laut.de-Kritik

"Dieser Virus wird deine Welt sprengen." Hat leider nicht ganz geklappt.

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K-Rizzma heißt das gemeinsame Projekt von Rapper Lil' Crizz und Produzent GKara. Wem bei diesen Namen nicht sofort ein Licht aufgeht, muss sich selbst als Deutschrap-Nerd nicht gleich vor Scham in eine dunkle Ecke verkriechen. Aber diese Sache mit dem Fame kann sich im Game (Anglizismen wurden nur zwecks Reim benutzt) bekanntlich schneller ändern als du "Rap" buchstabieren kannst. Seit 2012 arbeiten die Thüringer bereits zusammen, jetzt erfolgt mit "Breakout" das offizielle Debüt.

Die Aufgabenverteilung des Duos ist einfach geregelt: Der gebürtige Sachse GKara, der sich nach Schlagzeug- und Klavierunterricht zum Autoengineer weiterbilden ließ, zeichnet für die Beats verantwortlich und präsentiert sich experimentierfreudig. In das vielseitige Klangbild mischen sich Klassik-, Rock- und Electroelemente, was den einen oder anderen Crossover-Fan begeistern dürfte. Allerspätestens, wenn in "Wir Sitzen Am Steuer" eine verzerrte E-Gitarre einsetzt.

Lil' Crizz allerdings lässt keinen Zweifel daran, dass "Breakout" der bunten Welt des Deutschrap angehört (Bunt im Sinne von vielseitig. Regenbögen und Einhörner gibts höchstens bei Mc Fitti, aber das ist 'ne andere Baustelle). Dabei wechselt er gekonnt zwischen einer aggressiven, drückenden Blokkmonsta-Gedächtnis-Stimme und einer deutlich höheren, die mich im ersten Moment an Punch Arogunz erinnert. Man könnte also meinen, bei den Aufnahmen standen zwei völlig verschiedene Personen am Mic.

Hier deutet sich das Problem von "Breakout" an: Niemand verlangt von K-Rizzma, das Rad neu zu erfinden. Aber auf Eigenständigkeit und eine klare Linie wartet man vergeblich. So will der Funke trotz solider Arbeit einfach nicht überspringen. An Leidenschaft mangelt es den beiden allerdings nicht: "Wenn es sein muss, fress' ich Dreck, doch die Mukke hält mich am Leben" ("Zeichen Der Zeit"). An Selbstbewusstsein genauso wenig, der Titeltrack verspricht großspurig: "Dieser Virus wird deine Welt sprengen." Hmpf. Hat leider nicht ganz geklappt.

Dazu sind die überdurchschnittlichen Momente einfach zu rar gesät. "Herz Aus Stahl" zum Beispiel markiert einen solchen: Der Track geht so druckvoll nach vorne, dass man am liebsten sofort aufspringen und irgendjemanden wegmoshen möchte. Wenns sein muss, auch die Frau fürs Leben, um die es in "Schweigepflicht" geht. Trotz Zeilen à la "Deine Haare in den Farben des Schattens meiner Seele" gelingt es Lil' Crizz dank seines rotzigen Vortrags, die schmale Grenze zwischen deep und kitschig nicht zu übertreten.

Noch schlimmer aber als das Wortspiel in der Hook von "Hassliebe" ("Sper(r)ma den Mund auf" - ganz ehrlich, solche Witze haben wir in der Grundschule gemacht) gerät "Candygirl". Ob der Song mit Absicht so schmalzig geraten ist, sei dahingestellt. Der in schlechtem Englisch vorgetragene Refrain "I call you Candygörl, you are my Candygörl" grenzt jedenfalls an eine Beleidigung. Nicht nur der Hörer, sondern vor allem der Besungenen, die angeblich so heiß aussieht, "dass sogar Feuer [sie] nur abkühlen kann."

Sowohl das blutrünstige "Kellerkommando" ("Ich putze mir die Zähne und fühl' mich wie ein Waffenschmied") als auch "Ohren Auf, Schnauze Zu" mit großer Klappe und rockigen Beats hinterlassen nicht viel mehr als einen Schon-dagewesen-Eindruck. Und obwohl sich "" dank intelligentem Text und astreinen Doubletime-Parts unterhaltsam gestaltet, kann ich nicht umhin, die (halbe) Punchline des Tracks auf K-Rizzma selbst anzuwenden: "Überflüssig wie die Wurzel von x²".

Das tut einem spätestens dann leid, wenn die beiden mit "Wir Sitzen Am Steuer" dem Klimawandel einen ganzen Track widmen. Sympathisch kommen K-Rizzma allemal rüber, aber darauf kommt es im Hip Hop-Geschäft bekanntlich nicht an. Sonst wären Kollegen wie Bushido oder Fler wohl kaum so erfolgreich. Von Kanye West ganz zu schweigen. "Breakout" mangelt es an Innovation, Konzept und Einzigartigkeit. Leider. Daran können auch Lines wie "Ich ersticke in Geld, die Ärzte nennen mich scheintot" nichts ändern.

Trackliste

  1. 1. Prolog
  2. 2. Hassliebe
  3. 3. Herz Aus Stahl
  4. 4. Schweigepflicht
  5. 5. Breakout
  6. 6. Sperrstunde
  7. 7. Candygirl
  8. 8. Zeichen Der Zeit
  9. 9.
  10. 10. Ohren Auf, Schnauze Zu
  11. 11. Krieger
  12. 12. Wir Sitzen Am Steuer
  13. 13. Kellerkommando
  14. 14. Epilog

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