, will aber schon bald mehr davon.
Ob Morgan Freeman weiß, was so mancher mit der Frucht seiner Lenden assoziiert, ist unbekannt. Und jetzt vergesse ich die Platte auch wieder ... und hole sie erst in ein paar Monaten wieder hervor. So viel Individualität und Kurzweile will vorsichtig dosiert sein.
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