laut.de-Kritik

Beim Ex-Led Zeppelin-Bassisten sprüht die Freude zur Musik aus allen Poren.

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"Hey, interessiert dich die neue Platte von John Paul Jones?" - "Äh, das war der Bass-Spieler von Led Zeppelin, oder?" - "Ja, genau. Ist ziemlich basslastig. Wenn sich jemand dafür interessiert, dann du."

Mit nach Hause genommen, ohne große Erwartungen in den CD-Player gelegt - und gestaunt. Während John Bonham seit guten 20 Jahren unter der Erde ruht und Page & Plant mit altem Material in erfrischtem Akustikgewand immer wieder durch die Gegend tingeln, gönnt sich Jones den Luxus des alten Musikers: Ins Studio zu gehen, ohne Erwartungen erfüllen zu müssen oder sein Ego zu befriedigen. Sondern nur, um Musik zu spielen.

"Leafy Meadows" ist ein perfekter Opener: krachend, energiegeladen, wohlklingend und gleichzeitig dissonant. Als Gast King Crimsons Robert Fripp, der das passende Solo hinlegt. Musikalisch erinnert das Ganze an den Jeff Beck der letzten Jahre wie etwa auf "You Had It Coming": das Fundament ist bodenständiger Rock'n'Roll, der eine solide Basis bildet, um immer wieder Neues aus zu probieren. Dabei setzt Jones im Gegensatz zu Beck nicht auf Loops und Samples, sondern auf seine eigene Virtuosität. Bis auf zwei Gitarrensoli spielt er alle Saiten- und Tasteninstrumente selbst, und das in einer erstaunlichen Vielfalt. Nur beim Singen hapert es ein bisschen, die Stimme ist zu dünn und unmodular, um einen Eindruck zu hinterlassen. Bei Lyrics wie "The Thunderthief, he puts us under - While we sleep he steals our thunder" (Der Donnerdieb, der unterdrückt uns. Er klaut uns den Donner, während wir schlafen) ist das kein allzu großer Verlust.

Schnelle Stücke wie die ersten zwei wechseln sich mit ruhigeren ab. Bei "Ice Fishing At Night" scheint das Klaviergeklimper bei Vollmond über einen gefrorenen See zu gleiten. Das auf einer akustischen Gitarre gespielte "Down To The River To Pray" entpuppt sich erst bei genauem Anhören als eines der Stücke, das den Soundtrack zu "O Brother, Where Art Thou" so besonders gemacht hat, steht dieser Version aber nicht nach. Ist "Angry Angry" wahrhaftig wütend, schließt "Freedom Song" das Album mit einer versönlichen Note und schon ist der Zeitpunkt gekommen, um die Play-Taste erneut zu betätigen.

Mit "The Thunderthief" ist John Paul Jones ein kleines Wunder gelungen: Ohne den Ballast einer ruhmreichen Vergangenheit hat er ein Album aufgenommen, dass Freude zur Musik aus allen Poren aussprüht. Selbst wenn das Album nicht homogen, eher aus Bruchstücken zusammen gesetzt wirkt - Jones hat es bestimmt nicht nötig, "Kashmir" mit Puff Daddy für den Godzilla-Soundtrack auf zu nehmen.

Trackliste

  1. 1. Leafy Meadows
  2. 2. The Thunderthief
  3. 3. Hoediddle
  4. 4. Ice Fishing At Night
  5. 5. Daphne
  6. 6. Angry Angry
  7. 7. Down To The River To Pray
  8. 8. Shibuya Bop
  9. 9. Freedom Song

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