Porträt

laut.de-Biographie

La More

Dass sich die Band La More schon immer lieber als Event denn als Band versteht, wird nicht zuletzt daran deutlich, dass die vier Franzosen ihre Shows den Studioaufenthalten stets vorziehen. Und wer die lebenden Legenden des Franco-Trash schon einmal live in Paris erlebt hat, weiß, wie frenetisch das Publikum sie für ihre kompromisslos-kühnen Konzerte feiert. Das Mitte der Sechziger gegründete Künstlerkollektiv liebt die Seine-Metropole übrigens so sehr, dass es sich über Jahrzehnte vehement dagegen wehrt, auch die Fans im Um- und Ausland mit Konzerten zu beglücken – da müsste man ja die Stadt verlassen.

Lange Jahre hört man außerhalb von Paris zwar viele Geschichten über Toma (Gesang/Gitarre), Poul (Keyboards/Bass/Backing Vox), Juliette (Schlagzeug/Gesang) und Torsti (Bass/Keyboards), bekommt ihre Musik aber dennoch nicht in die Finger. Ganze Horden Neugieriger haben konsequenter Weise gekratzt, wo es juckt, ihr Ticket gelöst und sind in die Stadt der Liebe gereist, um La More endlich zu sehen und zu hören. Auch viele Künstlerkollegen – unter ihnen Bands wie die Sex Pistols und Velvet Underground – scheuen den Weg nicht und lassen sich mit neuen Eindrücken und Ideen belohnen, die sie oft gut im Koffer verstauen, um sie daheim in die eigene Arbeit einfließen zu lassen.

Angeblich war Lou Reed 1968 bei seinem Besuch sogar so begeistert von den Franzosen, dass er anschließend in einem seiner Texte verschlüsselte Lobgesänge auf die neuen Freunde unterbringt. Fragt man die Rive-Gauche-Beatniks, warum sie ihr Leben wie Gott in Frankreich im Oktober 2003 dann doch unterbrechen, um in Köln ihr erstes Auslandskonzert zu geben, erklären sie knapp: "Wir mussten." Was auch immer ihr Beweggrund gewesen sein mag – Köln scheint das Fernweh der Herren und Dame vollends zu befriedigen.

Von ihren deutschen Fans begeistert empfangen, entschließen sich La More nach Dekaden gemeinsamer Bandgeschichte in Paris kurzerhand, für unbestimmte Zeit von der Seine an den Rhein zu ziehen. Hier lassen sie sich 2004 ins Line-Up des Fucking Independent Festivals aufnehmen und planen eine Mini-Tournee, die sie nach Hannover und Berlin (den beiden Wohnsitzen des Kanzlers) führen soll. "Wir mussten", werden sie später knapp erklären. Hungrig nach neuen Erfahrungen, überwinden La More noch im selben Jahr ihre Aversion gegen Studioarbeit und produzieren ihre erste 7" Single "Cul de Sac", die in Deutschland auf Krautpop/Sitzer Records erscheint und kurz nach Veröffentlichung bereits vergriffen ist. Zwar stimmt die Band einer Nachpressung nicht zu, produziert aber ein Video zum Song, das – auch als Trostpflaster für die leer ausgegangene französische Fanbase – ins Internet gestellt wird (www.troubledfour.de). Der Titeltrack erscheint außerdem auf der Pittiplatsch 3000-Compilation "Pop You 4 - verschwinden heisst, nicht mehr da sein".

Gemeinsam mit den Masons spielen La More am Abend des EM-Endspiels 2004 eine Show, nach der Torsti überraschend seine Siebensachen packt. Die Anderen lässt er wissen, er müsse nach Paris zurück und könne es keinen einzigen Tag mehr in Köln aushalten. Toma, Poul und Juliette lassen ihn ziehen. "Er muss", wissen sie und bitten René, einen befreundeten Elektronik-Frickler aus Tours, Mr. Pimpernels Platz einzunehmen. René willigt ein, und verpasst dem altbewährten Sound der Franco-Trash-Gründerväter und -mutter mit seinen Beats und Fieps einen neuen Anstrich.

Im April 2005 präsentieren sich die Veteranen im neuen Sound-Gewandt auf einer Mini-Belgien-Tour in Louvaine-la-Neuve (mit Velvet Underwear und The Vogues) und Brüssel. Zurück in Köln, spielen sie im August auf dem Festival für elektronische Popkultur c/o Pop.

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