laut.de-Kritik

Rap aus Kanada ganz ohne Klöten, Klunker und Konkubinen.

Review von

Nicht zu verwechseln mit John 'Big Mac' McEnroe, in der Welt des weißen Sports für sein vorlautes Mundwerk gefürchteter Grand Slam-Champion im Ruhestand. Obwohl dieser sich, wenngleich wenig erfolgreich, auch schon als Musiker versuchte. Mit dem "washed up tennis guy" jedenfalls möchte der kanadische Rapper selben Namens bitte schön nicht in Verbindung gebracht werden. Beheimatet in Vancouver, betreibt er dort das Label 'Peanuts & Corn' und zählt zur Speerspitze der Hip Hop-Szene Kanadas, die hierzulande, wen wundert's, im Gegensatz zum dominanten großen Nachbarn im Süden einen vergleichsweise recht bescheidenen Stand hat.

Der Fokus von McEnroe zeigt sich in Sachen Labelpolitik und in Bezug auf Sound sowie Inhalte seiner Raps differenziert. Hier steht eine Ästhetik bzw. Thematik im Vordergrund, die keinen besonderen Wert legt auf die von so manchem gemachten Kollegen des Mainstreams geradezu inflationär bemühten Statussymbole à la dicke Kisten, Klöten, Klunker, Konkubinen. McEnroes Album Debüt für Vertical Form erscheint dagegen alles andere als platt und oberflächlich, er bemüht keine altbekannten, ausgelutschten Klischees, die einem ohnehin das Gähnen ins Gesicht meißeln. Nein, vielmehr selbstironisch, im munter fließenden Stil erzählt er Geschichten aus dem Alltag, sozusagen von fünf Jahren Arbeit in der Fabrik. Da macht man sich über ganz andere Dinge so seine Gedanken.

McEnroe beobachtet, hinterfragt und kommentiert das gesellschaftliche Geschehen, die sozialen Zustände, er greift bisweilen gerne zum Mittel der Satire und offenbart dabei in gleicher Weise seine überaus politische Bewandtheit. Andererseits vergisst McEnroe ebenso wenig die heimische Szene, seine Bros., die er mit fast schon hymnenhaften Props und allerlei Credits hervorhebt. Nebenbei bringt er sich in diesem Zusammenhang provokant in Stellung, speziell gegenüber US-Kollegen aus dem, Zitat Infoblatt, "Alt.Hop". Was immer das auch bedeuten mag. Jedenfalls ein interessantes Album, das Anhängern von Lex, Anticon oder Def Jux ein Check wert sein sollte.

Trackliste

  1. 1. One More Tomorrow
  2. 2. Lifes Too Easy Pt.2
  3. 3. Dumb It Down (Feat. YY)
  4. 4. Call The Shots (Feat. Gruf)
  5. 5. 6,25 At The First Window (Feat. Pip Skid)
  6. 6. Disenfranchised
  7. 7. Billy's Vision 10
  8. 8. Suge Knight (Feat. Pip Skid And John Smith)
  9. 9. For Service In English, Press 2
  10. 10. Billy's Vision 2
  11. 11. Corner Store
  12. 12. Working In The Factory
  13. 13. Wandering Eye
  14. 14. Party People (Feat. Birdapres)

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