laut.de-Kritik

Synthies statt Gitarren - ein Lernprozess.

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Was sich auf den Vorgänger-Alben bereits andeutete, findet auf "Synthetica" seine konsequente Fortsetzung. Passender hätte man den Albumtitel eigentlich gar nicht wählen können, denn die kanadischen Indiepopper um Frontfrau Emily Haines sortieren weiter fleißig Gitarren-Amps aus und füllen den neu gewonnenen Platz im heimischen Proberaum mit reichlich Synthie-Equipment aus.

Fans der Combo müssen sich in Geduld üben, denn weder garantiert das bloße Umschnallen einer zackigen BC Rich gehaltvollen Schwermetall, noch dringt man in den Synthie-Olymp vor, nur weil im Studio plötzlich flächendeckend Anorganisches die Oberhand gewinnt. Metric befinden sich in einem künstlerischen Lernprozess, der noch lange nicht abgeschlossen scheint. Denn Songs wie "Dreams So Real" oder das arg kitschig instrumentierte "Lost Kitten" belegen, dass der Grat zwischen nachhaltig Sphärischem und belanglosem Keyboard-Geplänkel oftmals nur ein schmaler ist.

Zum Glück können sich Metric aber auf ihre Songwriting-Qualitäten verlassen. Letztlich holen melodieverliebte Vocal-Parts ("Artificial Nocturne") und gehaltvolle Hit-Strukturen ("Breathing Underwater", "The Void") die Kohlen aus dem Feuer und hauchen der doch arg sterilen Oberfläche Leben ein.

Dass die Briten aber auch noch wissen, wie organisches Rockgut inszeniert wird, beweist der Song "Youth Without Youth", der mit forschem Beat und angezerrten Sechssaitern für willkommenes Kontrastprogramm sorgt. Hier hätte sich das dunkle Timbre eines Lou Reed wahrscheinlich wohler gefühlt als beim poppigen "The Wanderlust". Vielleicht hätte man dem Altmeister aber auch einfach nur etwas mehr Spielraum geben müssen, anstatt sein Mikro lediglich während des Refrains mit Strom zu versorgen.

Es gibt so einige Baustellen auf "Synthetica". Mit der Erschaffung synthetischer Welten tun sich die Kanadier weiterhin schwer. Zu langatmig und klinisch ziehen sich die Soundspielereien in die Länge. Die fundierten Grundqualitäten dienen abermals, wie schon beim Vorgänger "Fantasies", als Rettungsanker. Die Seen, auf denen der Metric-Viermaster in letzter Zeit bevorzugt schippert werden immer tiefer. Die Länge der Ankerkette bleibt jedoch gleich, und so drängt sich am Ende zwangsläufig die Frage auf: Wie lange geht das noch gut?

Trackliste

  1. 1. Artificial Nocturne
  2. 2. Youth Without Youth
  3. 3. Speed The Collapse
  4. 4. Breathing Underwater
  5. 5. Dreams So Real
  6. 6. Lost Kitten
  7. 7. The Void
  8. 8. Synthetica
  9. 9. Clone
  10. 10. The Wanderlust
  11. 11. Nothing But Time

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