laut.de-Biographie
Mad Season
Mad Season, eine englische Umschreibung für die Zeit, in der Magic Mushromms in voller Blüte stehen. Für den Pearl Jam-Gitarristen Mike McCready zudem die Bezeichnung für massiven Alkohol- und Drogenmissbrauch. Fast nur logisch, eine Grunge-Allstar-Band voller Junkies nach dieser inoffiziellen Jahreszeit zu benennen.
Während der Produktion zu Pearl Jams "Viatology" begibt sich deren Gitarrist McCready in Reha, um seine Heroin-Sucht zu überwinden. Dort trifft er auf den The Walkabouts-Bassisten John Baker Saunders, der ebenfalls versucht, von der Nadel loszukommen. Schnell bildet sich eine Freundschaft zwischen den beiden Leidensgenossen. Erste gemeinsame Jams und Songfragmente entstehen.
Nach erfolgreicher Entziehungskur suchen die beiden weitere Musiker, um ihre melancholischen und vom Entzug geprägten Songs unter die Menschheit zu bringen. Im umtriebigen Seattle der Grunge-Tage kein großes Problem. Vor dem Bandgedanken steht die Musik und unzählige Kollaborationen wie Brad, Three Fish und Temple Of The Dog gehören zum Alltag.
Den Posten am Schlagzeug übernimmt Barret Martin, Schlagzeuger der Screaming Trees. Doch der wahre Clou gelingt den beiden mit der Besetzung des Sänger-Postens. Mit Layne Staley stößt der charismatische Frontmann von Alice In Chains zu dem Projekt und trägt mit seiner schneidenden Stimme und den düsteren Lyrics entscheidend zur Atmosphäre des Debüt-Albums "Above" und der Erfolgssingle "River Of Deceit" bei. McCready hofft mit der Besetzung auch, Staley in der Umgebung cleaner Freunde auf den richtigen Weg zu bringen. Er sollte sich leider täuschen.
Zuerst nennt sich die Band The Gacy Bunch, frei nach dem Serienmörder John Wayne Gacy und der 1970er-Familienserie "The Brady Bunch", nennt sich aber nach den ersten Auftritten in Mad Season um.
"Above" wird in den Bad Animals Studio in Seattle aufgenommen und vom Pearl Jam-Toningenieur Brett Eliason sowie der Band selbst produziert. Auf zwei Tracks ("Long Gone Day", "All Alone") begleitet Staley der Screaming Trees-Sänger Mark Lanegan am Mikro. Neben Grunge findet sich im Stil der Band Blues, 1970er Rock-Improvisationen und selbst Jazz wieder. "Die Musik nahmen wir in sieben Tagen auf. Layne arbeitete noch ein paar Tage intensiv an den Vocals, da wir zu dem Zeitpunkt nur zweimal geprobt und vier Shows gemacht hatten", erinnert sich McCready.
Nach dem Release spielen die vier Musiker einige Gigs, aus denen das Video "Live At The Moore" hervorgeht. Zudem steuern sie den Titel "I Don't Wanna Be A Soldier" zum John Lennon-Tribut "Working Class Hero" bei. Danach trennen sich die Wege. Jeder widmet sich wieder seiner Hauptband, mit dem festen Ziel die erfolgreiche Zusammenarbeit als Mad Season weiter zu führen.
1996 erweisen sich Staleys Drogenprobleme nach einem letzten Alice in Chains-Studioalbum und einer Unplugged-Platte als so massiv, dass er sich zunehmend aus der Öffentlichkeit zurück zieht, außer Stande sein musikalisches Talent weiter zu teilen. Nach gerade einmal einem Longplayer das vorläufige Ende für Mad Season. McCready, Saunders und Martin ersetzen ihn durch den ehemaligen Gastsänger Lanegan, benennen sich in The Disinformation um.
Doch die Probleme, die einst zur Gründung führten, überschatten von nun an den weiteren Weg. Songzeilen wie "My pain is self-chosen" und "Slow suicide's no way to go" hängen wie ein Damoklesschwert über den Bandmitgliedern. Am 15. Januar 1999 stirbt John Baker Saunders an den Folgen einer Überdosis Heroin. Drei Jahre später, am 5. April 2002, folgt ihm mit einer Überdosis Heroin und Kokain auch Layne Staley. Seine Leiche wird erst zwei Wochen nach seinem Ableben in seinem Apartment aufgefunden.
Erst zehn Jahre später, im Jahr 2012, finden McCready und Martin für ein Benefiz Konzert in Seattle wieder zusammen. The Rockfords-Bassist Rick Friel und Sänger Jeff Rouse übernehmen die vakanten Posten. Im Juli 2012 bestätigt Martin, dass Mark Lanegan auf einem neuen Mad Season-Album die Vocals übernehmen wird. Auf der Deluxe Edition von "Above" finden sich drei Songs von The Disinformation, neu von Lanegan eingesungen.
"Laynes Lyrics klingen für mich auch heute noch frisch. Sie berühren mich immer noch", resümiert Mike McCready über die Arbeiten an der Deluxe Edition. "Ich frage mich wie Layne wohl heute beisammen wäre, welche Musik er machen würde oder ob er mittlerweile Vater wäre. Ich vermisse John und ich vermisse Layne."
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