laut.de-Kritik
Der multikulturelle Tanz auf dem Vulkan.
Review von Kai KoppIn bester Singer/Songwriter-Manier und mit einem gehörigen Schuss Tom Waitscher Verquertheit eröffnen Little Venus "Volcano". "Watermelon Top" macht Lust auf mehr, die - um es vorweg zu nehmen - mit stilistischer Artenvielfalt, instrumentaler Virtuosität und kreativem Mut vollendete Befriedigung erfährt. Im Kontrast zum Opener verbreitet "Celebrity" radiokompatible Eingängigkeit. Die chansoneske Ballade "Marie" glänzt mit französischen Vocals und einem wundersamen Cello-Solo.
Überhaupt sind es, von der Besetzung und der kompositorischen Vielseitigkeit ganz abgesehen, die verschiedenen Sprachen, die "Volcano" einen Abwechslungsreichtum verleihen, der seinesgleichen sucht. Den facettenreichen Instrumentals (Cello und Gitarre) drückt Sängerin Irina Simoneta einen markanten Stempel auf. Die gebürtige Triesterin scheut weder vor Englisch und Französisch, noch vor afrikanischer Sprache ("Usé Ma Bi Yo"), Schwiizerdütsch ("Mittupunkt") oder ihrer Muttersprache Italienisch ("Il Nome Fra Noi") zurück.
Einen Heidenspaß macht es, sich von ihr durch den "Volcano"-Sprachdschungel geleiten zu lassen. Mindestens genauso eine große Freude bereiten die Playbacks, die hauptsächlich aus der Feder von Gitarrist Marc Rossier stammen. Seine kompositorische Unbekümmertheit führt das Trio zu verschiedensten musikalischen Ufern, die die Küsten des Singer/Songwriter-Meeres voll ausloten und -kosten.
Oder wie es ein Kollege der Schweizer Presse formuliert: "Little Venus sind dann am reizvollsten, wenn sie sich in Gebiete vorwagen, in die der gemeine Liederschreiber noch nicht allzu oft vorgestoßen ist". Das tun sie! Gerne und gut. Die Songs des 'gemeinen Liederschreibers' Rossier werden vom Cello und der Stimme mal zärtlich umschmeichelt, mal aggressiv attackiert oder durchdringend umschlungen.
Sich mit der vorhandenen Besetzung in der Singer/Songwriter-Landschaft zu platzieren, stellt höchste kreative Ansprüche. Diesen werden Little Venus mit "Volcano" mehr als gerecht. Gemeinsam schaffen sie darauf ein Klanguniversum, das einerseits reduzierte und filigrane Sinnlichkeit, andererseits kraftvolle und ungestüme Leidenschaft zelebriert.
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