laut.de-Kritik
Die Eifel-Rocker gehen den Weg des größten Widerstands.
Review von Kai ButterweckEs gibt hierzulande wahrlich genug Paradebeispiele für Bands, die sich jahrelang die Finger wund spielten, über Dörfer tingelten, dabei einen eigenen Charakter entwickelten und dann irgendwann – narkotisiert von der Industrie – einfach alles über Bord warfen. Plötzlich wurde der Proberaum geteilt: Auf der einen Seite kämpfte seit Jahren auf Hochtouren laufendes Equipment plötzlich um jeden Zentimeter Platz, auf der anderen Seite enstanden Vitrinen und Regale. Herzlich Willkommen, all ihr goldenen Schallplatten, Awards und Red-Carpet-Fotos. Ruhm statt Kunst, der Preis, den das Labelmonster forderte, war hoch.
Auch die vier Eifel-Rocker von Jupiter Jones standen vor zwei Jahren an jenem Scheideweg. "Schuld" daran war der Erfolg der Single "Still", der plötzlich alles rund um die Band ziemlich laut werden ließ. Dieser Tage stellt sich nun für viele Fans der Combo die bange Frage: Was hat das Monster von all der Herrlichkeit des Ursprungs noch übrig gelassen? Die Antwort lautet: Alles.
Mit einem fetten Wir-bleiben-wie-wir-sind-Button auf der Stirn verbinden Jupiter Jones auch anno 2013 intelligente Alltags-Poesie mit ausgefeiltem Indierock der Güteklasse A. Abermals kämpfen sich die Verantwortlichen durch die wirklich wichtigen Fragen des Lebens und gehen dabei den Weg des größten Widerstands. Allein der Titel der ersten Single "Rennen + Stolpern" fasst das perfekt zusammen.
In punkto Musik gibt es ebenfalls nichts zu meckern – ganz im Gegenteil. Hier grinst der dreckige Punkrocker ("Denn Sie Wissen, Was Sie Tun") genauso über beide Backen wie der Freund schunkelnder Gitarrenpop-Klänge ("4-9-6 Millionen", "Treppenwitz", "Zuckerwasser").
Vielfalt und Offenheit war den Mannen um Sänger Nicholas Müller schon immer wichtig. Daran hat sich auch nichts geändert. Die Westdeutschen tanzen wie kaum eine zweite einheimische Band auf unterschiedlichsten Rock-Pop-Hochzeiten, ohne dabei Verwirrung zu stiften. Alles hat Hand und Fuß – egal, ob der Vierer zwischen Bruce Springsteen und Gaslight Anthem parkend Arena-Luft schnuppert ("Anderthalb Sommer", "Glücklich (Wir Müssen Üben)"), oder lieblich, die Akustischen zupfend, am Lagerfeuer chillt ("Hunderttausend Typen Wach"). Jupiter Jones haben den vor zwei Jahren erfahrenen Über-Nacht-Erfolg bestens verdaut und beweisen allen Zweiflern, dass man auch mit reichlich Brimborium im Rücken noch erdig abliefern kann.
10 Kommentare mit 6 Antworten
Also mir is das Album zu weich. Noch 1-2 rockigere Songs und eine etwas kantigere Produktion und es hätte die 4 Sterne verdient. So von mir nur 3.
Hm, mein Eindruck ist da eher ziemlich durchwachsen. Hab's nur einmal durchgespielt, aber bei mir haben sich schon große Fragezeichen breitgemacht.
Die Band hat leider fertig und liefert größtenteils nur noch Radiozeugs a la Silbermond oder Revolverheld ab. Ein tiefer Fall...
Die probierten schon vor "Still" den Spagat zwischen Mainstream und Indierock, richtiges Gepunke ist doch lange vorbei. Seit Still hats dann endlich geklappt. Gut, wer will schon ewig am Hungertuch nagen. Geben muss man sich das trotzdem nicht. Und das sind weder große Kompositionen noch große Texte. Gut, dass es noch Bands wie Mikroboy, Love A, Matula gibt, die bleiben zwar leider(?) klein, aber dafür auch kantig.
Das Album lief grad einmal durch. Gestört hats nicht, wirklich was festsetzen konnte sich aber auch nicht, außer vielleicht dieses gewollte "Schreien" im letzten Lied.
Vielleicht wächst es ja noch beim mehrmaligen durchhören. Mal schauen.
Jetzt mach ich mir erstmal "Raum um Raum" an...
ja, das ist oft so! ein paar mal hören und wirken lassen.
"raum um raum" ohne zweifel ein bemmerkenswertes album der - laut "laut" - saarländer
Das sind keine Saarländer.
so isses: sind se nicht und waren es noch nie !
laut hat es aber so recherchiert, dann muss es doch stimmen,oder !
Puh. Das Album ist ziemlich genau, wie ich es befürchtet hatte. Eine glattgebügelte Produktion ohne Ecken und Kanten, 100% radiotauglich und damit genau die Marschrichtung, die sich spätestens 2011 sehr deutlich herauskristallisierte. So schnell kann eine Band langweilig werden. Schade.