Karotte - " Stick Of Joy"

Aus den Tracks seiner oft stundenlangen Sets sind die Träume durchfeierter Nächte gemacht. Kaum ein DJ versteht es wie Karotte, die wechselnden Stimmungen im Publikum aufzugreifen und in seinen Mix zu integrieren. Vor zwei Jahren gab er uns erstmals eine Kostprobe seines Könnens auf CD.

Nun hat sich Karotte erneut an die Plattenspieler gestellt und zwei Silberlinge mit seinen derzeitigen Favoriten im Plattenköfferchen bespielt. "Stick Of Joy" begeistert mit fein groovenden Clubtracks von Zoot Woman, Steve Bug, Monika Kruse und Luciano.

Letztgenannter darf sich besonders freuen, ist er doch gleich mit zwei seiner aktuellen Tracks sowie einem Remix des Mambotour-Stückes "Pacheco", mit dem Karotte seinen Doppelpack eröffnet, auf "Stick Of Joy" wiederzufinden. Der Schweizer chilenischer Abstammung lancierte jüngst mit Cadenza sein eigenes Label, dessen Releases es auf Anhieb in die Charts der DJ-Elite schafften. Karotte macht da keine Ausnahme. Er veredelt seinen Mix mit den beiden Tracks des zweiten Releases auf Cadenza, die Luciano an der Seite von Pier Bucci zeigen.

Der beseelte Minimalismus des Schweizers dient Karotte als thematischer Aufhänger für "Stick Of Joy". Die meisten der Tracks zeigen sich von ihrem Sounddesign her der gekonnten Reduktion verpflichtet, ganz egal ob sie nun aus dem Studio eines Steve Bug oder einer Monika Kruse kommen. Karotte hat nicht die Peaktime in den Clubs im Sinn, wenn er sich an die Plattenspieler stellt. Er ist ein Mann für die frühen Morgenstunden, wenn der Groovehebel etwas subtiler angesetzt werden muss, um bei den Clubbern noch einmal letzte Reserven zu mobilisieren.

Die freizusetzen sollte mit einer Trackauswahl wie auf dem ersten Silberling ein leichtes sein. Mambotours "Pacheco" gibt den lockeren Takt vor, in den Apoll und Sweet.N Candy & R. Henschel mit minimalen Techhouse-Tunes einstimmen. Mit Seelenlufts "I Come Along", vom französischen Produzenten Joakim auf Höchstform getrimmt, gewinnt "Stick Of Joy" an vorübergehend etwas an Fahrt, um mit "Gem", von der neuen Zoot Woman Maxi wieder ein Verschnaufpause einzulegen.

Gleich darauf geht er mit "Prototype", dem schrägen Rex The Dog Release auf Kompakt, dem Höhepunkt entgegen, bevor Chelo Scotti mit seiner Ode an die vier Jahreszeiten für einen versöhnlichen Schlusspunkt der ersten CD sorgt. Der zweite Silberling gibt sich insgesamt homogener und kompakter. Das verspielte Moment des ersten Teils ist einer drückenden Schwere in den Tracks gewichen, die sich in Ricardo Villalobos frühem Tune "Bosch" genauso wiederfindet, wie in Monika Kruses "Jetlag" von ihrem Album "Panorama".

Karotte beherrscht das Auf und Ab der Stimmungen, das Anziehen und Relaxieren des Tempos, das Spiel mit seinem Publikum, ganz egal ob die leibhaftig vor ihm tanzen oder lediglich als imaginierte Kulisse mit dabei sind wie bei "Stick Of Joy". Ein Dramatiker mit zwei Plattenspielern und einem Mischpult.