laut.de-Kritik

Mit der Selbstgenügsamkeit eines tibetischen Mönchs.

Review von

Das Leben ist bekanntlich nicht schwarz oder weiß! Von den viel zitierten Graustufen ist die Rede. In der Welt der Melo-Postrock Japaner geben tendenziell eher dunklere Phasen den Ton an, lauscht man ihrem verhangenen Emo-Core.

Zu hören war im Vorfeld von einem Inspirationsschub bei dem Quartett, das daraufhin die Ideenfülle gleich in zwei Werke kanalisierte: Weniger wie Yin und Yang soll "The Last Dawn" eher das letzte Fünkchen Hoffnung einfangen, das auf "Rays of Darkness" bereits entwichen ist. Auch das Artwork bedient sich der vermeintlich selben Schablone, einmal in etwas finsterer Ausführung und einmal in zumindest hellgrauer Fassung.

Und kennt man nicht die Tristesse, die das gesamte Oeuvre von Mono durchdringt, dann stutzt man wahrscheinlich erst mal ob dieser Aussagen bezüglich der Inspiration. Denn auf eine abrupte Abhandlung und sprießende Ideen wartet man vergeblich. Da muss man schon den Keimen beim Wachsen zusehen um das Aufblühen mitzuerleben und folglich die Durchführung aussitzen.

Takaakira und seine Landsleute spielen sich in Trance und schicken immer wieder ein einzelnes Riff auf die Reise. Das klingt schwülstig formuliert?! Naja, ein bisschen tönt es auch so. Dass es aber auch bei Kitsch besagte Graustufen gibt, wird oft übersehen. Und im Ausloten dieser sind Mono Experten. Auf dem Vorgänger "For My Parents" kratzte man die Kurve nicht so gekonnt wie noch auf "You Are There" - geschwollene Streicherhüllsen ertränkten alles andere.

Nicht so im Falle von "The Last Dawn". Gebetsmühlenartig tragen sich Motive beharrlich durch teilweise acht Minuten. Die Dynamik liegt dabei in der Umformulierung, Neuakzentuierung und in der instrumentellen Zuarbeit von links und rechts. Einerseits wirkt das plattgetreten, andererseits scheinen die baumringartig aufgebauten Titel so sehr ihr Eigenleben zu führen, dass es schon fast wieder Haarspalterei wäre, die einzelnen Ringe zu zählen.

Jeder Titel scheint nur der Ausschnitt eines unerschöpflichen Loops zu sein, das kein Anfang und kein Ende kennt. Weit ab von jeder Bühne der Welt pflanzen sich die Raster ins Unterbewusste, evozieren Menschen entleerte Orte und strahlen dabei die Selbstgenügsamkeit eines tibetischen Mönchs aus.

Das Pendant-Album "Rays of Darkness" brüstet sich nach 13 Jahren erstmalig mit revolutionärem Streicher-Entzug - welch Segen. "Recoil, Ignite" richtet mehr Verwüstung an als alle Aufbraus-Momente auf "The Last Dawn": Komprimierter und fetter obwohl länger. Herrlich, wie sich die schroffere Rock-Besetzung hier niemals hinter lückenstopfenden Streichern versteckt, sondern das Heft an sich reißt. Nach dem Schleicher "Surrender" folgt ein weiterer mit "The Hand That Holds The Truth" - denkt man. Shouts und Uptempo-Tremoli belehren uns eines besseren, als der Song plötzlich kippt.

"The Last Rays" könnte dann auch von John Cage oder Steve Reich komponiert worden sein. Warum es für diese zehn Songcollagen nun zwei Alben bedarf, klärt sich nicht wirklich, doch ohnehin trotzten Mono jeder Konvention, was es sinnlos erscheinen lässt das Ganze in seine Einzelteile aufzudröseln.

Trackliste

CD 1

  1. 1. The Land Between Tides & Glory
  2. 2. Kanata
  3. 3. Cyclone
  4. 4. Elysian Castles
  5. 5. Where We Begin
  6. 6. The Last Dawn

CD 2

  1. 1. Recoil, Ignite
  2. 2. Surrender
  3. 3. The Hands That Holds the Truth
  4. 4. The Last Rays

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1 Kommentar

  • Vor 9 Jahren

    die review ist sehr treffend, da hat jemand den alben wirklich aufmerksamkeit geschenkt. "Weit ab von jeder Bühne der Welt pflanzen sich die Raster ins Unterbewusste, evozieren Menschen entleerte Orte und strahlen dabei die Selbstgenügsamkeit eines tibetischen Mönchs aus." - das bringt auf den punkt, was zumindest die songs von "the last dawn" in mir auslösen. "rays of darkness" hab ich noch nicht gehört, weil ich schlicht noch zu sehr von "the last dawn" eingenommen bin und abwarten möchte, bis meine dosis erhöht werden muss. bin sehr dankbar dafür, dass mono sich von der idee gelöst zu haben scheinen, mit opulentem streichorchester die melancholie aus ihrer höhle locken zu können..