laut.de-Kritik

Boogie Woogie mit Joss Stone, Rumer, Winehouse & co.

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Die Verlockung der Sirenen verheißt eigentlich nichts Gutes. Man frage bei Odysseus nach oder Jason und den Argonauten. Dennoch rudert Jools Holland auf dem Albumcover von "Sirens Of Song" geradezu fröhlich seiner ganz persönlichen Sireneninsel entgegen. Wohl wissend: Wenn sich unter den Fabelwesen z. B. Rumer, Eartha Kitt und Kylie Minogue befinden, erwartet einen gewiss kein Unheil.

Den Auftakt übernimmt eine mitreißend swingende Ruby Turner mit "Jumping In The Morning" aus der Feder von Ray Charles. Keine Frage: Jools' Orchester hat gute Laune getankt, und feuert gleich aus allen Rohren. "Letting Me Down" haben Joss Stone und Holland gemeinsam geschrieben. Und wie die britische Soulröhre zum Ende hin förmlich explodiert, zählt zu den vielen Höhepunkten des Albums.

Bei "Love Me Or Leave Me" steht Emeli Sandés Stimme im Vordergrund, durchwirkt mit einer Menge Sinatra-Coolness. Ein virtuos ausgeführtes Piano-Solo setzt willkommene Akzente, unüberhörbar atmet das Rhythm & Blues Orchestra hier den Geist der großen Big Band-Ära. "A Vow" entstammt der Zusammenarbeit von Holland (Musik) und der Dichterin Wendy Cope (Text). Die Vocals übernimmt Louise Marshall. Die ihren Part solide absolviert, aber keinen sonderlich aufregenden Eindruck hinterlässt.

Jools zaubert auch noch eine gemeinsame Aufnahme mit Amy Winehouse von 2006 hervor. Der "Monkey Man" präsentiert eine beschwingte, gar fröhliche Souldiva. "Should I Stay Or Should I Go" entstammt im Original von The Clash. Hier nimmt sich Pop-Queen Kylie Minogue der Sache an. Hätte natürlich bös schiefgehen können, doch das quirlige Orchesterarrangement kommt Kylies noch immer jungmädchenhaftem Charme sehr entgegen.

Rumer interpretiert Percy Mayfields "Lost Mind" mit kokettem Augenaufschlag im Stil einer Nachtclub-Sängerin der goldenen Fünfziger. Da verfügt Imelda May über eine andere Vorgehensweise. Ihr "Top To Bottom Boogie" schwitzt und rockt, hier ist keine sanfte Verführerin am Werk. Imelda packt energisch zu, und die Band bedient sich in bester Stray Cats-Manier gekonnt an Stilelementen aus dem Gene Vincent / Eddie Cochran-Fundus.

Das unkaputtbare "Night And Day" aus der Feder Cole Porters ist bei KT Tunstall in besten Händen. Und gefällt mit transparenten Arrangement und scharfen Jazz-Konturen. Ex-Spice Girl Melanie C gerät im Vergleich mit dem Stimmvermögen anderer Kolleginnen etwas in den Hintergrund, liefert für Stevie Wonders "I Wish" dennoch eine gleichermaßen saubere Performance ab.

Der Preis für den überzeugendsten Sirenengesang geht letztlich allerdings an keine der hier versammelten Damen, sondern an Jools Holland selbst. Wenn er seine Lockrufe zur Zusammenarbeit anstimmt, gibt es kein Halten mehr für die Stars, die sich nur allzugern zum Besuch einfinden.

Trackliste

  1. 1. Jumping In the Morning / Ruby Turner
  2. 2. Letting Me Down / Joss Stone
  3. 3. Love Me Or Leave Me / Emeli Sandé
  4. 4. A Vow / Louise Marshall
  5. 5. Monkey Man / Amy Winehouse
  6. 6. Should I Stay Or Should I Go / Kylie Minogue
  7. 7. Sweet Bitter Love / Mabel Ray
  8. 8. See-Line Woman / Laura Mvula
  9. 9. Lost Mind / Rumer
  10. 10. Top To Bottom Boogie / Imelda May
  11. 11. Night & Day / KT Tunstall
  12. 12. I Wish / Melanie C
  13. 13. I Still Went Wrong / Ruby Turner
  14. 14. Ain't Misbehavin' / Eartha Kitt

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