laut.de-Kritik

Ab auf den Heimtrainer, Mr. Halford!

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Livealben ... immer ein leidiges Thema. Wirklich Großes kommt dabei meist nur heraus, wenn die entsprechenden Bands auf der Bühne eine ganz andere Power und Dynamik an den Tag legen als im Studio. Das mag bei Judas Priest früher durchaus der Fall gewesen sein. Aber wie sieht das heute aus?

Tja, heute haben sie ihren legendären Frontmann wieder dabei, der sich formtechnisch wandelbar wie ein Chamäleon zeigt. Fragt man sich bei manchen Gigs, warum man dem Mann kein Navi neben seine Teleprompter legt und lieber den Ripper hinterm Vorhang versteckt, zeigt er sich bei anderen fast schon agil und stimmlich absolut auf der Höhe.

"A Touch Of Evil - Live" entpuppt sich als ein Zwischending. Wirklich miese Songs sind natürlich nicht drauf. Schließlich konnte man aus Gigs der letzten drei Jahre auswählen. Legendäre Highlights sucht man aber genauso vergeblich.

Vor allem reibt man sich erst einmal verwundert die Augen: Gerade elf Nummern birgt die Scheibe. Wie hieß es einst schön und treffend in einer Kampagne gegen Armut: Weniger ist nichts! Da zieht auch das Argument nur wenig, dass man den Fans nur Songs bieten wollte, die es in dieser Form noch nie auf ein Livealbum geschafft haben. Dann hätte man vielleicht einfach mehr davon spielen sollen...

"In dieser Form" heißt im Falle von "A Touch Of Evil" oder "Hellrider", dass der gute Halford seine Stimmbänder bislang nur auf der auf "Rising In The East"-DVD dazu strapaziert hat. Und natürlich der Ripper auf "Live In London". Wollen wir mal raten, wer die bessere Performance hingelegt hat?

Egal, es ist ja nicht alles schlecht. So präsentiert sich die Band musikalisch nach wie vor auf der Höhe. Der Sound gerät ebenfalls durchaus hörenswert. Dass man dem Sänger zuliebe stellenweise scheinbar ein wenig vom Gas geht, lässt sich nun mal nicht ändern.

Von Priest war man in der Vergangenheit in Sachen 'Live' einiges gewöhnt, aber "A Touch Of Evil - Live" wird seinem Namen tatsächlich gerecht. So sind zumindest Halfords Gesangsspuren bei "Painkiller" wohl kaum nachbearbeitet. Die hohen Screams sind passé, einige andere Stellen gelingen ebenfalls nicht wirklich sauber.

Des Frontmanns relativ hohes Alter hin oder her: Wenn ein Ronnie James Dio auf der "The Devil You Know" und auch live noch eine derart starke Leistung hinlegen kann, dann sollte Mr. Halford vielleicht mehr Zeit auf dem Heimtrainer verbringen.

Trackliste

  1. 1. Judas Rising
  2. 2. Hellrider
  3. 3. The Anvil
  4. 4. Riding On The Wind
  5. 5. Death
  6. 6. Beyond the realms of death
  7. 7. Dissident Aggressor
  8. 8. Touch of evil
  9. 9. Eat Me Alive
  10. 10. Prophecy
  11. 11. Painkiller

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20 Kommentare

  • Vor 15 Jahren

    Ein Abgesang auf Priest..sie sollten aufhören, das ist nur noch peinlich....

  • Vor 15 Jahren

    Ich konnte Priest in den letzten 2 Jahren 2 mal live sehen und war von den Auftritten absolut begeistert. Natürlich sah und hörte man (anders als bei Dio) dass Halford nicht mehr der Jüngste ist. Das tat der Stimmung aber keinen Abbruch. Ich fands toll, dass jüngeren Fans auch noch mal die Chance geboten wurde, die Legenden live zu sehen.
    So weit, so gut - aber dieses Live-Album ist ja wohl noch überflüssiger als die hunderttausendste Best Of-Scheibe... Braucht kein Mensch...

  • Vor 15 Jahren

    Priest sollen einfach noch ein paar Mal ausgiebig Touren und sich dann zur Ruhe setzen. Live sind sie nach wie vor großartig. Halford wird immer der Metal God bleiben, auch wenn seine Stimme nicht mehr das ist, was sie einmal war. Bis auf das sehr wacklige Painkiller konnte er mich dennoch überzeugen. Neues wird eh nicht mehr so gut werden wie früher, also noch ein paar Monster-Touren ala Priest Feast und dann bitte auflösen.