Porträt

laut.de-Biographie

Lisaholic

Östrogenlastigen Sprechgesang hat Lisaholic ihre Musik mal genannt - und wird sich selbst nicht einmal ansatzweise gerecht damit. Denn Lisaholic rappt nicht nur, sie macht das auch noch in drei Sprachen und baut ihre Beats auch noch selbst - am liebsten live auf der Bühne.

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Alle wollen Message, und wenn die einer liefert, ist er fürs Majorlabel "nicht wahrnehmbar". Dafür kriegt eine KI einen Plattenvertrag: seltsame neue Welt.

Dabei hätte alles anders kommen können. Lisa Madalena Hollik, wie die Rapperin bürgerlich heißt, wächst im Münchener Speckgürtel auf. Mit elf spielt sie das erste Mal Gitarre, mit 15 kommen die ersten Texte dazu. Ihre Begabung für Sprache muss sich da bereits gezeigt haben, denn wie sonst wird man Dolmetscherin für Englisch, Spanisch und Französisch?

Hier allerdings bekommt die Biografie der da noch recht jungen Münchnerin einen dramatischen Knick: Weil sie ihre Bachelorarbeit um einige Stunden zu spät abgibt, fällt sie durch und soll erneut ran. Abgeturnt vom Beamtentum der akademischen Welt beschließt Lisa, das Dolmetschen an den Nagel zu hängen, und fährt für eine knappe Dekade Rikscha in der bayerischen Hauptstadt.

So wirklich zu Hause fühlt sie sich in München allerdings nie. Vielleicht auch deswegen jettet sie um die Welt, besucht die Metropolen der verschiedenen Kontinente und nimmt im kanadischen Montreal Gesangsunterricht. Zurück in München bastelt sie zusammen mit Kumpel Spoargé fleißig an Songkonzepten, die 2015 sogar in eine Veröffentlichung münden: "Reiki Fürs Volk". Er an Cajon, sie an der Gitarre. Doch sie merkt schnell: Das knallt nicht. Viel lieber will sie rappen, über Beats mit ordentlich Wumms dahinter.

Gesagt, getan. Knapp zwei Jahre später erscheint über das Label Bumm Clack Records, das Freund*innen von ihr betreiben, ihre erste Hip Hop Scheibe: "Recycle Dich Selbst". Am meisten macht Lisaholic allerdings nicht mit ihren tiefgründigen, introspektiven und angriffslustigen Texten auf sich aufmerksam, sondern mit ihren Live Shows.

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Geile Liveshow unvollkommen auf Platte gebracht.
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Die bewerkstelligt sie zu Beginn nämlich mit genau drei Komponenten: Ihrer Stimme, einem Mikrofon und einer Loopstation. Lehrer Madox sei Dank lernt Lisaholic nämlich das Beatboxen, was sie für die Konstruktion ihrer Songs nutzt. Mit den Loops ihrer eigenen Stimme entstehen fulminante Beats, über die die mittlerweile Wahlberlinerin ihre Texte feuert und jedes Publikum - vom Berliner Straßenfest bis zur Fusion - begeistert.

Nachdem Lisaholic 2019 mit "Fuk Perfection" bereits die Synthesizer für sich entdeckt, rundet sie ihr Soundbild ab. Live kommen die Synths und einige Effektgeräte dazu, ihre Texte entwickeln sich und spielen immer mehr mit spanischen und englischen Elementen. Der Höhepunkt mündet in die 2021er EP "Asche" die sie erstmals professionell einspielt. Unterstützt von Harrison Fiat - den eingefleischte Bayern-Rap Fans auch als Fabian Frischmann aka Lef Dutti vom niederbayerischen Duo Dicht & Ergreifend kennen - produziert sie eine sieben Songs starke EP, die gleichzeitig zum wild tanzen und hemmungslos fühlen einlädt.

Übrigens ist Lisaholic die erste Künstler*in, die sich auf deutschen Bühnen dem Livelooping verschrieben hat. Was bei ihr nach müheloser Kreativität aussieht, ist das Ergebnis von nerdigem Reinfitzen, harter Arbeit - und dem unbedingten Schöpfungswillen. Musik ist für die Rapperin nicht nur eine nette Nebenbeschäftigung, wie sie der Backspin erzählt. "Musik [...] gibt mir nachhaltigen Rückhalt, ist identitätsstiftend und ergo mein persönliches Refugium."

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Lisaholic - Asche: Album-Cover
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2021 Asche

Kritik von Anastasia Hartleib

Reizüberflutung im besten Sinne. (0 Kommentare)

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