laut.de-Kritik

Die Waliserin macht sogar Männer neidisch.

Review von

Glück gehabt: bildhübsch, schöne Stimme und dann noch Songwriterin, die sich auf Beats versteht. Jem könnten sogar Männer beneiden. Die angloamerikanische Presse lobt die Stimme der Waliserin mit Wohnsitz in Los Angeles jedenfalls über den grünen Klee.

Gleichwohl bleibt ihr poppiger Ansatz konventionell. Wer nach ungewöhnlichen Arrangements oder neuen Sounds fahndet, sucht hier vergebens. Die Songs sind stattdessen von der Pike auf fehlerlos aufgezogen. Hier stimmt alles: Live-Instrumente und Programmierung stehen in ausgewogenem Verhältnis zueinander. Brilliante Sounds, eine lupenreinen Produktion (mit Ko-Partner Yoad Nevo) und Abwechslung in Maßen kommen hinzu. Dass die Frau zudem Songs schreiben kann und ihr Organ nicht auf Hochglanz poliert, ist unüberhörbar.

Trip Hoppiges meets Pop, der die Funktionsweise des Genres verinnerlicht hat und auch um die Klassik weiß. Klingt zwar bemüht, lässt sich aber nicht ganz von der Hand weisen. So greift Jem bei der hitverdächtigen Single "They" auf Johann Sebastian Bachs "Preludium in F-Dur" zurück. Die melodiös deepen Beats von "Finally Woken" und "Come On Closer" (abgesehen von dessen schweren Gitarrenakkorden) stünden jeder Native Tongue-Rap-Crew gut.

Düster, mit Streichern und schwerer Gitarre gehts bei "24" zu. "Wish I" folgt dagegen dem loungigen De-Phazz-Format, während Balladen à la "Missing You", "Stay Now" oder "Flying High" natürlich nicht fehlen dürfen. Die lockeren Melodien in Verbindung mit Akustikgitarre erinneren in den Beat-orientierten, fröhlicheren Stücken zuweilen an das sonnige Gemüt Sugar Rays - die ja bekanntlich ebenfalls am Pazifik logieren.

"Finally Woken" präsentiert sich als stilbewusste, Radio-taugliche Platte einer Dame, die genau wusste, was sie wollte: den Job in der Musikindustrie kündigen, um auf die Bühne zu wechseln. Es wäre reichlich seltsam, sollte kein etablierter Popstar auf die Dame als Support aufmerksam werden. Die Times sieht in Jem bereits die nächste Dido. Eines steht sicher fest: Sie kennt sich am Drum-Computer ähnlich gut aus wie am Lagerfeuer.

Trackliste

  1. 1. They
  2. 2. Come On Closer
  3. 3. Finally Woken
  4. 4. Save Me
  5. 5. 24
  6. 6. Missing You
  7. 7. Wish I
  8. 8. Just A Ride
  9. 9. Falling For You
  10. 10. Stay Now
  11. 11. Flying High

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