laut.de-Kritik
Stagnation auf hohem Niveau.
Review von Julius StabenowKlar, auch im Jahr 29 nach "Illmatic" zählt Nas ohne Frage zu den begnadetsten Rappern dieser Welt, der auf wirklich jedem Beat brillieren kann. Als er im Jahr 2020 anfing mit Star-Produzent Hit-Boy zu arbeiten, hätte wohl keiner einen Run von sechs Alben in drei Jahren erwartet, inkl. des ersten Grammys nach insgesamt unfassbaren 14 Nominierungen. Auf der einen Seite steht die rappende Queensbridge-Legende, bekannt für einen eher mittelmäßigen Beatgeschmack. Auf der anderen Seite der ehemalige Hausproduzent von Kanyes GOOD Music, bekannt für seine grundsoliden, aber selten herausragenden Beats. Bewiesen die ersten beiden "King's Disease"-Alben noch das Gegenteil, ist allerspätestens mit "Magic 3" als finaler Abschluss der beiden Trilogien Ernüchterung eingekehrt.
Vielleicht kann man einem 50 Jahre alten Rapper aber auch nicht unbedingt vorwerfen, nicht mehr innovativ zu sein? Nach sechs Alben in drei Jahren ist dann doch irgendwie die Luft raus und es fehlt an wirklich auffälligen Highlights. Eigentlich könnte ich die Review zum direkten Vorgänger, der nur knapp 2 Monate zuvor erschienen ist, nahezu eins zu eins übernehmen. Nas hat in seiner langen Karriere alles erreicht und muss niemandem mehr etwas beweisen. Doch anstatt diese komfortable Situation zu nutzen und Experimente zu wagen, bleibt er bei lyrischer Ghetto-Nostalgie, dem eigenen "Superhero Status" und der 2020er Version des Golden Era Sounds. Einzige Ausnahme der Platte: Auf "Sitting With My Thoughts" beackert Nas einen melancholisch-treibenden Trap Beat und reflektiert seinen bisherigen Werdegang. Selbst die Lil-Wayne-Kollabo "Never Die" ist klassisches Kopfnicker-Material und gleichzeitig das einzige Feature des gesamten Albums. Ansonsten reihen sich Jazz- und Soul-Samples an LoFi-Vibes und Boombap Styles. Das Ergebnis ist trotzdem unhatebar, mehr aber eben auch nicht. Weder überraschend noch herausfordernd. Das Album eines Veteranen, der auf hohem Niveau stagniert, womit er seinen Altersgenossen allerdings schon viel voraus hat.
"Magic 3" ist ein hochwertiges Album, das vor allem Nas selbst und seine Hardcore-Fans zufriedenstellt. Alle anderen können es gut durchhören, ohne das sowohl positiv als auch negativ wirklich was hängenbleibt. Beim Opener "Fever" schleicht sich dieses wohlig-warme Gefühl ein, das man nur bei jazzigen 90s-Beats bekommt. Das ändert sich bis zum letzten Ton kaum, es gibt keine Hook und keinen Beat, der dauerhaft im Ohr bleiben, einen Kandidaten für den Skip-Button gibt es aber eben auch nicht. Das mag für einen mittelmäßigen Untergrund MC ausreichen, an einen der zehn besten Rapper aller Zeiten sollten andere Ansprüche gestellt werden. Die kommenden Monate und Jahre werden zeigen, ob Nasir Jones seine wiedergefundene Lust am Rappen und den hohen Output auch nach dem Ende der Hit-Boy-Era behält. Dafür sollte er sich allerdings einen Produzenten suchen, der ihn musikalisch wieder mehr herausfordert.
2 Kommentare mit 2 Antworten
Kann mich der Rezi eigentlich nur anschließen. Der Abschluss eines herausragenden Runs zwischen Nas und Hit-Boy fühlt sich halt auch ein bisschen aufgewärmt an. Trotzdem cool: https://youtu.be/Ody5vNH0tMA?si=_7l_7yS5yv…
Hat mich nie gekriegt. Nas über Premo oder Apollo Beats wäre wahrscheinlich auch heute direkt ein Sure Shot.
Das wäre was. Apollo aber bitte mit Drums…
Ich würde trotzdem noch gerne Large Pro und Pete Rock mit ins Boot nehmen.