laut.de-Biographie
Mireille Mathieu
Was die künstlerische Einschätzung in Deutschland betrifft, ergeht es Mireille Mathieu ähnlich wie ihrer italienischen Kollegin Caterina Valente: Fälschlicherweise nimmt man beide, obwohl internationale Stars, hierzulande allzu oft ausschließlich als Schlager-Sängerinnen wahr. Dabei zeigen deren Aufnahmen in deutscher Sprache lediglich einen kleinen Ausschnitt aus ihrem Spektrum.
Mireille Mathieu kommt am 22. Juli 1946 in französischen Avignon zur Welt. Die Familie ist kinderreich, Mireille zählt später 13 Geschwister. Im Alter von vierzehn Jahren trägt sie mit Hilfsarbeiten in einer Fabrik zum Einkommen der Familie bei und finanziert sich damit auch Gesangsstunden.
Sie nimmt regelmäßig am alljährlich stattfindenden städtischen Gesangswettbewerb "On Chante Dans Mon Quartier" teil, und belegt nach einigen vergeblichen Anläufen mit ihrer Interpretation von Edith Piafs "La Vie En Rose" 1964 den ersten Platz. Das eröffnet ihr die Möglichkeit, in Pariser Talentwettbewerben ihr Können unter Beweis zu stellen.
1965 trifft sie auf Johnny Stark, der fortan als Manager Mireilles kommende Karriere entscheidend beeinflusst. Er verschafft ihr Auftritte bei Events und in TV-Shows - und mit dem Album "En Direct De L'Olympia" wird 1966 entgültig ein neuer Star geboren. Mireilles Fangemeinde wächst rasant, 1968 gilt sie bereits als die beliebteste Sängerin Frankreichs.
Bald schon reißt sie die einengenden Landesgrenzen nieder und steigert ihren internationalen Bekanntheitsgrad. Im benachbarten Deutschland entwickelt sich die kleine Französin - zunächst mit Liedern in eigener Sprache - immer mehr zum Dauergast auf dem Fernsehbildschirm.
Auch Amerika empfängt die junge Künstlerin mit offenen Armen. In den USA ist sie zu Gast in der Ed Sullivan Show, macht die Bekanntschaft mit Elvis Presley, und steht in Las Vegas mit Dean Martin und Frank Sinatra auf der Bühne.
1969 kommt es zur Begegnung mit dem bekannten Komponisten und Produzenten Christian Bruhn, der für Mireille ihren ersten deutschen Hit "Hinter Den Kulissen Von Paris" schreibt. Das bedeutet für sie den entgültigen Durchbruch in der BRD, dem sich bis weit in die siebziger Jahre viele weitere Erfolgstitel anschließen. Das Publikum nennt sie liebevoll den "Spatz von Avignon". Songs wie "An Einem Sonntag In Avignon" und "Es Geht Mir Gut, Chérie" belegen bundesweit Charts-Spitzenplätze.
Ausgedehnte Tourneen führen Mireille in den Folgejahren immer wieder rund um die Welt. Einen besonderen Höhepunkt stellt dabei 1986 ein Konzert in China dar, das sich in diesen Jahren nur sehr zögerlich westlichen Künstlern öffnet. In Peking hinterlässt sie begeisterte Zuhörer. Das 40-jährige Bühnenjubiläum begeht die Sängerin 2005 mit neuer CD, einer Tournee und einer Reihe von TV-Auftritten.
Im Laufe ihrer Karriere nimmt die Mathieu bis 2012 rund 1.200 Songs in elf Sprachen (darunter Russisch, Chinesisch und Okzitanisch) auf. Über 120 Millionen weltweit verkaufte Tonträger unterstreichen den seit Mitte der Sechziger nicht abreißenden Erfolg. Als Duettpartnerin singt sie unter anderem zusammen mit Paul Anka, Placido Domingo, Barry Manilow, Tom Jones, Julio Iglesias und Harald Juhnke.
Mireille Mathieus großes Vorbild ist und bleibt die große Chansonette Edith Piaf, was ihr in Frankreich den Spitznamen "Piaf von Avignon" einträgt. 2012 wird - mit rund zwanzigjähriger Verspätung - auch in Deutschland das 1993 produzierte Album "Chante Piaf" veröffentlicht, auf dem die Künstlerin ihre ganze stimmliche Klasse voll ausspielt.
Markenzeichen bleibt dabei ihr unverwechselbares, helles und klares Tremolo. Ob Pop, Schlager oder Chanson - Mireille Mathieu überzeugt seit Jahrzehnten in allen Bereichen, und hat sich die Zuordnung als großer internationaler Star längst völlig zu Recht ersungen.
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