laut.de-Kritik
Die Klagenfurter klingen gereift und düsterer als bisher.
Review von Stefan FriedrichFünf lange Jahre haben sich Naked Lunch Zeit gelassen. Zeit, um noch einmal ganz von vorne zu beginnen. Zeit, um die Ereignisse Revue passieren zu lassen und zu versuchen, sich noch einmal aus den Trümmern der letzten Karriere zu erheben. Die Chancen dafür stehen nicht schlecht. Denn auch wenn Naked Lunch praktisch alles verloren hatten (Plattenfirma, Management, Agentur), so ist ihnen doch eins erhalten geblieben: Das Talent, große Songs zu schreiben.
Den Anfang macht die Vorabsingle "God". Die Klagenfurter klingen deutlich gereift und den Umständen entsprechend düsterer als bisher. Dieser erste Eindruck bleibt auch nach dem Hören des kompletten Albums bestehen. Doch noch ein anderer Umstand macht sich wieder und wieder in den "Songs For The Exhausted" bemerkbar: das ist die Nähe zu Weilheim und The Notwist.
Schon dem großartigen "First Man On The Sun" hört man an, dass es in Weilheim produziert wurde. Dass Olaf Opal inzwischen zur Band gehört, unterstreicht die Verbindungslinien zwischen den beiden Parteien noch mal. Spätestens beim wundervollen "Stay" kann man sich jedoch nicht mehr des Eindrucks erwehren, dass sich Naked Lunch an der neongoldenen Sample-Kiste bedient haben, und zwar mehr als nur einmal.
"Lost It All" schlägt in dieselbe Kerbe. Der Song an sich ist grandios, doch alles klingt hier von der ersten Sekunde an so extrem nach den Acher-Brüdern, dass man gewillt ist, "geklaut" zu rufen. Und es wird nicht besser. "In Your Room" bietet Notwist in Reinkultur. Mit Original-Gretschmann-Sounds und "One With The Freaks"-Gitarren. Erst bei "The Deal" ist wieder Eigenständigkeit zu erkennen, und die steht Naked Lunch sehr gut zu Gesicht, wie auch "Solitude" beweist.
"Songs For The Exhausted" lässt mich etwas ratlos zurück. Naked Lunch haben ohne Zweifel den Anschluss wieder geschafft und ein großes Album in den Ring geworfen. Allerdings hat die Platte ihre stärksten Momente meistens dann, wenn sie eindeutig nach Notwist klingt, bzw. sogar Samples von deren letztem Album "Neon Golden" verwendet.
4 Kommentare
schade, dass die platte bisher so wenig aufmerksamkeit auf sich gezogen hat. kennt die hier wer?
der begriff "indie-pop" wird diesem album nur schwer gerecht.
wie auch schon the notwist auf "neon golden" bewegen sich hier naked lunch (aus österreich) irgendwo zwischen melodien mit pop-appeal, indie-rock, reduzierten elektro-beats und minimalistisch-melancholischen arrangements. ziemlich geile sache.
anspieltip: 'god
Zitat (« anspieltip: 'god »):
Ich kenn nur God, aber da is' wirklich herrlich (und auf jedem jedem Sampler zur Zeit drauf...). Dieser kleine Rythmuswackler in der Mitte, die komischen Gitarren - ich muss unbedingt mal in das Album reinhören.
*sumdidum*
ich kenn nur i´ve lost it all und wenn die den text ernst meinen...krass!! ist das ganze album so depressiv? ich find den song wirklich schön, aber bei dem text muss man sich ja sorgen um den schreiberling machen...:smoke:
ach naked lunch ist so verdammt geil ... die neuen wie die alten sachen ... live wie auf der cd
und god ist überhaupt der hammer oder solitude..