laut.de-Kritik
Die madegassische Kelly Family panscht im Ethno-Topf.
Review von Andrea VetterDer Duft von exotischen orientalischen Gewürzen steigt dem Hörer beim Erklingen der fremdländisch anmutenden Klänge unweigerlich in die Nase. Baströcke schwingen vor dem inneren Auge im sanften Takt mit den Kokosnüssen an den Bäumen, die Sonne strahlt vom Himmel, mit einem leichten "Plitsch" werfen sich die Wellen an den Sandstrand; dazu sitzen die Dorfältesten im Kreis um ein Feuer, das kleine Kringelwölkchen in den Himmel stößt, und schlagen rhythmisch die Bongo...
Ganz so falsch sind diese Assoziationen wohl nicht: N'Java ist die madegassische Kelly Family, und die Kellys sind sich bekanntlich auch nicht zu schade, munter im Ethno-Topf zu panschen. Allerdings räumen N'Java dem Madagaskar-Folk Vorrang vor europäischen Einflüssen ein, wenn sich die zweite CD "Source" der fünf Geschwister auch an europäischen Hörgewohnheiten, was beispielsweise den gegliederten Aufbau der Songs oder den gelegentlichen westlichen "Beat" angeht, anlehnt.
Einigermaßen glattbügeln muss die Plattenfirma den Sound schließlich für die Verkaufszahlen. Während das Album am Stück genossen die mitteleuropäischen Ohren und Nerven trotzdem über das normale Maß hinaus belastet, hat die Scheibe, einzeln betrachtet, durchaus ihre Höhepunkte. Liebevoll gezupfte Gitarrenklänge schmiegen sich an den urtümlichen Gesang der Schwestern Monica und Lala und werden von relaxten Rhythmen begleitet. Die eher ruhigen Stücke wie das mit Wassergeplätscher unterlegte "fararano" nutzen diese freundliche Stimmung zu einem einfühlsamem Chill-Out-Sound.
Im Großen und Ganzen klingt diese CD jedoch etwas zu sehr nach einem für Madagaskar-Touris angefertigten Studio-Gag, aufgepeppt durch westliche Dance-Elemente. Auf der nächsten Sozialpädagogenparty wird die Platte den aufgeschlossenen Batiktuchträgern aber sicherlich viel Freude bereiten.
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