laut.de-Kritik

Ein Mix für den Fünf-Uhr-Tee.

Review von

Der Blick in den DJ-Schedule von Michael Mayer treibt selbst hartgesottenen Plattenauflegern ein ehrfürchtiges Staunen ins Gesicht. Termin reiht sich dort an Termin. Clubs auf der ganzen Welt bespielt Mayer mit seinem Sound. Umso erstaunlicher, dass er im August sogar mal wieder Zeit gefunden, sich in Köln an die Plattenspieler zu stellen und dabei gleichzeitig den Aufnahmeknopf zu drücken. "Immer 2" heißt der neue Mix und ist damit die Fortführung dessen, was vor drei Jahren mit der Compilation "Immer" seinen Anfang genommen hat.

Zwölf Lieblingstracks haben haben es auf "Immer 2" geschafft, zusammengehalten von Mayers feinem Gespür für Dramaturgie. Wie schon bei seinem Mix in der bekannten Compilation-Reihe des Londoner Fabric Clubs, so besticht er hier einmal mehr durch den geschmackssicheren Griff in sein Plattencase. Der fällt auf "Immer 2" durchweg verträumt und zumeist auch melancholisch aus. Nicht unbedingt ein Mix für den Club, eher was für den Fünf-Uhr-Tee.

Man darf sich also über einen feinen Mix freuen, der zwölf Tracks lang noch einmal die entspannte Afterhour-Stimmung des vergangenen Sommers wachküsst. Analog knisternd macht "Ploosh" von Someone Else den Anfang. Unterschwellig schleichen sich danach mit Ian Simmonds, Brooks und Frank West zarte Beats in den Mix. Höflich erinnern sie einen daran, dass man zu elektronischer Musik auch Tanzen kann. Muss man aber nicht, und bei dem lockeren, beinahe schon jazzigen Flow von "Immer 2" sowieso nicht.

Erst mit Justus Köhncke, Lindstrom und The Rice Twins wird der Mix etwas aggressiver, fordern Rhythmuspatterns zum Tanz. Gleich danach lädt das russische Minimal-Duo Scsi-9 mit "Morskaya" schon wieder zum Zurücklehnen ein. Es macht die Klasse von "Immer 2" aus, dass es Michael Mayer versteht, auch den ruhigen Momenten ihre Intensität zu entlocken. Auf sein geschultes DJ-Ohr kann er sich dabei stets verlassen. "Immer 2" ist Michael Mayers musikalischer Kontrapunkt zum Leben unter der Discokugel, eine Angelegenheit des Herzens. Das ist während jeder Sekunde zu spüren.

Trackliste

  1. 1. Someone Else - Ploosh
  2. 2. Ian Simmonds - The Dog
  3. 3. Brooks - Tell Somebody About The Beat
  4. 4. Frank West - 2nd Booty
  5. 5. Crowdpleaser & St. Plomb - 18 Years
  6. 6. Justus Köhncke - Advance
  7. 7. Lindstrom - Another Station (Todd Terje Remix)
  8. 8. The Rice Twins - For Dan
  9. 9. SCSI 9 - Morskaya
  10. 10. Jesse Somfay - Lying In A Bed Of Myst
  11. 11. DK7 - Where's the Fun (Sten Remix)
  12. 12. Geiger - Good Evening (Supermayer Remix)

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