laut.de-Kritik

Kleine Meisterwerke machen mächtig Dampf im Player.

Review von

Mit "Matinee" liegt nun endlich das Debüt des 23-jährigen Londoner Wunderknaben Jack Penate vor. Auf der Insel und in Kreisen der üblichen Indie-Verdächtigen wird der Musiker bereits heftig gefeiert. Mal wieder so ein ein hektisch hochgepitchtes anderthalb-Gitarren-Akkord-Wunder mit wuseligen Haaren? Nun, das mit den paar Akkorden mag vordergründig hinhauen - aber: Mit welcher Klasse der Bursche das macht!

Fifties-beseelt und temporeich prescht "Spit At Stars" mit verspielt im Hintergrund läutenden Kling-Klang-Schicksalsmelodie-Glocken mitreißend los. "Got My Favourite" gluckt und glockt weiterhin mächtig, doch ein wenig zurückgenommer im Beat. Feuchte Freude-Augen stellen sich dann bei Track vier ein: "Torn On The Platform" ist ein wahrhaftiges und blitzgescheit komponiertes, kleines Meisterwerk, das perfekt auf den Pop-Punkt kommt.

Mit "Learning Lines" stattet der erste ruhigere Song-Part seinen etwas unspektakulären Besuch ab. "Run For Your Life" nimmt erneut mehr Fahrt auf, bevor mit "We Will Be Here" dann die nächste Verschnaufpause winkt. Sanft dräuen Streicher-Tupfer im Hintergrund und laden ein zu einer im Refrain charmanten Wiegenlied-Reise, ohne jedoch in allzu stark angerührter Süßlichkeit zu versinken.

Beim Intro und weiteren Song-Verlauf von "Made Of Codes" scheint Jack zunächst sein frisches Pulver verschossen zu haben: Das gesamte Song-Konstrukt scheint als Best Of-Mix der bislang präsentierten Uptempo-Nummern diese als Schnellschuss zusammenzufassen, aber nach wie vor stets mit unterhaltsamer Note versehen. "My Yvonne" kommt musikalisch als verhaltene Ballade daher. Auf "Second, Minute Or Hour" nimmt Jack dann noch einmal prächtig funkelnde, melodische Drei-Minuten-Pop-Fahrt auf, bevor die eindringliche Ballade "When I Die" mit Akustik-Gitarre zum Albenende läutet.

Jacks "Matinee" wirbelt als fröhliche Herbstbrise durchs Plattenland; bestens geeignet zur Untermalung der heimischen Staubmaus-Jagd unter dem Bett, zum ekstatischem Mithüpfen beim Betrachten eines Sonnenaufgangs und als launiger Soundtrack, um mit ordentlich gefülltem Glas in der Hand auf irgendeiner Party Eindruck beim indie-affin gestylten Girl seiner Wahl Pluspunkte zu sammeln. Wenn Jack Penate bestens drauf ist, haben seine Songs gar den fröhlichen Schmiss von gut abgehangenen Shakin' Stevens-Singles.

Wahrlich, von schlechten Eltern ist er nicht, mein kleiner Britpop-Ausflug. Das macht Appetit auf mehr - vielleicht sollte ich mir mal die nächste Babyshambles-Scheibe vornehmen, vorausgesetzt, Pete trinkt dann nicht bereits Whisky-Cola mit Curt Cobain, irgendwo da oben.

Indie. Brit. Pop. Ach, weg mit den ganzen Schubladen: Jack Penates "Matinee" ist schlicht eine umwerfende, mitreißende Platte, randvoll mit guten Songs.

Trackliste

  1. 1. Spit At Stars
  2. 2. Got My Favourite...
  3. 3. Have I Been A Fool?
  4. 4. Torn On The Platform
  5. 5. Learning Lines
  6. 6. Run For Your Life
  7. 7. We Will Be Here
  8. 8. Made Of Codes
  9. 9. My Yvonne
  10. 10. Second, Minute Or Hour
  11. 11. When We Die

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3 Kommentare

  • Vor 17 Jahren

    Ich finde das Album grandios und ich gerate ins Schwärmen wenn ich einfach nur den Namen höre: "Matinée" das klingt schon toll (würde mich auch nicht wundern, wenn das zweite Album "Soirée" heißt ;)).
    Es benötigt keine lange "Einhörphase" (man kennt das ja, wenn man ein Album erst 3-4 mal komplett hören muss, um es gut zu finden und zu mögen ;)).
    Habe mich beim ersten Hören auch sofort
    in den Song "My Yvonne" verliebt.
    Er ist einfach ein in-die-Kissen-fallen-und-chillen-Song, der mich persönlich in Weihnachtsstimmung versetzt^^.
    Ich hoffe einfach mal, dass Jack Penate nicht so gehyped wird und sich nicht der Masse anpasst, wie manch anderer Damals-Indie-heute-Mainstream-Interpret...

    lieben Gruß, adieu, tschüssikowski und viel Spaß
    beim Hören :)
    Judith[color=gray:19798dc315][/color:19798dc315][color=gray:19798dc315][/color:19798dc315][b:19798dc315][/b:19798dc315][b:19798dc315][/b:19798dc315]

  • Vor 16 Jahren

    Gerade live aus 1m Entfernung erlebt, sehr sympatisch und sehr sehr geil!
    Lieder gehn direkt ins Ohr, auch wenn das jetzt schon ein bisschen spät ist, aber es passt genau zum kommenden Sommer.
    PS: Die Stimmung ist fast wie bei den Kooks, nur hier noch mit musikalischem Geist!