laut.de-Kritik

"Kontostand: Donald Trump!" Hier leider eher Bildungsstand.

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Sein drittes Album thematisiert zwar wieder sein äußerliches Erscheinungsbild, doch anstelle der Körperbreite steht Majoes neu erworbenes Tattoo im Vordergrund. Was ist da denn los? Hat sich der Rapper etwa verändert?

Der Titeltrack lässt es zumindest vermuten: "Auge Des Tigers" gibt sich emotional dramatisch. Alles auf Anfang, neues Kapitel, Majoe kann auch anders. "Mit den nächsten Zeilen möcht' ich nicht auf wichtig tun / Die nächsten Zeilen sind kein Business Move" Hä? Will er jetzt tatsächlich ernst genommen werden? Textliche Verbesserung ist hier zumindest noch nicht zu erkennen: "Deshalb rappe ich im Unterhemd was mir auf der Zunge brennt".

Dann rauscht plötzlich Regen im Hintergrund, der Donner grollt. Alle wollen immer "Mitreden", keiner hat eine Ahnung von Majoes Leben. Tatsächlich, er kämpft immer noch um Anerkennung: "Und wenn du denkst ich kenn' nur Groupies und Fitness-Tipps, dann nimm mein' Beat und zeig du mir, was Hip Hop ist".

Schon beim nächsten Track bereut man es, wenn der Duisburger zusammen mit Label-Oberaffe Farid Bang auf "Silberner Ferrari" in alte Muster zurückfällt: "Ich komm' im silbernen Ferrari, hab zwei Fragen an das Land / Was kostet die Welt und ob ich bar bezahlen kann / selbst am Hochzeitstag hab' ich meine Arme angespannt". Der Chef-Banger kommt mit mittelmäßigen Punches daher und betont seinen nicht vorhandenen Intellekt: "Ferris MC ist ein Nuttensohn, am besten sollte er jetzt seinen Sarg finden." Dass Majoe über ebenso wenige Synapsen im Hirn verfügt, zeigt er hiermit: "47166 ist der Barcode." Nein, lieber Majoe, Bar Code ist nicht das englische Wort für Postleitzahl. Das heißt Zip Code. Das weiß sogar der Google-Übersetzer.

Also macht Majoe halt das, was er am besten kann: über Bitches, Bizeps und den Benz rappen. "Sidechick" widmet sich dem Lifestyle des Bizeps-Prolls und seiner Verachtung für Frauen. Ist halt leider ebenso wenig originell wie "Atme Aus", das mit Vergleichen aus dem Fitnessstudio prahlt. Dazu faselt Majoe von einem Hochschulbesuch, vermutlich hatte Kollegah einen Bring-Dein-Kind-Mit-In-Die-Uni-Tag. "Studium adé, ich mach' jetzt Hits auf Papier" - wenn es nicht so traurig wäre, könnte man fast drüber lachen.

Nach dem ziemlich langweiligen "Narben" mit MoTrip und dem Geheule darüber, dass Majoe nicht nett zu seiner Ex war, folgt eine Fortsetzung des Kurdo-Features aus "Breiter Als der Türsteher". Der sagenhaft innovative Titel "Stresserblick 2" besticht mit Gang-Bang-Träumen von DSDS-Jurorin Shirin David und Homophobie: "Frauke Petry ist 'ne scheiß Lesbe."

"MA" ist ein erneutes Abgewichse auf die Oberkörperweite und das Ego. Anstelle der geistreichen Line "Kontostand: Donald Trump" hätte er lieber rappen sollen "Bildungsstand: Donald Trump", das hätte wenigstens der Wahrheit entsprochen. Nur kann man damit ja leider nicht angeben. Somit geht unter, dass Majoe flowtechnisch schon was drauf hat und die Produktionen ebenfalls hochwertig anmuten.

Der alte Homie Jasko darf dann auch mal kurz ran, bevor "Lass Uns Gehen" mit KC Rebell wie ein 187-Mitglied für Arme klingt. Der Banger-Laden versucht sich an Dancehall-esken Rhythmen und wirkt dabei so unglaubwürdig wie Trump beim Mexikaner. Aber Majoe toppt auch das noch, mit Autotune. "Aus Hatern Werden Fans" klingt dermaßen absurd, dass es kaum möglich ist, sich auf den Text zu konzentrieren. Man stelle sich bitte diesen Muskelprotz vor, wenn die Autotune-Gesänge erklingen. Wer da nicht lacht, hat genauso wenig Humor wie Majoe.

"Blutrote Augen" ist ein fragwürdiger Track übers Saufen mit einem Mark Forster-Abklatsch namens Philippe Heithier. "Wir sind noch lang nicht am Limit, leg' noch 'ne Schippe drauf / Wir ham vampirrote Augen, wie Boxer am taumeln / Verschwinden im Rausch, unsere Körper verschmelzen / schaut, die Sonne geht auf / ohne Zeitdruck und Sorgen empfangen wir den Morgen und zerfallen zu Staub." Ein "Twilight"-Fan scheint er auch noch zu sein.

Mit der Piano-Sample-Schnulze "Heut' Nacht" will er dann seine Ex zurück: "Damals sagte ich, dass es mit dir wie im Gefängnis wär' / Heute wünscht' ich, unsere Zeit hätte kein Ende mehr." Summer Cem poltert in "Blind" über den Beat und macht einen auf unbelehrbaren Knasti, während Majoe den gutmütigen Moralapostel gibt. Dass der Duisburger Banger zu Beginn noch ernst genommen werden wollte, hat er hier scheinbar schon wieder vergessen.

In "Wenn Die Sonne Aufgeht" behauptet Majoe allen Ernstes: "Egal ob blonde, schwarze oder weiße Haare / Wir lächeln alle in der gleichen Sprache." Gilt das auch für Lesben? Das zusammenhangslos hintenangestellte "Proud to be" verwirrt etwas, da man sich automatisch fragt, ob das wirklich seine Message ist, oder ob doch eher wieder sein Englisch versagt hat.

"Danke" setzt dem "Auge Des Tigers" das Krönchen auf. Nicht aufgrund der "Ich wollte nur mal Danke sagen"-Lines. Und auch nicht, weil das Mark Forster-Imitat wieder mit am Start ist. Es ist der unfassbare dudelige Elektro-Pop. Welcher Rapper, der von sich behauptet, Mütter zu ficken, kommt denn bitte mit sowas daher? Es fällt schwer zu glauben, dass ein Farid Bang das wirklich abgesegnet hat.

Was übrig bleibt von "Auge Des Tigers" sind folgende Erkenntnisse: Majoe würde gerne auch mal über etwas anderes rappen, sein beschränkter Horizont lässt das allerdings nicht zu. Banger Musik bitet in alle Richtungen was das Zeug hält, egal ob beim Sido-Mainstream oder der 187 Strassenbande, blind ausgeteilt wird trotzdem. Majoe will ernst genommen werden, checkt aber nicht, dass sein gesamtes Auftreten dazu beiträgt, dass er nicht ernst genommen wird. Außerdem vermisst er seine Ex.

Trackliste

  1. 1. Auge Des Tigers
  2. 2. Mitreden
  3. 3. Silberner Ferrari
  4. 4. Sidechick
  5. 5. Atme Aus
  6. 6. Narben
  7. 7. Stresserblick 2
  8. 8. MA
  9. 9. Draußen
  10. 10. Lass Uns Gehen
  11. 11. Aus Hatern Werden Fans
  12. 12. Blutrote Augen
  13. 13. Heut' Nacht
  14. 14. Blind
  15. 15. Wenn Die Sonne Aufgeht
  16. 16. Danke

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