laut.de-Biographie
La Düsseldorf
"La Düsseldorf sind definitiv der Soundtrack für die 80er! orakelte einst David Bowie. Und das ist wahrlich keine Übertreibung. Sowohl der Thin White Duke als auch Brian Eno zeigten sich nachhaltig beeindruckt von der Krautrockband um die Gebrüder Dinger. Bereits ab Mitte der 70er nehmen diese vieles an Musik und Sounds vorweg, was ein paar Jahre später Usus werden sollte.
Im Jahr 1975 hebt Klaus Dinger (Gesang, Gitarre, Keyboards) die Band mit seinem Bruder Thomas Dinger (Gesang, Perkussion) sowie Hans Lampe (Perkussion, Elektronik) aus der Taufe. Dinger ist national wie international kein Unbekannter. Heute eine Legende der elektronischen Musik - damals immerhin schon ein anerkannter Kultstar. Das kommt nicht von ungefähr.
Dinger gehört neben Ralf Hütter und Florian Schneider zu den ersten Urmitglieder von Kraftwerk. Er ersetzt 1970 den vorherigen Drummer Andreas Hohmann auf dem selbstbetitelten Debütalbum. Nachdem Hütter die Band zwischenzeitlich verlässt, stößt Michael Rother als Ersatz zur Band. Hütter kehrt kurze Zeit später zurück. Ein Streit zwischen Michael Rother und Klaus Dinger einerseits und Ralf Hütter und Florian Schneider andererseits führt dazu, dass Dinger und Rother Kraftwerk verlassen und ihre eigene Gruppe gründen.
"Neu!" ist geboren. Mit der ebenso avantgardistischen wie zugänglichen Musik bringen die Herren Rother/Dinger zwischen 1971 und 1975 insgesamt drei weltweit geschätzte Perlen heraus. Nach weiteren Streitigkeiten zwischen Rother und Dinger verlässt Letzterer die Band.
Befreit von den Vorgängerbands erstarkt das erweiterte Familienprojekt La Düsseldorf innerhalb kürzester Zeit zur homogenen musikalischen Einheit. Bereits das selbstbetitelte Debüt "La Düsseldorf" öffnet 1976 die Tür zur Zukunft. Ohne den immer mehr dem Ambient entgegen strebenden Ex-Partner Rother explodiert Dinger förmlich. Weniger Flächen mehr Rhythmen.
Stilistische Berührungsängste kennt das Trio dabei nicht. Pop, Punk, Rock und elektronische Synthies ohne Ende verschmelzen unter den Händen Conny Planks zu willigen Hilfsmitteln im Sounduniversum der Rheinländer. Wie es die frühen Pink Floyd taten, lassen sie ihrer psychedelischen Verspieltheit dabei viel Raum. Neben dem gekonnt ausufernden Titelsong "Düsseldorf" gilt vor allem das Finale Stück "Time" als Meilenstein.
Nicht nur Bowie und Eno - aber besonders jene beiden - zeigen sich süchtig nach und inspiriert von diesem Album. Kurz darauf werden beide in Berlin mit "Low" ihre ganz eigene Version des Krautrock aufnehmen, die ohne den Erstling "La Düsseldorfs" nicht denkbar gewesen wäre.
1978 erscheint ihre zweite Platte "Viva". Sie ist komerziell gesehen die erfolgreichste Scheibe der Combo. Neben dem Hit "Rheinita" enthält sie das bekannteste Stück: den 20 Minuten Hammer "Cha Cha 2000". Ein ebenso auf- wie abgedrehtes Lied mit einem ureigenen Groove zwischen Motorik Beat, Rockrhythmus und einem treibenden Piano, das seinesgleichen sucht.
Doch genau dieser Pianoman, Andreas Schell bringt sich kurz vor dem erscheinen des dritten Albums "Individuellos" um. Vor allem der Schlusstrack "Das Yvönnchen" - das Schell als Mitautoren aufführt - gilt Band und Fans als ein Requiem. Neben diesem tragischen Ereignis holen Dinger erneut Querelen und Rechtsstreitigkeiten innerhalb der Band ein. La Düsseldorf bricht auseinander.
Klaus Dinger - zweifellos Hauptkomponist und kreativer Motor der Band veröffentlichte bis zu seinem Tod 2008 (Sein Bruder stirbt bereits 2002) noch drei weitere Alben. Obwohl er aus rechtlichen Gründen den Bandnamen allein nicht führen durfte, gelten diese Platten inoffiziell als La Düsseldorf Releases. Die mit japanischen Musikern aufgenommene LP "Japandorf" - eine Re-Interpretation der LD-Musik, ist dabei mehr als ein interessantes Kuriosum. Sie erfährt 2013 eine Wiederveröffentlichung.
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