laut.de-Kritik

Vielversprechendes Debüt der UK-Synthpopper.

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Den Little Cub von der Insel eilt ein Ruf voraus, der schon vor dem Debütalbum eine goldene Zukunft verspricht: In ihrer Heimat feiert man Dominic Gore, Ady Acolatse und Duncan Tootill für ihren Indie-Elektropop und die gesellschaftskritischen und selbstreflexiven Lyrics als Newcomer des Jahres. Bereits nach wenigen EPs spielte das Trio in London große Gigs vor ausverkauftem Haus.

Soundtechnisch bewegt sich die Band laut eigenen Aussagen irgendwo zwischen Depeche Mode, Pet Shop Boys, LCD Soundsystem und New Order. Das klingt mehr als vielversprechend und "Still Life" ist in Teilen auch ein starker Erstling. Die Platte, bei der Domino-Labelchef Laurence Bell seine Finger im Spiel hatte, umfasst elf dick produzierte Songs, deren detailverliebte Synthie-Arrangements Zeugnis ablegen für den Soundfetischismus der technosozialisierten Cubs.

Da tun sich in den besten Momente ganze Klanglandschaften auf, wie etwa im sphärisch-kontinuierlichen Crescendo von "Mulberry", einem Highlight des Albums. Hier sorgt Gores hypnotisches "Deep grooves that could hide all manner of things" für Gänsehaut und der späte Drum-Einsatz für wippende Füße. Die "Spanish Sahara" der Foals lässt grüßen. Ähnlich aufgebaut kommt "Television" daher und schraubt sich zur regelrechten Synthiepop-Hymne hoch, das rhythmisch repetitive "Hypnotize" lebt dagegen vom fetten Groove.

Auch textlich bietet "Still Life" Abwechslung: Von Gores Trauerverarbeitung des Todes der Mutter im melancholischen "Snow" bis hin zu "Death Of A Football Manager" über den Freitod des ehemaligen walisischen Fußballnationaltrainers Gary Speed changiert das Trio mit mal bitterem Ernst, mal beißendem Humor zwischen persönlichen und gesellschaftlichen Themen. "Ich glaube, dass viele Songs auf dem Album einen ziemlich vernichtenden Blick auf die menschliche Natur werfen, zumindest oberflächlich betrachtet", erklärt Frontmann Gore im Interview. Trotz allem versinken die Cubs allerdings nicht in Schwermut.

Und doch ist das Debüt kein ganz großer Wurf. Bei aller Ausgefeiltheit fehlt oft das Quäntchen mehr, die eigene Note. Songs wie "Too Much Love", "My Nature" oder "October" klingen okay und bringen Ambientsounds mit Indierock gekonnt zusammen, heben sich aber auch wegen Dominic Gores manchmal recht uninspirierten Gesangsmelodien nicht sonderlich vom Elektropop-Dunstkreis ab. Mehr Ecken und Experimente hätten dem Album auf jeden Fall gut gestanden.

Trackliste

  1. 1. Too Much Love
  2. 2. My Nature
  3. 3. Breathing Space
  4. 4. Mulberry
  5. 5. Death Of A Football Manager
  6. 6. Hypnotise
  7. 7. Closing Time
  8. 8. October
  9. 9. Loveless
  10. 10. Snow
  11. 11. Television

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