laut.de-Kritik

Rundgelutschte, pseudospirituelle Larifari-Musik.

Review von

Mit angespannten Rückenmuskeln grüßt der immer noch glatzköpfige Ed Kowalczyk vom Cover des neuen Live-Albums "Songs From Black Mountain". Ein König der Posen und Dramen war er ja schon immer. Ab und zu sind dabei richtig gute Songs herausgekommen. Seit "Throwing Copper" zeigt die Formkurve aber kontinuierlich nach unten, richtig überzeugen konnte die Band zuletzt vermutlich nur noch treueste Anhänger. Mit "Songs From Black Mountain" ist jetzt die kreative Talsohle erreicht. Wer tiefer will bringt die Spitzhacke mit.

Schon die Single "The River" beginnt mit einem belanglosen Lalala-Intro, das Ed Kowalczyk ausdruckslos vorträgt. Der Höhepunkt dieses an Dynamik, Einfallsreichtum und Atmosphäre armen Stückes ist ein Refrain, der etwas an "Run To The Water" vom noch gerade eben akzeptablen 99er-Album "The Distance To Here" erinnert. Es geht schließlich auch um das gleiche Element.

Dieser Opener ist symptomatisch für alle Songs des siebten Streichs der ehemaligen Schülerband aus Pennsylvania: Zahnlos, kraftlos, keine prägnanten Melodien. Alles spielt sich im musikalisch flachen Spektrum von netter Bügel- und Putzmusik ab. Stört nicht und der Raum ist eben nicht komplett ruhig; hier und da darf mitgepfiffen werden. Das kann man bei Alexander Klaws auch. Es ist kaum vorstellbar, dass jemand, der die Band in ihren Anfangstagen mochte, auch angesichts solch kalkulierter und flacher 08/15-Musik die Treue hält.

"The future is now, the past is gone forever" singt Herr Kowalczyk bei "Get Ready". Achtung, der Hobby-Philosoph kommt. Geht es vielleicht noch etwas ausgelutschter? Klar doch: "It is truth in Love and it is always there" haucht er auf "Love Shines". Glückwunsch. Ein Song übrigens, mit dem er seinen Töchtern Gott nahebringen möchte. Hätte er sich nicht wenigstens dabei etwas Mühe geben können? Er habe ihnen damit den Gang in eine langweilige Kirche ersparen wollen, meint der Gute. Sorry, Ed - aber gegen diesen Song ist ein dreistündiges Rosenkranzgebet die reinste Wohltat.

Eine schöner Rücken kann entzücken, aber er reicht nicht aus, um aus einer CD voll rundgelutschter pseudospiritueller Larifari-Musik ein passables Album zu machen. Selten hat man sich das Ende des letzten Liedes so sehr herbeigesehnt, selten haben so viele Stücke fast identisch geklungen. Gähn. Vielleicht hätten Live nach "Awake" einfach alles auf sich beruhen lassen sollen. Doch auch hier zeigt sich: Kaum ein Mensch, der mit dem was er macht, erfolgreich ist, kann sich dem Olli-Kahn-Syndrom entziehen. Der Moment für einen würdigen Abschied ist bei Live jedenfalls längst verstrichen.

Trackliste

  1. 1. The River
  2. 2. Mystery
  3. 3. Get Ready
  4. 4. Show
  5. 5. Wings
  6. 6. Sofia
  7. 7. Love Shines (A Song For My Daughters About God)
  8. 8. Where Do We Go From Here?
  9. 9. Home
  10. 10. All I Need
  11. 11. You Are Not Alone
  12. 12. Night of Nights

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3 Kommentare

  • Vor 18 Jahren

    Also sorry, aber da fällt einem doch nicht mehr viel ein...
    Wenn man sich nur mal ganz kurz die Mühe macht, und die alten Alben durchsieht, wird man bemerken, dass es zumindest 2-4 Wertungspunkte gab...

    Ich meine eine Meinung ist immer vielfältig, aber man sollte objektiv bleiben.
    Und das ist dem Autor wohl eindeutig nicht gelungen. Hier hat jemand seine eigene persönliche Meinung viel zu stark über eine unparteiische Review gelegt... (was im Übrigen des öfteren gerade bei laut.de auffällt)

    Sonst wäre 1 Punkt für ein doch im ganzen gelungenen Album sicher nicht gerechtfertigt...

    Ich persönlich finde es schade, sehr schade. So wird der Eindruck für Leute die die Band noch nicht kennen, aber die Review lesen, total verzogen und fern der Wirklichkeit dargestellt.
    :|

  • Vor 16 Jahren

    Für mich war "Songs from Black Mountain" die erste CD, welche ich von LIVE gehört habe. Ich war von anfang an begeistert und konnte die CD so oft hören wie ich wollte. Vielleicht auch, weil ich in dieser Zeit ein spirituelles Erwachen hatte.

    Jetzt kenne ich auch die alten CD's. Throwing Cooper ist wirklich ein geniales Werk und gefällt mir besser als das Album "Songs from Blackmountain", welches ich zu Tode gehört habe. Ich kann verstehen, dass die Throwing-Cooper-LIVE-Fans die neuste Scheibe nicht mögen, doch dem Autor der CD-Kritik empfehle ich folgendes: Wenn du "Throwing-Cooper" hören willst, dann hör "Throwing-Cooper". Von objektiver Kritik kann nicht die Rede sein...

  • Vor 16 Jahren

    so gerne ich live habe und so sehr ich "throwing copper" oder auch "secret samadhi" liebe:

    ES GIBT KEINE OBJEKTIVE PLATTENKRITIK!

    ...und den plural von CD schreibt man ohne apostroph...