laut.de-Biographie
Lifelover
Krude Pseudonyme sind in der Metalwelt häufig vorhanden, doch bei den schwedischen Stilvermischern Lifelover tut man sich bei der verbalen Umsetzung schon recht schwer. Gegründet wird das Gespann von Mastermind Jonas "B" Bergqvist und Sänger Kim "( )" Carlsson im Juni 2005, woraufhin die beiden noch im selben Monat ein Zwei-Track-Demo einholzen, dieses aber niemals offiziell veröffentlichen. Anfang 2006 kommt der musikalische Prozess endgültig ins Rollen und die beiden beginnen auf professioneller Basis Songs zu schreiben. Bereits hier beschließt das Zwei-Mann-Projekt, dass man die Songs ohne jegliche Grenzen – egal ob musikalischer oder lyrischer Natur – verfasst, was in eher depressive, dem Bandnamen entgegengesetzte Musik mündet.
Als mit "LR" und "1853" kurz darauf zwei weitere Sänger zu Lifelover stoßen, beginnt sich das Rad zu drehen. Das Debütalbum "Pulver" knarzen die Schweden innerhalb von wenigen Monaten ein. Neben der eigenwilligen Instrumentierung sorgt auch das Covermotiv mit einer blutverschmierten Frau im Blumenfeld für zwiespältige Reaktionen. Die Rezensionen der Kritiker pendeln zwischen "Meisterwerk" und "unnötiges Geklimpere" und bringen der Band genau das ein, was sie sich im Vorfeld niemals gedacht hätte: Aufmerksamkeit. Die Songs für den 2007er Albumnachfolger "Erotik" sind ebenso schnell geschrieben. Mit Gitarrist "H" holt man sich einen fünften Mann ins Boot und schraubt den Stil für das neue Album flugs von Depri-Black Metal zu melancholischem Post Rock/Punk mit Schwarzmetallanleihen. Das bringt den Burschen auch einen Plattenvertrag bei Avantgarde Music ein. 2008 kommen schlussendlich "Fix" als Bassist und "S." als Schlagzeuger hinzu – schließlich wollen sie ab nun an auch live spielen. Der erste Gig in Stockholm wird im September 2008 zu einem völligen Reinfall, weil die Mucker mit der Situation sichtlich überfordert sind.
Bereits wenige Wochen später publizieren Lifelover ihr Meisterwerk "Konkurs", das von der Kritik mit überschwänglichem Jubel überhäuft wird und die Band an der kreativen Spitze ihrer depressiven, aber stets durchdachten Konzeptionierungskunst zeigt. Die französische Hartwurst-Schmiede Osmose riecht den erfolgreichen Underground-Braten und wirft die beiden ersten Alben noch einmal für die breite Masse auf den Markt. Lifelover selbst erleben indes wieder starke Line-Up-Schwankungen. Im Mai 2009 verabschieden sich "1853" und Drummer "S.", der wenige Wochen später von "Non" ersetzt wird. Bevor die mittlerweile stark gehypten Schweden erstmals durch Europa tingeln, knallen sie im Sommer 2009 noch schnell die EP "Dekadens" auf die Ladentische. Die erste Veröffentlichung, bei der Lifelover auf einen Schlagzeuger aus Fleisch und Blut zurückgreifen. Die darauffolgende Minitour durch Deutschland und die Niederlande ist nicht nur für Fans, sondern auch für die Band selbst eine paralysierende Erfahrung, was hauptsächlich an den hypnotisierenden Liedern und der einnehmenden und selbstverletzenden Bühnenshow liegt: "Bei uns dreht sich alles um dunkle Ironie und Sarkasmus."
2010 verläuft recht ruhig für die Schweden, bis auf das "1853" in die Band zurückkehrt und Drummer "Non" das Weite sucht. 2011 gerät dafür zum absoluten Schicksalsjahr für die umstrittenen Skandinavier. Zuerst veröffentlichen sie mit "Sjukdom" ihr kommerziell erfolgreichstes, aber auch dunkelstes und depressivstes Album. Um die Aura des Unnahbaren zu unterstützen, haben sich gewisse Mitglieder der Band nicht nur hinter Pseudonymen und Masken verborgen, sondern statten ihr Album in einer Spezialedition mit Rasierklingen, rostigem Stacheldraht und zerrissenen Fetzen aus. Selbstpein für Anfänger sozusagen. Die kurze Karriere der Band nimmt am 9. September 2011 ein jähes Ende, als Songwriter, Sänger und Gitarrist "B" aus unbekannten Gründen aus dem Leben scheidet. Wenige Tage später entscheidet sich der Rest der Band endgültig dafür, Lifelover auf Eis zu legen, da ohne "B" kein Weitermachen sinnvoll wäre. R.I.P. "B" und Lifelover!
2 Kommentare mit einer Antwort
Dieser Kommentar wurde vor 5 Jahren durch den Autor entfernt.
Sehr subjektiv geschrieben. Wird der Band überhaupt nicht gerecht.
hm, damals habe ich die ziemlich boykottiert, weil sie einfach viel zu krass gehyped wurden. allerdings, lächerlicher als shining waren sie nun auch nid und immerhin ist einer ja dann auch schließlich verreckt.
ironie: ich habe denen vor kurzem mal wieder ne chance gegeben, weil hype und so lang genug zurückliegen. man kann es hören. man kann, mit viel toll-eranz, auch sogar was (hiv)positives der ganzen sache abgewinnen. den humor kann ich sogar feiern. n bisschen wie cradle nur nicht soo behindert