laut.de-Kritik

Unkompliziert, fröhlich, positiv: selbst Blues wird Karibik-kompatibel.

Review von

Zu mannigfaltigen Gelegenheiten wollte man Rootdowns Haus- und Hofproduzent Teka bereits die Hände küssen. Dass er im Rahmen seines Koalas Desperados-Projekts eine schwedische Sängerin mit Wurzeln in Uganda an Land zog und mit ihr ein ganzes Album aufnahm, rechtfertigt einen weiteren Eintrag im goldenen Buch der Dankbarkeit.

Bisher versuchte sich Jaqee - recht erfolgreich, wie man hört - im Soul- und R'n'B-Bereich, später an rockigen Tönen. Zuletzt nahm sie zusammen mit der Bohuslän Bigband eine Hommage an Jazz-Legende Billie Holiday auf. Die Liebe zu jamaikanischen Klängen muss jedoch schon zu diesen Zeiten in ihr geschlummert haben.

Anders lässt sich nicht erklären, dass Teka Jaqee ein Reggae-Album entlockt, das in seiner unkomplizierten, fröhlichen, durch und durch positiven Art seinesgleichen sucht. Dabei schlägt sie zwischendurch auch nachdenkliche Töne an: Jaqee thematisiert keineswegs nur den Ponyhof-Teil des Lebens.

Vielmehr stehen echte, tief empfundene Gefühle im Mittelpunkt ihrer Lieder. Das kann, wie im "Letter To Samson", schon mal unter die Haut gehen: "I'm gonna sing the blues for you, my dear", doch selbst der gerät - untermalt von Melodien, die tönen, als entstammten sie dem traurigsten aller Schifferklaviere - verflixt Karibik-kompatibel.

Emotionen: gerne. Für weinerliche Sentimentalitäten ist im Leben eines "Kokoo Girl" jedoch kein Platz. Dafür regiert quirlig und farbenfroh, was schon ganz andere "Good Vibrations" nannten. Jaqee und Teka richten eine - in jeder Hinsicht - bestens aufgelegte Reggae-Platte an.

Klassisches Roots-Instrumentarium trifft dabei auf dem Ska entliehene Rhythmen, die stetig nach vorne treiben. Fraglos kennt Teka die Stärken des Sounds der 60er und 70er Jahre ganz genau. Sich derer zu bedienen und ihnen schwungvoll Moos, Staub und Spinnweben abzubürsten, ohne die Substanz zu beschädigen: eine Kunst für sich.

Beherrscht man diese, klingt das Resultat zugleich oldschool und topmodern. "Kokoo Girl" liefert einen vergnüglichen Beweis, wie man es richtig macht: Je nach Bedarf geht es vehement oder mit zurückgenommenem Tempo zur Sache.

Bläser, Percussion, Orgeltöne, ganz unkitschige Streicher, Background-Gesänge, zuweilen auch ein paar Scratches: Alles findet seinen Platz wie von selbst. "Moonshine" und wuchtige Beats passen bestens zusammen. Wenn erst der "Voodoo Elephant" in die Dancehall geführt wird, gibt es ohnehin kein Halten mehr.

Jaqees Gesang krönt all dies. Je nach Bedarf gibt sie sich mädchenhaft-zuckersüß oder, wie um die blubbernde Basslinie in "Land Of The Free" widerzuspiegeln, geheimnisvoll dunkel. An anderer Stelle bereits getroffene Vergleiche mit Kelis oder - noch treffender - Macy Gray: keineswegs aus der Luft gegriffen.

"The Day B4 Last" bündelt kurz vor dem Ende energiegeladene, kraftvolle Aufbruchstimmung und reitet nicht etwa in den obligatorischen Sonnenunter-, wohl aber hoch erhobenen Hauptes in einen prächtigen -Aufgang.

Das Augenzwinkern folgt auf dem Fuße. Was die "Healing Waters" enthalten, in denen gebadet haben muss, wer solch herrlich alberne Kinderlied-Country-Slapstick-Gospel-Hybrid-Ohrwürmer hervor bringen kann: Ich möchte es gar nicht so genau wissen.

Trackliste

  1. 1. Natty Dread
  2. 2. Pink Drunken Elephant
  3. 3. Moonshine
  4. 4. Kokoo Girl
  5. 5. Land Of The Free
  6. 6. Take It Or Leave It
  7. 7. Take A Walk With Me
  8. 8. Take The Train
  9. 9. Voodoo Elephant
  10. 10. Letter To Samson
  11. 11. The Day B4 Last
  12. 12. Healing Waters

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