laut.de-Kritik
Barbapapa für Techno-Fans.
Review von Daniel StraubElektronische Musik und visuelle Kunst - das war vor allen Dingen zu Beginn der 90er Jahre eine äußerst fruchtbare Allianz. Als sich House und Techno vom Nischen- zum Massenphänomen entwickeln, geschieht das nicht zuletzt auch über die starke visuelle Präsenz auf dem Bildschirm. Kaum ein Medium scheint so gut zu den repetitiven Beats elektronischer Clubmusik zu passen wie der Videoclip. Mit dem Niedergang des Musikfernsehens verloren auch viele Produzenten das Interesse an der visuellen Seite.
Die beiden Schweden Marcus Henriksson und Sebastian Mullaert bilden da eine mittelgroße Ausnahme. Seit dem letztjährigen "Animals" gehören Minilogue zur ersten Techno-Garde. Jetzt zeigen sie mit "Animals - The Movie", dass Videoclips noch längst nicht zum alten Eisen der Popkultur gehören.
Insgesamt fünf Videokünstler haben Minilogue an der optischen Umsetzung ihrer Musik arbeiten lassen. Entstanden ist - entgegen dem etwas irreführenden Titel - zwar kein Film, dem ein Plot zu Grunde liegt; dafür ist "The Movie" aber eine sehr gelungene Zusammenstellung unterschiedlicher Videoclips, die wunderbar mit der Musik von Minilogue harmonieren.
Als roter Faden für das Videoprojekt dienen eine Vielzahl von imaginären Tieren, die in der Vergangenheit bereits auf zahlreichen Releases aufgetaucht sind und über die Jahre zur Corporate Identity der schwedischen Techno-Produzenten avancierten. Vielfach fungieren die Tiere sogar als Alter Ego von Marcus Henriksson und Sebastian Mullaert, die sich der Öffentlichkeit wann immer möglich entziehen. Kein Wunder also, wenn die beiden scheuen Schweden bei der Besetzung der Hauptrollen ihrer ersten DVD-Veröffentlichung an die phantastischen Wesen ihrer ganz eigenen Tierwelt denken.
Den promintesten Auftritt feiert der Minilogue-Zoo in den Videos zu den Tracks "Hitchhiker's Choice" und "Animals". "Hitchhiker's Choice" wurde bereits 2007 auf Crosstown Rebels veröffentlicht und für "Animals - The Movie" von Kristofer Ström als Cartoon-Clip umgesetzt. Bei der Preview auf YouTube entwickelte es sich innerhalb kürzester Zeit zum Click-Magneten: Rund drei Millionen Mal flimmerte das Video über die Bildschirme. Unter den Augen der Zuschauer lässt der Zeichner die Minilogue-Wesen immer wieder aufs Neue morphen. Reduziert und ideenbeladen zugleich, passt der Clip bestens zum Sound der Produzenten.
Rhythmisch perfekt aufeinander abgestimmt, ergänzen sich Sound und Bild zu einem intensiven audiovisuellen Trip. Langsame Schnittfolgen und ruhige Bildkompositionen tragen ihren Teil zur gelungenen Minilogue-DVD bei. Als einziger Negativpunkt bleibt anzumerken, dass Specials, Interviews oder ähnliches leider fehlt. Dennoch lädt diese Veröffentlichung vielleicht eine neue Generation von Techno-Produzenten dazu ein, das Medium Film/Videoclip für sich wiederzuentdecken. Nach Jahren der Reduktion auf reine Funktionalität würde der Szene eine kreative Renaissance im visuellen Bereich schließlich sehr gut zu Gesicht stehen.
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